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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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hatte, und zu meiner Überraschung unterbrach er mich:
    »Ja.«
    »Du kennst ihn?«
    »Jedenfalls vom Sehen.«
    »Kommt er manchmal hierher?«
    »Früher. Jetzt nicht mehr.«
    »Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?«
    »Weiß nicht.«
    »Vor ein paar Tagen? Wochen?«
    »Weiß nicht.«
    Er streckte den Arm aus und berührte meinen Jackenärmel. Fünfzehn Jahre alter Harris-Tweed. Die Ränder fransten allmählich aus. Ich trat einen Schritt zurück.
    »Wolle?«, fragte er.
    »Ja.«
    Er leckte sich die Lippen.
    »Was weißt du über Gritz?«
    »Nichts...«
    »Aber du bist sicher, dass du ihn kennst?«
    »Ich habe ihn hier gesehen.«
    »Wann?«
    Er überlegte kurz. »Vor einer Woche.«
    »Hast du eine Ahnung, wo er jetzt sein könnte?«
    »Geld machen.«
    »Was?«
    »Ja, das hat er gesagt, er macht Geld und wird reich. Er hat getrunken und Partys gefeiert und gesungen. Das tat er manchmal. Er sang, dass er bald reich sein würde und dass er sich ein Auto und ein Boot kaufen würde und solchen Quatsch.«
    »Hat er gesagt, wie er das anstellen wollte?«
    »Ach was.«
    »Er hat nichts gesagt?«, fragte ich noch einmal.
    »Nein, Mann. Er hat gefeiert und gesungen - er ist verrückt, weißt du das nicht? Verrückt.«
    »Ist Gritz sein Vor- oder Nachname?«
    »Woher soll ich das wissen?« Er hustete, klopfte sich auf die Brust und schnappte nach Luft. »Verdammt.«
    »Wenn ich dir rate, zum Arzt zu gehen, lachst du mich aus, nicht wahr?«
    Er grinste. »Nicht, wenn du dafür bezahlst.«
    »Vielleicht ist es ansteckend - denk an deine Frau und das Baby.«
    »Komm, gib mir mehr Geld.«
    »Mit wem hat sich Gritz herumgetrieben?«
    »Mit niemand.«
    »Auch nicht mit einem Kerl namens Hewitt?«
    »Kenn ich nicht.«
    »David Hewitt. Hast du ihn mal mit Gritz zusammen gesehen?« Ich beschrieb ihm Hewitt. Der Junge glotzte mich an. Ich war ziemlich sicher, dass er ihn wirklich nicht kannte. »Hewitt«, wiederholte ich.
    »Ich kenne den Knaben nicht.«
    »Wie lange bist du schon hier?«
    »Hundert Jahre.« Er lachte röchelnd.
    »Hewitt hat eine Frau umgebracht. Es war in den Nachrichten.«
    »Hab leider kein Fernsehen.«
    »Eine Sozialarbeiterin, Rebecca Basille - in der Klinik drüben in Westside.«
    »Ja, davon hab ich gehört.«
    »Ehrlich?«
    Er grinste, schüttelte den Kopf und tippte sich an die Schläfe. Ich konnte nur seufzen, und er stürzte sich auf meine Frustration wie der Habicht auf das Karnickel.
    »Na komm schon, Mann, gib mir Geld.« Husten. »Komm schon.«
    »Hast du mir noch was zu erzählen?«
    »Ja.« Er wartete, dass ich mein Geld aus der Tasche zog. »Und das wäre?«
    »Das Baby ist von mir.« Er lächelte. Seine Zähne waren blutig rot.
    »Glückwunsch.«
    »Hast du’ne Zigarette?«
    »Ich rauche nicht.«
    »Dann gib mir Geld, Mann. Ich frag auch herum für dich. Komm noch mal wieder, dann erzähl ich dir alles, was ich erfahren habe.«
    Ich zählte mein Geld, dreiundzwanzig Dollar, und gab ihm alles. Auch die Jacke.

14
    Ich kehrte zu meinem Wagen zurück. Es hatte abgekühlt. Ein sanfter Ostwind spielte mit dem Altpapier auf der Straße.
    Ich hielt an einer Tankstelle und rief beim nächsten Sozialamt an. Man bat mich zu warten und verwies mich von einem Bürokraten zum anderen, bevor ich eine Abteilungsleiterin an die Strippe bekam, der ich von dem Baby unter der Autobahnbrücke erzählen konnte.
    »Sah es unterernährt aus?«
    »Eigentlich nicht, aber -«
    »Haben Sie irgendwelche blaue Flecken oder Narben an ihm gesehen oder andere Zeichen von Misshandlung?«
    »Nein, nichts dergleichen. Die Mutter kümmert sich schon um das Baby, aber sie leben im Freien, in totalem Dreck, und der Junge, der wahrscheinlich der Vater ist, hustet, als hätte er Tuberkulose.«
    »Hat das Baby auch gehustet?«
    »Noch nicht.«
    »Wenn es um Tuberkulose geht, müssen Sie beim Gesundheitsamt anrufen. Fragen Sie nach der Abteilung für ansteckende Krankheiten.«
    »Und Sie können gar nichts tun?«
    »Hört sich nicht so an, als müssten wir einschreiten.«
    »Sie können dem Baby kein Dach über dem Kopf verschaffen?«
    »Nur auf Anfrage.«
    »Soll das Baby etwa zu Ihnen kommen und eine Wohnung beantragen?«
    »Die Eltern natürlich! Erwarten Sie, dass wir herumlaufen und die Leute einfach aufsammeln?«
    Sie wartete keine Antwort ab und knallte den Hörer auf.
    Ich wollte Robin anrufen, hatte aber unsere neue Nummer nicht im Kopf. Ich wusste nicht einmal, wie der Hausbesitzer hieß. Also versuchte ich es bei Milo. Er gab

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