Böser Mann - Provinzkrimi
suchte nach einem Taschentuch in der Schürzentasche.
»Ich sag der Resi Bescheid. Die kann dich morgens und abends doch einreiben.«
Anna Luginger schnäuzte sich. Dann sagte sie: »Bernie Faulhuber hat dich gesucht. Ihr habt um eins einen Termin bei dem Herrn Geiger.«
Jetzt stöhnte Luginger.
»Du sollst dich bei ihm melden. Du wüsstest schon Bescheid.«
»Und für die kurze Auskunfhat der so lang gebraucht, dass dein Brot völlig verbrannt ist«, bemerkte Luginger.
Seine Mutter schwieg erneut.
»Sammy ist im Gefängnis«, sagte sie dann, und ihre Stimme klang, als würde sie ihr eigenes Todesurteil verlesen. »Er hat’s mir erzählt. Alles hat er mir erzählt, alles, was du mir heut Morgen nicht erzählt hast.«
Luginger drehte Zigaretten.
»Deshalb bin ich ja hier. Um es dir zu sagen. Am Telefon geht so was nicht.«
»Jetzt haben sie ihn endlich, den Sammy. Ich hab’s gewusst, von Anfang an hab ich’s gewusst.«
»Mama, jetzt mach mal halblang. Sammy hat eine sehr gute Anwältin. Barbara kennt sich da aus.«
»Barbara!«, knurrte die alte Frau. »Ja, deine Barbara. Und was hat’s geholfen? Nix hat’s geholfen. Barbara und ihre Anwältin, dass ich nicht lach.«
Woher wusste Faulhuber eigentlich, dass Sammy nicht heimgekommen ist, dachte Luginger. Mit wem hat der in der Früh schon wieder telefoniert?
»Gleich trifft sich die Anwältin mit dem Staatsanwalt, und du wirst sehen, da ist nichts, absolut nichts, was sie dem Sammy anhängen können.«
»Und warum sitzt er?«
»Weil er die Kommissarin geärgert hat«, erwiderte Luginger, obwohl er wusste, dass seine Mutter gar nicht hören wollte, was sich wirklich zugetragen hatte. »Er hat nicht gleich alles gesagt, was er weiß, als sie ihn verhört haben.«
»Wird schon seine Gründe haben, der Sammy, wenn er aufpasst, was er redt.«
»Mama, willst dich jetzt a bisserl mit mir unterhalten oder willst granteln?«, fragte Luginger und steckte zwei Zigaretten an.
Als er ihr eine davon hinhielt, sagte sie übellaunig: »Ist mir zu früh, Bub, morgens mag ich nicht.«
Auf einer alten Untertasse, die neben dem riesigen Topf mit kümmerlich dreinschauenden Rosen auf einer Fensterbank stand, drückte er ihre Zigarette aus. Dann holte er eine Flasche Wasser aus der Küche, nahm Gläser mit und fragte: »Als die Kommissarin bei dir war, hat die was zu der Britta Höpfner gesagt?«
»Dass sie noch mal mit ihr reden will. Dass sie nicht davon überzeugt ist, dass die über die andern Madl nichts weiß.«
»Über was hat die Weibel denn bitt schön mit der geredet?«, fragte Luginger nach.
»Was weiß ich, Bub! Die Höpfner ist doch nicht so wichtig. Die lebt ja und kann sich wehren. Besser als dieses andere Madl jedenfalls.«
»Und das mit dem Versteck, Mama. Es kann doch nicht sein, dass die Polizei sich nicht dafür interessiert. Ich stell mir vor, da gibt’s einen Computer mit Informationen, die zum Mörder führen können. Das weiß doch die Weibel.«
Anna Luginger setzte sich auf. »Deshalb hat sie auch so getan, als ob sie das gar nicht interessiert«, sagte sie, munterer werdend. »Weil sie nicht will, dass dich einmischst. Und genau das musst machen, Franz!«
Luginger rauchte.
»Wenn die Höpfner nicht weiß, wo der Strauss sein Wissen gebunkert hat«, sagte er, »wie soll ein anderer das rauskriegen? Die war doch am nächsten an dem dran.«
»Du musst halt denken, wie der Strauss denkt, verstehst«, erwiderte seine Mutter bestimmt. »Das ist im Fernsehen auch so. Wie die ticken, verstehst?«
»Ticken«, wiederholte Luginger. »Wie redst denn daher?«
»Deshalb brauchst den Sammy, das ist ein Junger, der könnt so was wissen.«
»Mama, warum sollte Sammy wissen, wie Axel Strauss tickt? Bist noch zu retten?«
Doch seine Mutter ließ sich nicht beirren. »Ein Versuch ist’s wert. Oder ein anderer Junger, den du kennst. Der Menzinger zum Beispiel, der dein Auto repariert.«
Mike, dachte Luginger, mit dem muss ich sowieso reden. Was der jetzt macht, nachdem die Höpfner eingeschwebt ist? Ob er sie treffen will? Ob er weiter Dummheit an Dummheit reiht, damit die Liste seiner Schwachsinnsaktionen auch ja nicht aufhört? Und der Zylinderkopf für den Dodge. Wo kommt der her, bitt schön? Ich will wieder Auto fahren, Schluss mit Radeln, also soll er das Ding schleunigst einbauen. Ist doch egal, was die Weibel will, wenn er drin ist, ist er drin.
»Wo bist denn grad mit deinem Kopf, Bub?«, fragte seine Mutter. »Der Menzinger wär
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