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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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jeden beliebigen Ort versetzen, gleich einer Maschine, die vor Ort nur einen Stromanschluss benötigte. Gerade weil man die Mitarbeiter heutzutage hin und her schob, wie Gebrauchsgegenstände, war allerorts der Kundenservice vor die Hunde gegangen oder man hatte es lediglich mit Ahnungslosen zu tun, schoss es Linkohr durch den Kopf. Er ärgerte sich, Kerstins Fragen zu diesem Naturschutzzentrum nicht beantworten zu können, tröstete sich aber damit, dass sie sich gar nicht mehr in seinem Zuständigkeitsgebiet befanden. Schopfloch gehörte zur Direktion Esslingen.
    Es war kalt und feiner Schnee rieselte durch die Nacht, als sie auf dem eisglatten Parkplatz vorsichtig durch Gerüststreben zur beleuchteten Eingangstür gingen. Linkohr war versucht, Kerstin an der Hand zu nehmen, um ihr auf dem rutschigen Untergrund Halt zu geben. Doch dann verwarf er diese Idee wieder. Die Tür war unverschlossen und löste beim Öffnen ein glockengleiches akustisches Signal aus. Sie gelangten in den wohltemperierten Innenraum, der indirekt erhellt wurde. Linkohr fielen einige Prospektständer und Ablagen für diverse Broschüren auf. Ein Tresen, der ihn an eine kleine Rezeption erinnerte, war offenbar für eine Aufsichtsperson gedacht, die um diese Zeit – es war immerhin bereits kurz nach 20 Uhr – vermutlich längst Feierabend hatte oder während des Winters gar nicht gebraucht wurde.
    Kerstin machte ein paar Schritte in den Raum, der sich y-förmig teilte. Links schien eine Art Kinderecke zu sein, rechts stach ihr ein mit Plexiglas bedecktes Landschaftsmodell ins Auge.
    Aus dem Treppenhaus, das sich links neben der Rezeption befand, näherten sich Schritte, sodass sich die beiden Kriminalisten nicht zusätzlich bemerkbar zu machen brauchten. Vor ihnen tauchte ein schlaksiger junger Mann auf. »Wenn Sie Herr Linkohr und Frau Iridon sind – dann darf ich mich vorstellen: Max Frenzel«, sagte er schnell, schüttelte den beiden die Hände und fragte sofort: »Krieg ich mein Auto wieder? Auf die Dauer wird ein Mietwagen ein bisschen kostspielig.«
    »Ich denke, dass Sie es morgen wiederkriegen«, beruhigte ihn Linkohr. »Die Spurensicherung ist abgeschlossen, soweit ich weiß.«
    »Und was ist so wichtig, dass Sie heut Abend noch hier rauffahren?« Er wartete die Antwort nicht ab, sondern bat die Besucher ins Treppenhaus, um sie in ein hell erleuchtetes Büro zu führen, wo er ihnen Plätze auf Schreibtischstühlen anbot. Ein älterer Herr, der gerade Prospekte sortiert hatte, verließ den Raum. Max Frenzel setzte sich an die Stirnseite der beiden aneinandergeschobenen Schreibtische und blinzelte Kerstin zu, was Linkohr nicht entging. Er beschloss deshalb, gleich dienstlich zu werden. »Meine Kollegin und ich sind heut Abend unterwegs, um die ganze Geschichte, die auch mit dem Unfall zu tun hat, endgültig abschließen zu können. Wir wissen natürlich, was Sie gestern dem Beamten der Unfallfluchtermittlungsgruppe gesagt haben – darauf brauchen wir nicht einzugehen.«
    »Ebenfalls nicht, dass Sie irgendwelche Probleme mit dem Autoschlüssel hatten«, fügte Kerstin an und demonstrierte damit ihre Kenntnis des Protokolls.
    »Probleme nicht. Wie kommen Sie denn auf Probleme? Ich hab nur nicht gleich bemerkt, dass einer meiner beiden Schlüssel fehlt.«
    Linkohr nickte und gab sich ebenfalls wissend: »Der Ihnen vermutlich in der Klinik entwendet wurde.«
    »Davon geh ich mal aus«, bestätigte der junge Mann, um plötzlich sein zur Schau gestelltes Selbstbewusstsein zu verlieren: »Ich hab doch nichts zu befürchten? Ich bin absolut clean, was die Sache anbelangt. Wenn Sie anfangen, mich zu verdächtigen, wäre das ziemlich uncool.«
    Kerstin grinste in sich hinein. Das war die Sprache der Jugend, der Linkohr auch schon langsam entwachsen zu sein schien. »Wir verdächtigen Sie nicht«, lächelte sie, um Frenzel zu beruhigen. »Uns würde nur interessieren, ob Sie kürzlich in der Schweiz waren.«
    »Schweiz, sagen Sie?« Pause. »Schweiz?«
    »Ja, Schweiz«, wiederholte Kerstin eher belustigt, weil sie den Eindruck hatte, Frenzel spiele den Ratlosen nur.
    »Schweiz, hmm. In die Schweiz zu fahren, ist ja nicht verboten, oder?«
    »Haben wir das behauptet?«, gab sich Linkohr verwundert.
    »Waren Sie dort – ja oder nein?«, mischte sich Kerstin wieder ein – und zwar einen Tonfall ernster.
    »Zwischen Weihnachten und Dreikönig war ich dort. Das ist sechs, sieben Wochen her. Aber rein privat, wenn ich das sagen darf. War

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