Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
Verstand sagte ihr, dass sie ihn wegschieben musste, dass dies der falsche Zeitpunkt war, dass sie so nicht denken konnte, sich aber konzentrieren musste – auf den Club, den Dämon und die Männer, die gestorben waren.
Moira schaffte es nicht. Rafes Verlangen wurde zu ihrem, för derte alles in ihr zutage, was sie ihm und sich selbst verweigert hatte. Von dem Moment an, in dem sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, bewusstlos, in gestohlener Krankenhauskleidung, kauernd in der Ecke einer verlassenen Hütte, war sie unwiderruflich zu einem Teil von ihm geworden und er zu einem Teil von ihr. Und das auf eine weit innigere Art, als es zwei Dämonenjäger durften, die gemeinsam wiedergutmachen wollten, was Moiras Hexenmutter angerichtet hatte.
Ihre Arme schlangen sich von selbst um seinen Nacken, während sein Mund ihren vollständig einnahm, seine Zunge in sie eindrang und sie glaubte, die Leidenschaft würde sie verbrennen.
Moira ließ die Hitze in sich fließen, spürte Rafes harten Leib an ihrem, sein Bein, das sich zwischen ihre schob. Sie erschauderte unter der Reibung und klammerte sich an ihn. Ihr Verstand war wie betäubt, während ihr Körper das Denken übernahm, und dessen Gedanken waren ganz auf eines fixiert: mit Rafe zu schlafen.
Seine Hände waren unter ihrem T-Shirt, rieben ihren Rücken, und er küsste die Stelle hinter ihrem Ohr, die er schon früher entdeckt hatte und von der er wusste, dass wenige Zun genstriche dort genügten, um Moira dahinschmelzen zu lassen.
Als Moira das Motorengeräusch eines Wagens in einiger Entfernung wahrnahm, fuhr sie zusammen, wich zurück und blickte sich desorientiert um. Sie knutschten am helllichten Tag in einem Parkhaus von L.A. ! Waren sie so trunken vor Verlangen, dass sie jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren hatten?
Lust.
Moira schob Rafe von sich, wollte gar nicht grob sein, doch er machte einen Satz zurück. Sein Atem ging ebenso unregelmäßig wie ihrer.
»Wir dürfen das nicht!«
»Moira, du kannst nicht leugnen, was wir füreinander empfinden. Versuch es nicht einmal, denn es wäre eine Lüge!«
»Es ist nicht real.«
Für einen Moment wirkte er wie versteinert, nur seine Muskeln bewegten sich vor gebändigter Energie. »Was?« Seine Stimme klang tief, und die Wut, die in Wellen von seinem Körper abstrahlte, war beinahe sichtbar.
»Wir befinden uns in der Nähe des Clubs. Es ist der Dämoneneinfluss, der uns beide glauben macht, wir würden es wollen.«
»Blödsinn! Ich fasse nicht, dass du den Dämon als Ausrede für deine Gefühle benutzt!«
»Tue ich nicht! Ich kann nur nicht denken, und das passt nicht zu mir.«
»Oder du denkst zu viel.«
»Hör auf!«
»Wovor fürchtest du dich?«
Sie wandte sich ab und ging mit großen Schritten die Rampe hinunter zur Straße. Wovor sie sich fürchtete? Besser wäre wohl die Frage gewesen, wovor sie sich nicht fürchtete.
»Moira!« Rafe kam hinter ihr her.
»Lass es gut sein!«
»Nein.«
Sie drehte sich um und stieß ihn mit beiden Händen. Obwohl sie stark war, rührte er sich nicht. »Ich kann das jetzt nicht! Ich muss meine Sinne unter Kontrolle behalten, und das kann ich nicht, wenn du mich bedrängst. Ich fühle mich ungeschützt und verwundbar. Ich darf mich davon nicht überwältigen lassen, also, bitte, hör auf!«
Sie war den Tränen nahe, weshalb sie sich rasch wegdrehte, sodass er ihr Gesicht nicht sehen konnte.
Eine Minute lang sagte Rafe kein Wort. Moira bemühte sich, ihre Atmung zu kontrollieren, ihre Gefühle tief in sich zu ver graben und sich auf ihren sechsten Sinn zu fokussieren, mit dem sie magische Energie erspürte. Dieser Sinn fühlte, was niemand sonst erkennen konnte.
Sanft berührte Rafe ihre Schultern und flüsterte: »Ich verstehe.«
Irgendwie war ihr seine Zustimmung unheimlicher als ihr Streit.
»Aber ich möchte, dass du weißt, dass dies nicht simple Lust ist. Zwischen uns ist sehr viel mehr als körperliche Anziehung. Darüber werden wir noch sprechen, eher früher als später.« Er küsste ihren Nacken, und fast hätte Moira sich nach hinten gelehnt, dem Moment köstlichen Wohlgefühls nachgegeben. Rafe verstand sie, was kein anderer tat oder auch nur ver suchte.
Doch sie gab der Versuchung nicht nach. Wie konnte sie, wo so vieles auf dem Spiel stand? Es ging nicht nur um ihr Leben, sondern um das unzähliger Unschuldiger.
Rafe nahm seine Hände herunter und ging voraus aus dem Parkhaus.
NEUN
G rant nahm im Verhörraum der Polizeizentrale Platz.
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