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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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großen Veranstaltungen die Stimmen der Redner zu verstärken, damit sie auch der am weitesten entfernte und der schwerhörigste Gast vernehmen konnten.
    Wobei letzter Schrei nach Violets bisherigen Informationen wohl nicht ganz ohne Ironie war.
    »Verehrte Gäste!«, rief ihr Vater in das kleine Megafon vor seinem Mund, woraufhin dieses einen grässlichen Misston von sich gab. Die Gäste verzogen die Gesichter.
    »Ich wusste es«, murmelte Violet in sich hinein. Von den Stimmverstärkern hatte sie nichts Gutes gehört. Vielleicht auch eine Erfindung von Mr Stromburgh, dachte sie und grinste. Doch dann verschwand die Störung, und als ihr Vater weitersprach, tönte seine Stimme klar über die Köpfe der Anwesenden hinweg. Er begrüßte all die noblen Herrschaften und wünschte ihnen eine angenehme Ballnacht.
    Als Violet den Kopf eher zufällig zur Seite wandte, entdeckte sie eine weiße Haarsträhne inmitten eines dunklen Schopfes. Der Fremde stand nur wenige Schritte von ihnen entfernt! Wie war er dahin gekommen?
    Offenbar schien ihn die Rede von Lord Reginald ebenso wenig zu interessieren wie Violet. Dafür war er in ein Gespräch mit einer rothaarigen Frau vertieft, die sie bisher noch nie gesehen hatte. War das seine Begleiterin? Ein eifersüchtiges Stechen meldete sich in ihrer Brust, für das sie sich sogleich schalt. Immerhin kannte sie ihn gar nicht, und wie jeder wusste, beurteilte man einen Menschen tunlichst nicht nur nach seinem Aussehen. Vielleicht war er ein Mistkerl, dem zu Recht das Auge ausgeschossen worden war.
    Aber etwas in Violets Magengrube sagte ihr, dass sich hinter seiner Fassade etwas ganz Aufregendes verbarg, das sie unbedingt erforschen wollte.
    Applaus riss Violet aus ihrer Betrachtung. Ihr Vater hatte seine kleine Rede beendet und stieg würdevoll vom Podest herunter. Die Musiker begannen daraufhin zu spielen, ganz dezent und noch unverstärkt, um die Gespräche der Gäste nicht zu stören.
    »Eine gute Rede, Reginald!« Lord Stanton klopfte ihrem Vater freundschaftlich auf die Schulter. »Beinahe so gut wie das, was du sonst im Parlament von dir gibst.«
    »Ich hoffe, da bin ich besser«, gab Reginald Adair lachend zurück, dann fiel sein Blick auf die säuerliche Miene seiner Gattin. Violet entging nicht, dass ihre Mutter kurz zu ihr herschaute. Vor etwa zehn Jahren war sie dahintergekommen, dass es zwischen ihrem Vater und ihrer Mutter so eine Art »Telepathie« gab, die natürlich keine richtige Telepathie war, sondern geschicktes Kommunizieren mittels Gesten, Gesichtsausdrücken und Blicken. Ein leichtes Zusammenpressen der Lippen bedeutete, dass einem von ihnen etwas nicht passte, wenn der Augapfel dabei kurz zur Seite schnellte, deutete das auf das Objekt hin, welches das Missfallen erregte.
    Aha, ich missfalle ihnen, schloss Violet daraus.
    »Was halten Sie davon, wenn wir die jungen Leute ein wenig allein lassen«, wandte sich ihr Vater an Lord Stanton. »Den beiden wird es sicher leichter fallen, das Tanzbein zu schwingen, als uns.«
    Violet sah ihre Mutter fast schon flehend an, doch diese hatte bereits Lady Stanton beim Arm genommen und sie weggeführt.
    Percival wirkte ebenfalls nicht begeistert davon, mit Violet allein gelassen zu werden. Als sie den Mund öffnete, um etwas zu sagen, zuckte er zusammen.
    Offenbar habe ich unter den jungen Männern der Londoner Gesellschaft bereits einen Ruf, dachte Violet beinahe belustigt.
    »Nun ja, da wären wir«, sagte sie dann mit hochgezogenen Augenbrauen. »Gibt es etwas, das Sie über mich wissen wollen?«
    »Ahm …« Percival schien mit dieser Frage nicht gerechnet zu haben. Verlegen schob er die Hände in seine Hosentaschen, das Gesicht rot wie ein frisch gebrühter Hummer.
    Mit schräg gelegtem Kopf sah Violet ihn fragend an, doch das brachte sein Hirn erst recht nicht auf Trab.
    »Ahm, was halten Sie vom derzeitigen Wetter?«, begann er schließlich, als ihm Violets Blick unangenehm wurde.
    »Nicht sehr viel«, antwortete sie seufzend. Warum gerade er? Warum darf ich mir meinen Tanzpartner nicht selbst aussuchen?
    Als sie sich nach dem Uniformierten umsah, war dieser natürlich mit seiner rothaarigen Begleiterin verschwunden.
    »Nun ja, es ist … feucht.« Percival leckte sich über die Lippen, als hätte er einen Wüstenmarsch hinter sich. »Und kalt.«
    Dann hättest du vielleicht in deinem Schloss bleiben und deine Wurstfinger ans Feuer halten sollen, schoss es Violet durch den Kopf.
    »Gab es in letzter Zeit irgendetwas

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