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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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er ihn am Leben lassen solle, und weißt du, was ich geantwortet habe? Nein.«
    Ich trank in einem Zug meinen Kaffee aus. »Denken Sie nicht, ich würde Sie deswegen verurteilen. Meiner Meinung nach ist er selbst schuld.«
    »Ich habe meiner Tochter zuliebe nein gesagt, damit sie sich nie so vor ihm zu fürchten braucht wie ich«, sagte Tara und schenkte mir Kaffee nach. »Bones hat ihm auch nicht einfach nur den Hals umgedreht und ist wieder abgehauen. Er hat mich aus der Absteige herausgeholt, in der ich gehaust habe, und mir eine neue Bleibe verschafft. Schließlich habe ich das Frauenhaus gegründet. Jetzt bin ich es, die Frauen unter die Arme greift, die sonst niemanden haben, an den sie sich wenden können. Gott hat schon manchmal Sinn für Humor, nicht wahr?«
    Ich musste lächeln. »Ich bin sozusagen der lebende Beweis dafür.«
    Tara beugte sich vor und senkte die Stimme. »Ich habe dir das erzählt, weil er dich offensichtlich ins Herz geschlossen hat. Wie gesagt, er bringt sonst nie jemanden her.«
    Diesmal argumentierte ich nicht. Es hatte keinen Sinn, und ich konnte ihr nicht sagen, dass ich gar keine andere Wahl gehabt hatte, als mitzukommen.
    Dann wurde meine Aufmerksamkeit von etwas in Anspruch genommen, das das Mädchen im oberen Stockwerk sagte.
    »....ich musste meine Mitbewohner anrufen. Ich habe ihnen gesagt, ich hätte einen Exfreund getroffen und wir wollten zusammen wegziehen, aber das war gelogen. Ich weiß nicht, warum ich es gesagt habe; ich hörte, wie die Worte aus meinem Mund kamen, aber ich wollte das nicht sagen ... «
    »Schon in Ordnung, Emily.« Bones' Stimme war sanft. »Es war nicht deine Schuld, sie haben dir die Worte eingeflüstert. Ich weiß, es ist schwer, aber denk nach. Hast du außer Charlie und Dean noch jemanden gesehen?«
    »Ich durfte die Wohnung die ganze Zeit über nicht verlassen, aber außer ihnen ist nie jemand gekommen. Ich muss mich jetzt duschen. Ich fühle mich so schmutzig.«
    »Schon in Ordnung«, wiederholte er. »Hier bist du in Sicherheit, und ich werde die Schweine kriegen, die dafür verantwort-lich sind.«
    Es hörte sich an, als habe er das Zimmer schon verlassen, als sie plötzlich nach ihm rief.
    »Warten Sie! Da war doch jemand. Charlie hat mich zu ihm gebracht, aber ich weiß nicht wohin. Mir kam es vor, als hätte ich nur kurz geblinzelt, und dann waren wir in diesem Haus. Ich kann mich an ein großes Schlafzimmer mit Holzfußboden erinnern, die Tapete hatte ein rot-blaues Paisleymuster. Da war dieser Mann, er trug eine Maske. Ich habe sein Gesicht nie zu sehen bekommen, er hat immer diese Maske aufgehabt... «
    Ihre Stimme brach. Tara schüttelte angewidert den Kopf, denn das Gesagte brauchte keine weitere Erklärung.
    »Ich kriege sie«, sagte Bones noch einmal. »Versprochen.«
    Ein paar Minuten später kam er die Treppe herunter.
    »Sie hat sich beruhigt«, sagte er, mehr an Tara als an mich gewandt. »Sie heißt Emily und hat keine Familie, an die sie sich wenden könnte. Seit sie fünfzehn ist, ist sie auf sich allein gestellt, und ihre Freunde glauben, sie sei mit einem Exfreund abgehauen. Ich sehe keinen Grund, sie zu informieren und damit in Gefahr zu bringen.«
    »Ich setze noch mal Kaffee auf, dann gehe ich nach oben«, sagte Tara und stand auf. »Bleibt ihr noch?«
    »Geht nicht«, antwortete Bones mit einem Kopfschütteln. »Wir müssen heute Nachmittag unseren Flug erwischen und haben ein Hotelzimmer gebucht. Trotzdem danke, Tara. Ich stehe in deiner Schuld.«
    Sie küsste ihn auf die Wange. Diesmal spürte ich keinen Stich. »Nicht der Rede wert, Schatz. Pass auf dich auf.«
    »Du auch.« Er wandte sich mir zu. »Kätzchen?«
    »Ich bin bereit. Danke für den Kaffee, Tara, und für die nette Gesellschaft.«
    »Keine Ursache, Kind.« Sie lächelte. »Sei lieb zu unserem Jungen hier, und denk dran: Immer schön brav sein, außer ungezogen sein macht mehr Spaß!«
    Auf diesen augenzwinkernden Ratschlag hin musste ich überrascht auflachen, denn die Umstände, unter denen wir uns kennengelernt hatten, waren ja alles andere als zum Lachen gewesen.
    »Ich werde es mir zu Herzen nehmen.«
    Während der einstündigen Rückfahrt zum Hotel blieb Bones stumm. Ich wollte ihn so vieles fragen, aber natürlich konnte ich mich nicht dazu überwinden.
    Als wir dann auf dem Parkplatz ankamen, hielt ich das Schweigen nicht länger aus.
    »Also, was nun? Versuchen wir herauszufinden, ob auf Charlie ein Kopfgeld ausgesetzt ist? Oder ob irgendjemand

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