Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
äußerte, war ausnahmslos doppeldeutig.
Im Laufe der Jahre hatte Rafe seine eigenen Schlachten mit Rico ausgefochten. Manche mochte man unterschiedlichen Auffassungen zuschreiben, wie Anthony es tat, der mit ihnen beiden arbeitete und sie beide respektierte. Aber Rafe wusste, wie sein früherer Trainer dachte: Was Rico betraf, waren diejenigen, die im Kampf gegen das Böse starben, Märtyrer, Helden, Heilige. Rico trainierte seine Männer – und Moira – gut. Doch letztlich wussten sie alle, dass sie im Kampf sterben würden.
Es gab keine alten Olivet-Absolventen. Und dass Moira zu Ricos Jägern gehörte, machte Rafe zusehends zu schaffen.
Skye brach das unangenehme Schweigen. »Bleiben Sie über Nacht?«, fragte sie Rico.
Er schüttelte den Kopf. »Je schneller ich den Dämon nach Olivet bringe, desto besser für alle.«
Rafe beobachtete Skye, wie sie die Situation mit der Wachsamkeit einer erfahrenen Polizistin einschätzte. Und er fragte sich, was sie von Rico hielt.
»Warum wollen Sie ihn überhaupt verlegen?«, erkundigte sie sich. »Nicht dass ich mich beklage, denn meinetwegen darf diese Kreatur liebend gern so weit weg von Santa Louisa sein, wie es irgend geht. Aber Anthony sagte, dass er aus dem Tabernakel in St. Francis nicht entkommen kann.«
Rico nickte. »Stimmt. Dennoch ist Olivet besser dafür ausgerüstet, einen Dämon sicher zu verwahren. Und wir haben Wachen. Pater Isaac von St. Francis ist ein vertrauenswürdiger und fähiger Mann, aber sein Alter macht ihn verwundbar, und ich möchte ihn keinem unnötigen Risiko aussetzen.«
»Und was haben Sie vor, wenn Sie den Dämon dort haben?«, wollte Skye wissen.
»Wir halten ihn gefangen, bis wir herausgefunden haben, wie wir ihn in die Hölle zurückschicken. Oder wir töten ihn.«
»Man kann Dämonen nicht töten«, widersprach Anthony.
»Dessen sind wir uns nicht sicher. Den Beweisen zufolge, die ich gesehen habe, tötete Moira den Dämon, der Raphael gefangen hielt. Wir prüfen jede mögliche Lösung. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Als die Sieben zuletzt über die Erde herrschten, ist jeder, der mit ihrer Verbannung in die Unterwelt zu tun hatte, gestorben.«
Skye verspannte sich merklich. »Das ist schon einmal passiert?«
Anthony antwortete: »Vor fast tausend Jahren. Es ist im Buch des unbekannten Märtyrers dokumentiert, das Pater Philip mit gebracht hatte, bevor …«
Er stockte. Der Tod des Paters hatte ihn tief getroffen. Ebenso tief wie Moira. Und doch wollte Anthony nicht mit Moira darüber reden, was Rafe nicht verstand.
»Im Märtyrerbuch wird oft die Conoscenza erwähnt«, fuhr Rico fort. »Aus dem Buch wissen wir außerdem, dass die Schlacht des unbekannten Märtyrers nicht die erste war. Dies alles ist schon früher geschehen und wird es weiterhin, bis die Conoscenza zerstört wird. Im heutigen Zeitalter können wir es uns nicht leisten, alle zu verlieren. Unser Kampf ist nur eine Schlacht in einem Krieg, der bis zur Endzeit dauern wird.«
Und das, dachte Rafe, war die Wahrheit, die sie vereinte. Der Orden St. Michael gründete auf dem Prinzip, dass Un tätigkeit im Angesicht des Bösen die verwerflichste Sünde darstellte.
»Wie haben sie es vor tausend Jahren angestellt?«, fragte Skye. »Sie müssen Erfolg gehabt haben.«
»Hatten sie. Sie schickten die Sieben zurück in die Hölle. Aber wir wissen nicht, wie, denn alle Beteiligten starben dabei. Das Buch endet mit einem unvollständigen Plan. Folglich kön nen wir nicht sagen, was sie taten, nur dass sie glaubten, sie könnten die Conoscenza mit Feuer zerstören. Trotzdem tauchte sie in den letzten achthundert Jahren zweimal wieder auf, und jedes Mal wurde sie angeblich verbrannt. Sie existiert jedoch bis heute.«
»Klingt unmöglich«, murmelte Skye.
»Die Conoscenza wurde von Dämonen mit Dämonenblut verfasst, auf Papier aus menschlichen Überresten«, erklärte Rico sachlich.
Skye wurde blass, und Rafe wollte Rico schütteln, bis dieser Mann einen Hauch von Feingefühl entwickelte.
Rico fuhr fort: »Ich habe deinen Bericht gelesen, Anthony, und Moiras.« Dann wandte er sich an Rafe: »Von dir habe ich noch keinen erhalten.«
Rafe sah Rico in die Augen. »Mir war nicht klar, dass ich dir Bericht erstatten muss.«
»Es wäre hilfreich, deine Sicht der Ereignisse in der Mission letzten November zu kennen«, erläuterte Rico. »Deine Genesung ist sehr wichtig für St. Michael, wie auch alles, woran du dich aus der Zeit während deines Komas und des
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