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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Wir werden gleich abgeholt. Keine Sorge, er ist in der Nähe. Ich habe ihm schon gesagt, dass ich ihn heute Abend vielleicht brauchen würde. Allerdings hat er wohl gedacht, es würde ein bisschen länger dauern.« Er unterbrach sich und warf mir einen wissenden Blick zu. »Hast ihn ziemlich schnell abgeschleppt, was? Musst ihm gut gefallen haben.«
    »Ja, er war ganz angetan. Ich fühle mich geschmeichelt. Ehrlich, Bones, selbst wenn du den Wagen abschleppen lässt, ist noch zu viel Blut drin. Und du wolltest ja nicht auf mich hören, als ich gesagt habe, wir brauchen Putzzeug. Wenigstens ein bisschen sauber machen könnte man ja.«
    Er trat näher an mich heran, um noch einmal meinen Arm zu inspizieren. Jetzt war nur noch eine dünne rote Linie aus neuer Haut zu sehen. Nachdem er sich von meinem Wohlergehen überzeugt hatte, ließ er meine Hand jedoch keineswegs los. Ich mied zwar seinen Blick, spürte ihn aber trotzdem auf mir.
    »Vertrau mir, Süße. Das tust du nicht, ich weiß, solltest du aber. Du hast heute Abend übrigens ganze Arbeit geleistet. Der Pflock hätte fast sein Herz getroffen. Er hat ihm Kraft geraubt, genau wie der in seinem Hals. Du hättest ihn auch ohne mich erledigt. Du bist stark, Kätzchen. Freu dich.«
    »Mich freuen? Das ist wohl nicht ganz der passende Ausdruck. Erleichterung? Das trifft es eher. Ich bin erleichtert, weil ich noch lebe und ein Mörder weniger Jagd nach naiven jungen Dingern macht. Aber freuen? Freuen würde ich mich, wenn ich nicht von einem Vampir abstammen würde. Wenn ich zwei normale Elternteile und ein paar Freunde hätte und Zeit das Einzige wäre, was ich je totschlagen müsste. Oder wenn ich wenigstens einmal in einem Club gewesen wäre, um einfach nur zu tanzen und mich zu amüsieren, statt jemanden aufzuspießen, der mir nach dem Leben trachtet. Dann würde ich mich freuen. So... existiere ich bloß. Bis zum nächsten Mal.«
    Ich zog die Hand weg und entfernte mich ein paar Schritte, um etwas Abstand zwischen uns zu schaffen. Melancholie überkam mich, als ich über das gerade Gesagte nachdachte, lauter Dinge, auf die ich immer würde verzichten müssen. Manchmal war es beängstigend, sich mit zweiundzwanzig alt zu fühlen.
    »Schwachsinn.« Dieses eine Wort zerschnitt die Stille.
    »Wie bitte?« Typisch Vampir, kein bisschen Mitgefühl.
    »Schwachsinn habe ich gesagt. Du musst mit deinem Schicksal klarkommen wie jeder andere auf dieser beschissenen Welt auch. Du hast Fähigkeiten, für die manch einer töten würde, ob dir das nun gefällt oder nicht. Du hast eine Mutter, die dich liebt, und ein schönes Zuhause. Scheiß auf deine hinterwäldlerischen, ignoranten Nachbarn, die auf dich herabsehen, weil du ohne Vater aufgewachsen bist. Die Welt ist groß, und du hast eine wichtige Rolle in ihr zu spielen. Glaubst du, allen anderen geht es immer nur gut? Glaubst du, alle anderen können sich ihr Schicksal aussuchen? Tut mir leid, Süße, aber so läuft das nicht. Du kümmerst dich um die, die dir nahestehen, und kämpfst die Schlachten, die du gewinnen kannst, und das, Kätzchen, ist das Leben.«
    »Was weißt du schon davon?« Die Verbitterung machte mich mutig, und ich schleuderte ihm die Worte entgegen.
    Überraschenderweise warf er den Kopf in den Nacken und lachte, bevor er mich bei den Schultern packte und immer näher kam, bis sein Mund meinen fast berührte.
    »Du... hast... nicht... die leiseste... Ahnung davon, was ich durchgemacht habe, also... sag... mir... nicht, was ich weiß.«
    Eine kaum verhohlene Drohung lag in der Art, wie er jede Silbe einzeln betonte. Mein Herz begann zu jagen, und ich wusste, dass er es hören konnte. Sein Griff lockerte sich, bis seine Finger sich nicht mehr in meine Haut gruben, doch seine Hände blieben, wo sie waren. Gott, er war nah... so nah. Unbewusst fuhr ich mir mit der Zunge über die Lippen, und ein Schock durchzuckte mich, als ich sah, wie er die Bewegung mit Blicken verfolgte. Die Luft zwischen uns knisterte förmlich. Entweder lag es an seiner naturgegebenen Vampirenergie... oder an etwas anderem. Langsam wurde seine Zungenspitze sichtbar und glitt über seine Unterlippe. Es war ein faszinierender Anblick.
    Ein Hupen ließ mich fast aus der Haut fahren. Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ein Sattelzug abbremste und direkt vor uns anhielt. Der Lärm klang in der nächtlichen Stille ohrenbetäubend.
    »Bones...!« Ich hatte Angst, entdeckt zu werden, und wollte noch mehr sagen, als er sich dem Lastzug

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