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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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Freizeitinteressen? Reitet sie? Ich habe irgendwo gelesen, dass sie Sonntagabend in einer Reitschule war.«
    Anne Grethe Junge-Larsen nickte.
    »Ja, aber nur ihre Freundin reitet. Cecilie war bloß mit, um sich das Pferd ihrer Freundin anzusehen. Sie reitet selbst nicht und hat auch nie angedeutet, dass sie Lust dazu hätte. Für Cecilie zählt eigentlich nur das Singen.«
    »Wann hat sie damit angefangen?«
    Anne Grethe Junge-Larsens Gesicht leuchtete für einen Moment auf, wie man es häufig bei Eltern sah, die stolz auf ihre Kinder waren.
    »Als sie drei Jahre alt war, haben wir mit dem Gesangsunterricht begonnen. Zweimal die Woche. Die Lehrerin hat gleich Cecilies Talent erkannt. Dann ging alles Schlag auf Schlag.«
    »Mit drei Jahren?«
    Roland musste wieder an Christina denken, die kaum zusammenhängend reden konnte, als sie drei Jahre alt gewesen war.
    »Ja, doch, so machen die das in den USA auch. Hat ein Kind Talent, gibt es keinen Grund zu warten. Cecilie ist aber auch wirklich ein Naturtalent. Sie konnte mit fünfeinhalb Klavier spielen, ganz ohne dass wir ihr das beigebracht hätten. Das kam ganz von selbst. Sie saß plötzlich eines Tages am Klavier da vorn in der Ecke, das wir sonst gar nicht benutzen, und dann strömten ihr die Töne einfach aus den Fingern. Seither hat sie ihre Lieder selbst komponiert. Sie hat ein fantastisches Gehör.«
    »Von wem hat sie das? Ist Ihr Mann sehr musikalisch?«
    Anne Grethe Junge-Larsen putzte sich die gerötete Nase.
    »Nein, keiner von uns ist sonderlich musikalisch«, sagte sie dann. »Nur mein Vater.«
    »Wie ist sie in der Schule?«
    »Cecilie hat immer alles vorbildlich gemacht. Wir haben von ihren Lehrern nie etwas anderes als Lob gehört.«
    »Und das, obwohl sie im letzten Jahr an dieser Castingshow teilgenommen hat?«
    »Ja, sie hat höchstens drei Schultage verpasst. Und mein Mann und ich kümmern uns darum, dass sie die Hausaufgaben macht, bevor sie ins Bett geht. Eine gute Ausbildung ist wichtig.«
    »Das klingt nach einem harten Programm. Hat sie nie mal gesagt, dass sie einfach rauswill, um mit den anderen zu spielen?«
    »Nein, nie. Kinder in ihrem Alter geben ihr nicht so viel. Sie ist ein sehr reifes, erwachsenes Mädchen.«
    »Aber ein elfjähriges Mädchen muss doch mal mit seinen Freundinnen rumalbern«, sagte Roland und dachte daran, wie albern seine eigene Tochter sein konnte, und die war dreizehn.
    Anne Grethe Junge-Larsen konnte ihre Verärgerung nicht verbergen.
    »Cecilie albert nicht rum. Sie hat Ambitionen und will etwas aus ihrem Leben machen. Wir unterstützen sie, damit sie ihre Träume verwirklichen kann.«
    »Aber sie hat doch Freundinnen?«
    »Natürlich hat sie die. Sie ist sehr gut mit einem Mädchen befreundet, das drüben auf der anderen Seite des öffentlichen Strandes wohnt. Die Straße heißt Ved Sundet.«
    »Ist das diese Astrid?«, fragte Roland, der sich an den Namen im Bericht erinnerte.
    »Ja, das ist sie. Sie reitet, mit ihr war Cecilie am Sonntagabend zusammen. Neben ihr hat Cecilie in der Schule aber auch noch viele andere Freunde. Sie ist sehr beliebt in ihrer Klasse.«
    »Bestimmt wollen alle mit einem Fernsehstar befreundet sein, das kann ich verstehen. Wie sieht es mit einem Freund aus? Hat sie einen festen Freund?«
    Anne Grethe Junge-Larsen sah ihn verwirrt an.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich muss alles über Ihre Tochter wissen, wenn ich eine Chance haben soll, sie zu finden. Ich muss wissen, mit wem sie zusammen ist, zu wem sie Kontakt hatte und so weiter.«
    »Ja, aber, nein, … ich meine, sie hat natürlich keinen Freund. Sie ist doch erst elf.«
    »Wie ist Ihre Beziehung?«
    »Wie meinen Sie das?«
    Die Frau vor ihm sah ebenso verwirrt wie verloren aus.
    »Erzählt sie Ihnen alles?«
    »Ja, das tut sie. Sie hat vor ihrer Mutter keine Geheimnisse.«
    Die Antwort kam prompt und ohne Zögern, und Roland zweifelte keine Sekunde daran, dass sie nicht der Wahrheit entsprach. Vielleicht war es der Mutter nicht bewusst, aber es gab ganz einfach keine kleinen Mädchen, die keine Geheimnisse vor ihren Eltern hatten.
    »Wie versteht sie sich mit ihrem Vater?«
    »Also, wir sind eine wunderbare kleine Familie. Cecilie ist unser Augenstern.«
    »Ich habe Sie gefragt, wie Cecilie sich mit ihrem Vater versteht, nicht mit Ihnen.«
    »Ja, aber … ich kann Ihnen versichern, dass sich die beiden ganz wunderbar verstehen. Er würde niemals auf die Idee kommen …«
    »Das habe ich doch gar nicht gemeint. Es war nur eine

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