Blutrausch

Kopf.
    – Pfeif die Hunde zurück. Organisier meine Rückfahrt. Hast du mal aus dem Fenster gesehen? Weißt du, welche Tageszeit wir haben? Pfeif die Hunde zurück. Motherfucker, das sind nicht meine Hunde. Die Spitzel, die hinter getönten Scheiben sitzen und nach dir suchen, das sind Papas Leute. Organisier meine Rückfahrt? Ja wohin denn? Nach Hause? Soll ich dir freies Geleit durchs Koalitionsgebiet verschaffen? Willst du das? Scheiße. Das kann dauern. Besonders, weil Predo so scharf auf deinen Arsch ist. Was glaubst du, was hier abging, während du die ganze Nacht auf diesem Scheißhügel warst? Das bekackte Telefon hat die ganze Zeit geklingelt. Schau dir das mal an.
    Er holt sein Handy heraus, klappt es auf und zeigt mir die Liste der eingegangenen Anrufe.
    – Schau dir diese Scheiße an.
    PREDO
    PREDO
    PREDO
    – Die Kacke ist am Dampfen, Mann. Der Typ weiß, dass du sein Grundstück überquert hast. Sagt, du wärst mitten durch sein Blumenbeet getrampelt und hättest ein paar von seinen preisgekrönten Lieblingsgewächsen platt gemacht. Außerdem ist einer seiner Gärtner spurlos verschwunden. Und als man den Kerl das letzte Mal gesehen hat, war er hierher unterwegs. Sie fahnden nach ihm. Hier. Dort. Überall. Und jetzt erzählst du mir, dass du der alten Hexe auf dem Hügel nur eine kleine Abreibung verpasst hast? Weißt du, wer die Oma ist? Die gehört zur ganz alten Garde. Ist ’ne echte Antiquität. X hat behauptet, sie hätte Predo noch selbst die Windeln gewechselt. Außerdem hat X mir erzählt, dass sie sich mit Predo angelegt hat. Was du inzwischen ja selbst in Erfahrung gebracht hast. Aber das heißt noch lange nicht, dass Predo froh über die Sauerei sein wird, die du da oben angerichtet hast. Und jetzt willst du nach Hause? Motherfucker, du hast kein Zuhause mehr. Jetzt nicht mehr. Terry will mit dir nichts zu tun haben. Nicht, bevor dieser Mist vollständig geklärt ist.
    Er lehnt sich zurück und fährt mit einem Finger über sein Bärtchen.
    – Du kommst mit mir . Schlag deine Zelte bei Percy auf. Mit Percy legt sich keiner an. Papa jedenfalls nicht. Selbst wenn’s Scheiße regnet, landet kein einziger Tropfen auf Percys Dach. Ohne Witz. Also bleib für ein paar Tage da. Kann sein, dass ich dich brauche, um die ganze Kacke zu bezeugen. Predo wird sich zwar auf den Kopf stellen, aber wenn er checkt, was ich alles weiß, wird er den Schwanz einziehen müssen. Er wird Zugeständnisse machen. Wenn ich’s ihm sage, wird er aufhören, dich zu jagen. Und dann wird dich auch Bird mit offenen Armen willkommen heißen. Ein Hoch auf unseren tapferen Helden und so weiter. Alles, was du tun musst, ist, die Sache auszusitzen. Lass sich die ganze Scheiße erst mal setzen. Cool?
    Er streckt mir die Hand hin.
    Ich beachte sie nicht.
    – Ja. Das Problem ist nur, dass ich heute Nacht ein Date hab.
    Er hebt die Augenbrauen.
    – Er hat ein Date .
    Ich zucke mit den Achseln.
    Er hält mir immer noch die Hand hin.
    – Weißt du, Pitt, das ist nicht komisch. Ein Mann hält dir die Hand hin, zeigt dir, wie du aus dem ganzen Scheiß wieder rauskommst, und du machst Witze. Hör auf, den Scheißkomiker zu spielen, und nimm, was man dir anbietet. Noch mal werd ich dich nicht fragen.
    Ich betrachte seine Hand und denke an die Sonne und die vielen Stunden bis zu ihrem Untergang. Ich denke an das Blut, das ich getrunken habe, bevor ich hierhergefahren bin, den Beutel, den ich noch zu Hause habe und die schlimmen Dinge, die ich durchstehen musste. Wenn ich mit der Zunge über die Innenseiten meiner Wange fahre, spüre ich noch immer die Schnitte, die mir Vandewaters Jungs beigebracht haben, als sie mich gezwungen haben, den Pokerchip zu fressen. Ich betrachte den Mann, der mich diesen Hügel hinaufgeschickt hat, und die Hand, die er mir hinhält. Ich überlege mir, ob ich nicht einfach abdrücken und zusehen sollte, wie die Kugeln sein Gesicht durchlöchern.
    Er sieht mir in die Augen.
    Er ist nicht dumm. Er weiß, dass ich ihn nicht leiden kann. Er zieht die Hand zurück.
    – Dann mach’s eben auf deine verfluchte Art, Pitt.
    Ich lasse die Waffe sinken.
    – Darauf wird’s wohl hinauslaufen.
    Ich ziehe mir Riesenbrilles Skimaske über, lege die Handschuhe und die Sonnenbrille an.
    – Ist das eine Haltestelle der Linie A auf der anderen Straßenseite?
    Digga mustert mich.
    – Ja. Hast du Geld für ’nen Fahrschein?
    – Hast du noch den Tausender, den du für mich auf deinen Schlappschwanz von Hund gesetzt