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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Morgen. Deshalb
hast du es vielleicht nicht so intensiv gespürt. Aber kleine Mengen Vampirblut
verursachen schon so etwas wie einen Rausch. Ganz davon abgesehen, dass sie das
Leben verlängern. Es gab schon immer Menschen, die bereit waren, dafür sehr
viel zu riskieren. Ihren freien Willen, zum Beispiel.“
Tonys Kinn klappte herunter.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Lukas hat dir nur wenig gegeben“,
beteuerte Nora. „Es hat – außer dass es dir wieder gut geht – keine
Auswirkungen.
Johann war sehr ärgerlich auf Lukas – und auf sich selbst. Er sagte, er hätte
nicht zulassen dürfen, dass eine Sterbliche einem solchen Risiko ausgesetzt
wird.“
Warum hatten sie sie ihre Krankheit nicht auf natürlichem Wege auskurieren
lassen, wenn sie sich damit so schlecht fühlten?
Aber wahrscheinlich wäre ihr geschwächter Zustand ihrer Flucht sehr hinderlich
gewesen. Sie spürte Noras Blicke auf sich, doch sie konnte sie nicht deuten.
    Johann hatte Tony bisher den Eindruck vermittelt, dass er
ihre Beziehung zu Lukas begrüßte. Hatte sich das geändert? Würde er versuchen,
sie und Lukas zu trennen? Und würde Lukas in diesem Fall seinem Vater
gehorchen?
Der Gedanke traf Tony wie ein Messer in der Brust.
Das bleiche Gesicht und die Ringe unter den Augen von Lukas Mutter
verhinderten, dass Tony ihre Gefühle preisgab. Warum war sie noch immer so
besorgt? Nein, das richtige Wort lautete verängstigt. Irgendetwas verschwieg
Nora ihr.
    „Sie schleichen sich also ins Hauptquartier und hoffen, dass
die Gardisten sie nicht erwischen. - Aber das ist nicht alles, oder?“
Bestürzt sah sie die Träne, die sich aus dem Augenwinkel der älteren Frau
stahl. Tony sprang auf, ging vor ihrem Stuhl in die Hocke und ergriff Noras
Hände.
„Was ist passiert?“, fragte sie beschwörend. „Bitte! Es betrifft auch mich!“
Nora schlug die Hände vors Gesicht. „Johann hat die Nachrichtenkanäle der Jäger
abgefragt.“ Sie deutete vage auf einen Computer, der auf einem kleinen Tisch in
der Wohnzimmerecke stand.
„Sie haben sie zum Tod verurteilt! Sie behaupten, Johann sei der Kopf eines
Menschenhändlerrings!“
„Wer behauptet das?“
„Der Rat!“ Nora spuckte das Wort aus wie einen Fluch.
„Johanns Leute werden das doch nicht glauben, oder? Matthias wird wissen, dass
es eine Lüge ist, nicht wahr?“
„Ja, natürlich.“ Nora schluckte. „Ich hoffe es jedenfalls.“
     
    Johann
erstarrte in der Tür und überblickte die Szene, die sich ihm darbot.
„Das geschieht hier also, wenn ich Ruhe bewahren und Abwarten befehle“,
bemerkte er trocken.
Lukas stand direkt hinter ihm und spähte am breiten Rücken seines Vaters
vorbei, um einen Blick zu erhaschen.
    Aus der groben Steinwand ragten eine ganze Reihe
altertümlich anmutender Ringe und Haken. An diese Vorrichtungen waren die
zwanzig Gardisten des Rates mit schweren Fesseln gekettet. Inmitten des Raumes,
umgeben von Johanns Assistenten und Wächtern, kniete, bewegungsunfähig
zusammengeschnürt, Marius, die Augen in störrischer, stummer Verzweiflung zu
Boden gerichtet.
    Christopher fasste sich als Erster.
„Johann! Allen guten Geistern sei Dank! Wir haben mit dem Schlimmsten
gerechnet.“
Matthias eilte auf seinen Chef zu und ergriff ihn an Arm und Schulter, als
müsste er sich überzeugen, kein Trugbild vor sich zu sehen.
„Es hieß, du wärest geflohen, um dich der Jurisdiktion des Rates zu entziehen.
Wir waren sicher, dass dieses Gerücht nur einen Vorwand liefern sollte. Wir
fürchteten, die nächste Nachricht lautet, sie hätten dich auf der Flucht
enthauptet!“
„Also haben wir den Kerl festgesetzt.“ Christopher wies verächtlich auf den am
Boden knienden Marius, der Johanns Ankunft nicht zur Kenntnis zu nehmen schien.
„Wir hofften, ein paar Einzelheiten aus ihm heraus zu kitzeln.“
„Der Rat verbreitet, dass du zu den Alten Göttern übergelaufen seist“, fuhr
Matthias aufgebracht fort. „Sie behaupten, du hättest Lukas beauftragt, seine
ehemaligen Schulkameraden für einen Menschenhändlerring anzuwerben. Die
Untersuchung des Mädchens, das hinter dem Raven gefunden wurde, soll
angeblich die Beweise geliefert haben, um euer Todesurteil zu rechtfertigen.
Johann, alles, was recht ist, wir konnten unmöglich länger stillhalten! Das war
einfach zu viel verlangt.“
    Johann lachte. Er trug einen Gurt um die Hüfte, in dem zwei
großkalibrige Pistolen und ein kurzes Schwert steckten. Über seiner Schulter
hing ein Maschinengewehr. Das waren nur

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