Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
unseren Termin mit Detective Nelson, und nachdem wir nun wissen, dass er ein Dämonenmal hat, läuft uns auch noch die Zeit davon. Im Grunde ist schon fast egal, was wir machen – wir sind so oder so angeschmiert.«
»Was meinst du damit?«
»Grant wurde von Wendys Zirkel mit einem Fluch belegt, aber das Dämonenmal hat er, weil er empfänglich für die Wollust ist. Julie hat es selbst gesagt, dass Grant durch die Betten geturnt ist. Was bedeutet, dass er geneigt ist, aggressiv und unberechenbar wie Kent Galion zu werden – oder er wehrt sich dagegen und endet womöglich wie der Basketballspieler in Santa Louisa, der an einem Aneurysma gestorben ist. Falls er sich bis Sonnenuntergang im Griff behält, prima. Danach ist seine Seele Dämonenfutter.«
»Wie können Sie Grant retten, ohne den Zauber umzukehren?«, fragte Julie.
»Weiß ich noch nicht«, antwortete Moira.
»Das glaube ich doch alles nicht!« Julie sank auf die Bettkante und verbarg wieder ihr Gesicht in den Händen. »Grant wird sterben.«
»Nicht wenn ich es verhindern kann. Er mag kein Heiliger sein, aber er verdient es nicht, zu sterben oder seine Seele zu verlieren. Er hat mit diesem ganzen Mist nichts zu tun, sieht man mal davon ab, dass er ein paar zickige Hexen stinkig gemacht hat. Ehrlich, Sie haben ihn nicht verdient!«
»Ich liebe ihn!«
»Eine komische Art, das zu zeigen.«
Rafe berührte Moiras Arm. »Moira, wir müssen los.«
»Wir nehmen alles mit«, entschied sie. »Wenn sie uns aufspüren konnte, kann Wendy es auch. Wir kommen nicht wieder her.«
»Was haben Sie vor?«, wollte Julie wissen.
»Als Erstes finden wir Ihren Freund. Dann bleiben wir bei ihm, bis der Dämon aufkreuzt, der sich seine Seele holen will. Danach – improvisieren wir.« Sie wollte Julie nicht in ihre Pläne einweihen, ganz gleich, wie fadenscheinig diese sein mochten.
»Lassen Sie mich Ihnen etwas erklären«, begann Moira und baute sich vor Julie auf. »Sie sind auf der falschen Seite unterwegs. Mir ist egal, was Sie glauben, was Sie denken oder wer Sie sind, aber Sie spielen mit dunklen Mächten, und in diesem Spiel können Sie nur verlieren. Am Ende ist es die Hölle. Wir waren bei Wendy, weil wir hofften, den Dämon davon abzuhalten, wieder einen Menschen zu besitzen. Leider haben wir den Kampf verloren, aber wir konnten den Kelch bekommen. Nicole hätte Rafe fast getötet. Zu sagen, dass ich die Donovans nicht mag, wäre folglich schamlos untertrieben. Der Kelch muss zerstört werden.«
»Aber damit bringt sie uns den Sukkubus!«
»Sie dämliche Kuh! Nicht einmal jetzt geben Sie zu, dass Sie falschgelegen haben! Nur wenn der Dämon jemanden bedroht, den Sie zufällig ganz gern haben, empfinden Sie einen Anflug von Reue. Ich schätze mal, sollte der Dämon Grant vor uns erwischen, werden Sie ein oder zwei Tage geknickt sein und dann weitermachen wie bisher.«
»Sie irren sich, ich …«
Moira hob eine Hand. »Lügen Sie mich und sich nicht an! Aber ich sage Ihnen: Wenn wir Grant nicht retten können, dann können wir auch keine von Ihnen retten. Wendy hat in ihrer Gier nach Macht oder Rache oder was auch immer Dämliches sie antreibt, richtig großen Mist gebaut, denn jetzt hat sie einen superüblen Dämon am Hals, keinen niedlichen Sukkubus, wie sie ihn wollte. Und wenn der Dämon Wollust aus dem Gefängnis entkommt, was glauben Sie wohl, auf wen er Jagd machen wird?«
Zur Abwechslung versuchte Julie nicht, sich zu verteidigen. Moira wartete, bis sie sicher war, dass Julie es begriffen hatte, ehe sie fortfuhr: »Eines brauche ich von Ihnen – abgesehen davon, dass Sie mir nicht im Weg rumstehen: Ich muss wissen, in welchem Körper er steckt.«
»Das weiß ich nicht! Nach dem, was mit Nadine passiert ist, hat Wendy gesagt, dass sie sich eine Frau sucht, die nicht zum Zirkel gehört.«
Rafe verspannte sich merklich, und in Moira kochte maßlose Wut hoch. »Sie haben dem Dämon eine unschuldige Frau geopfert?«
Sofort sah sie das Bild von letzter Nacht vor sich: die arme Besessene, deren Leib zur Decke schwebte und mit einem scheußlichen Knall auf den Boden krachte. Moira wurde übel.
Julie besaß immerhin den Anstand, ihren Blick abzuwenden, und wirkte tatsächlich schuldbewusst.
Moira trat einen Schritt vor und pikte ihr mit einem Finger an die Brust. Und weil es sich so gut anfühlte, wenigstens ein bisschen von ihrem Frust herauszulassen, pikte sie gleich noch einmal. »Finden Sie heraus, wer sie ist und wo sie steckt! Dann rufen Sie
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