Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
euch alles erzählen«, erklärte ich und deutete auf den sprachlosen Vampir hinter mir, der einen Augenblick später von Geistern umzingelt war. Grimmig lächelnd ging ich nach oben in mein Zimmer.
Ich lief vor dem Bett auf und ab und überlegte händeringend, wie ich es anstellen sollte, unbemerkt in James' Nähe zu kommen, bevor all die anderen Ubour auf mich aufmerksam wurden.
Sie konnten mich nicht verwandeln, das wussten wir bereits, aber töten konnten sie mich sehr wohl. Zumindest glaubte ich das. Bisher wusste niemand, wie man mich vernichten konnte.
Ich war halb Vampir, hatte aber auch das Blut eines Schattenwächters in meinen Adern. Mein Vater war verschwunden, bevor er mir mehr darüber erzählen konnte, also konnten wir nur mutmaßen.
Vielleicht starb ich, wenn man mir den Kopf abschlug, so, wie es bei Vampiren der Fall war, oder mir einen Pflock ins Herz rammte. Ich hatte keinen blassen Schimmer, war aber auch nicht erpicht darauf, es herauszufinden.
Als sich die Tür öffnete, fuhr ich erschrocken herum und blickte in das verdutzte Gesicht unseres molligen Hausgeistes Berta.
»Schon mal was von Anklopfen gehört?« fragte ich barsch. Sofort veränderte sich ihre Miene. Sie warf mir einen so vernichtenden Blick zu, dass ich automatisch einen Schritt zurücktrat.
»Hast du deine Ohren nur als Dekoration? Ich habe mindestens eine Minute lang geklopft. Ich dachte immer, das Gehör von Vampiren sei außergewöhnlich, aber anscheinend gibt es auch Ausnahmen«, entgegnete sie vorwurfsvoll.
Offenbar war ich wirklich so in meine Gedanken versunken gewesen, dass ich ihr Klopfen nicht gehört hatte. Ich murmelte eine rasche Entschuldigung, setzte mich auf das Bett und legte die Hände in den Schoß. Berta zögerte einen kurzen Augenblick, dann nahm sie neben mir Platz und legte ihre Hand auf meine. Ihr Blick war jetzt wieder sanft, fast mütterlich besorgt, als sie laut seufzte und mein Gesicht eingehend studierte.
»Willst du mir nicht erzählen, was dich so in Aufruhr hält?«, fragte sie leise und wartete ab, dass ich etwas antwortete. Ich dachte kurz nach und war unschlüssig, ob ich ihr etwas von meinen Plänen erzählen sollte. Ich blickte in ihre warmen Augen, die mich so mitfühlend ansahen und da beschloss ich, ihr alles zu erzählen.
Berta unterbrach mich kein einziges Mal und so sprudelte alles aus mir heraus, was mir seit Tagen auf der Seele brannte. Meine Pläne, die Angst und die Zweifel die mich plagten, sowie die Leere die ich fühlte, seit James nicht mehr bei mir war.
Ich erzählte ihr von meinem Vorhaben, James zu töten. Sie nickte ab und zu, sagte aber nichts. Berta zeigte keinerlei Regung, unterbrach mich nicht, und erst als ich meine Ausführungen beendet hatte, holte sie tief Luft und atmete ganz langsam aus, bevor sie zu sprechen begann.
»Falls du jetzt denkst, ich würde versuchen dich von deinem Plan abzubringen, muss ich dich enttäuschen, denn ich kann sehr gut verstehen, was in dir vorgeht. Ich kann es noch immer nicht begreifen, dass er nie wieder zurückkommen wird. Ihr beide hattet ein Übereinkommen und es ist sehr lobenswert, dass du dich nun an dein Versprechen halten willst. Du solltest dir jedoch darüber im Klaren sein, dass es kein Spaziergang werden wird. Versprich mir, dass du vorsichtig bist, bei dem was du tust und dich nicht unüberlegt in Gefahr bringst, nur weil du auf Biegen und Brechen dein Wort halten möchtest«, bat sie mich besorgt.
»Ich verspreche es«, flüsterte ich, hatte aber keine Ahnung, wie ich dieses Versprechen halten sollte, denn um James von seinem Dasein als Ubour zu erlösen, würde ich mich zwangsläufig in Gefahr bringen.
»Versuche ein wenig zu schlafen, mein Kind. Danach wird es dir besser gehen und die Welt sieht wieder ganz anders aus«, sagte Berta und erhob sich. Ich bezweifelte, dass ein bisschen Schlaf meine zerrüttete Welt wieder ins rechte Licht rücken würde, lächelte jedoch zustimmend. Sie strich mir liebevoll übers Haar und ging.
Eine ganze Weile saß ich noch still auf dem Bett und dachte über ihre Worte nach, dann zog ich mich aus und löschte das Licht. Doch ein erholsamer Schlaf schien mir nicht vergönnt, denn nur eine Stunde später wachte ich nach Luft schnappend auf.
Ich hatte wieder von James geträumt und davon, wie ich ihn mit Hilfe meines Lichtes vernichtet hatte. Es war der gleiche Traum, wie schon die zahlreichen Nächte zuvor. An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken, also beschloss ich, mich
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