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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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dann:
    »Zuerst möchte ich Ihnen sagen, wie schrecklich leid es mir tut, dass Ihre Tochter verschwunden ist, und dass wir natürlich alles nur Erdenkliche unternehmen, um sie wiederzufinden.«
    Er fand es gut und wichtig, zu Beginn des Gespräches Mitgefühl zu zeigen.
    »Das weiß ich«, sagte Anne Grethe Junge-Larsen. »Wir sind Ihnen für Ihre Hilfe sehr dankbar. Und für die Unterstützung, die wir von allen Seiten bekommen.«
    Per Roland nickte und fragte sich erneut, wie er das Gespräch angehen sollte. Es war immer eine Gratwanderung. Egal ob es sich um einen Mordfall oder das Verschwinden einer geliebten Person handelte, die Angehörigen befanden sich immer in der größten Krise ihres Lebens, so dass man alle nur erdenkliche Erfahrung und ein Maximum an Einfühlungsvermögen benötigte, um mit ihnen zu reden. Es kam darauf an, ihre Trauer und Ängste zu respektieren, gleichzeitig aber auch hellwach zu sein.
    »Sie ist jetzt seit 33 Stunden weg«, sagte Anne Grethe Junge-Larsen mit tränenerstickter Stimme. »Dabei ist der erste Tag doch so wichtig, wenn man sie lebendig finden will. Das weiß doch jeder, der Krimis liest. Sie brauchen mich nicht zu schonen.«
    »Ich bin hier, weil ich Ihre Hilfe brauche, um Cecilie zu finden.«
    Die Mutter nickte, und Roland glaubte, eine gewisse Erleichterung bei ihr ausmachen zu können. Natürlich hatte sie befürchtet, er könne mit schlechten Nachrichten kommen.
    »Fragen Sie nur. Ich will alles tun, all Ihre Fragen beantworten. Wenn Sie nur mein Mädchen finden. Mein Mann kommt auch gleich, er wird bestimmt auch helfen wol-len.«
    Per Roland nickte.
    »Dann fangen wir einfach an«, sagte er. »Ich würde gerne so viel wie möglich über sie erfahren. Wie haben Sie erfahren, dass sie nicht in der Schule angekommen ist?«
    »Ihre Englischlehrerin hat angerufen. Es war schrecklich. Sie hat nur gesagt: ›Cecilie ist heute nicht in der Schule‹, da ist bei mir gleich alles schwarz geworden. Ich habe gar nicht mehr gehört, was sie sonst noch gesagt hat, weil ich wie eine Verrückte überlegt habe, wo sie sein könnte.«
    »Was war Ihr erster Gedanke? Was haben Sie geglaubt, wo sie sein könnte?«
    »Überall. Bei Freundinnen, im Aufnahmestudio. Ich dachte, dass ich vielleicht einen Termin versäumt hatte.«
    »Kommt es vor, dass Cecilie allein ins Aufnahmestudio fährt?«
    »Manchmal holt ihr Manager sie ab. Die sind ganz froh, wenn wir nicht auch da rumrennen, aber ich versuche trotzdem, so oft wie möglich dabei zu sein. Um sie zu beschützen, wissen Sie. Sie ist doch noch ein Kind.«
    Per Roland lächelte. Er erinnerte sich gut daran, wie es war, als Christina noch ein Kind war. Ja, er war eigentlich noch immer der Meinung, dass sie ein Kind war, wenn sie das auch selbst ganz anders sah. Es war erst ein halbes Jahr her, unmittelbar nach ihrem dreizehnten Geburtstag, dass sie von ihm und Cynthia verlangt hatte, die Genehmigung zu unterschreiben, mit der sie sich die Pille holen konnte. Per Roland hatte protestiert, Cynthia aber hatte ohne zu zögern unterschrieben. »Sie hat doch einen festen Freund, natürlich fangen sie da an zu experimentieren«, lautete ihre Begründung.
    »Sie werden so schnell erwachsen. Das geht los, bevor es uns richtig bewusst ist«, sagte er und lächelte die Mutter an. »Wie kommt Cecilie damit zurecht, bekannt zu sein?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Findet sie das toll, oder ist das eher eine Belastung für sie? Vielleicht war das ein Grund für sie abzuhauen?«
    »Nein, nicht Cecilie. Sie singt wahnsinnig gern. Sie hat hart dafür gearbeitet, um dort hinzukommen, wo sie jetzt ist. Das haben wir alle. Geübt und geübt, jeden Tag. Gesangsstunden und das ganze Programm. Aber sie liebt das. Wirklich.«
    »Und Sie hat nie irgendwie durchblicken lassen, dass sie es hart findet?«
    »Nein! Wirklich nicht. So etwas hat sie nie gesagt.«
    Roland nickte und sah sich um. Das Haus war sauber, es schien gerade geputzt worden zu sein. Nicht einmal oben auf der Lampe, die neben ihm über dem kleinen Tisch hing, war Staub zu erkennen.
    »Dann glauben Sie also nicht, dass Cecilie sich irgendwie unter Druck gesetzt gefühlt haben könnte und abgehauen ist, um ein bisschen Frieden zu finden?«
    »Absolut nicht. Auf so eine Idee wäre sie niemals gekommen. Cecilie ist ein Mädchen, das seine Termine einhält, sie passt auf ihre Stimme auf und ist fleißig in der Schule. Sie hätte es mir gesagt, wenn sie irgendwo Probleme gehabt hätte.«
    »Hat sie andere

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