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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Víctor Conde
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»Ich … es … hat nur einen kleinen Zwischenfall gegeben, als ich mich mit meinem Meister in Verbindung setzen wollte.«
    »Wie viele Räder hatte dieser Zwischenfall?«
    Séfora zog das verschwitzte T-Shirt vom Körper weg und pustete sich in den Ausschnitt. »Viele. Hört zu, Leute, es gibt Neuigkeiten, die von größter Wichtigkeit sind. Aber vorher …«
    Aus der überdimensionalen Innentasche ihrer Kluft zog sie ein dickes Bündel Hunderteuroscheine. Der Effekt war in etwa so, als hätte sie vor einer Flotte umherirrender Galeeren den Leuchtturm von Alexandria entzündet.
    Erik schüttete das Glas ins Waschbecken, ohne daran zu denken, dass er es Séfora anbieten wollte, und kniete sich vor ihr auf den Boden. In seinen weit aufgerissenen Augen spiegelte sich das Geldbündel wie eine göttliche Erscheinung.
    »Wie … woher …?«, stammelte er.
    »Keine Fragen«, mahnte sie. »Das wird wohl für ein paar Tage reichen, oder?«
    Tanya pfiff durch die Zähne. »Locker. Grob geschätzt würde ich sagen … das sind mindestens dreitausend Euro. Aber wie …?« Sie schlug sich die Hand vor den Mund, dann sagte sie mit asiatischem Akzent: »Blaves Mädchen, nicht flagen«.
    »Was wolltest du uns Wichtiges mitteilen?«, fragte Mauro, der zusammengekauert in einer Ecke des Zimmers hockte.
    Séfora atmete tief ein. »Also gut«, sagte sie und ließ die Luft wieder durch die Nase entweichen. »Es ist nicht leicht zu erklären. Ich habe versucht mit … ihr wisst schon, mit der anderen Seite zu kommunizieren.«
    Die anderen nickten. Niemand wagte zu blinzeln.
    »Die gute Nachricht ist: Es ist mir gelungen eine Verbindung herzustellen. Die schlechte ist: Ich habe keine Antwort bekommen. Stattdessen wurde eine brutale Ladung Energie freigesetzt, die Ninive und mich fast umgebracht hätte. Aber sonst …« Sie durchschnitt die Luft mit einer brüsken Handbewegung wie mit einem Katana. »Absolut nichts.«
    Sie wartete einen Augenblick, um sicherzugehen, dass ihre Schützlinge den Satz in seiner ganzen Tragweite begriffen hatten.
    Mauro reagierte als Erster. »Willst du damit sagen, dass deine Nachricht nicht angekommen ist? Dass jemand die Leitung gekappt hat?«
    »Nein. Ich will sagen: Es war niemand da, der mir hätte antworten können«, sagte sie, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihre Stimme zitterte leicht. »Irgendwas ist passiert, Leute. Etwas, dass es in den Annalen des Himmels noch nie gegeben hat. Niemals. Es macht mir Angst, es auszusprechen, aber … ich fürchte, wir sind isoliert.«
    Erik riss seinen Blick von dem Geldbündel los. Fast konnte man meinen, man habe es klicken gehört.
    »Was meinst du mit isoliert?«
    »Niemand wird uns helfen. Zumindest vorerst nicht. Die Verbindungskanäle mit der Insel des Lichts sind gesperrt, und ich nehme eine … große Erschütterung wahr. Eine schreckliche Katastrophe.«
    Das Schweigen im Raum lastete schwer. Tanya ging ans Fenster, dessen Rahmen eine Momentaufnahme nach der anderen vom Leben in Imerovigli einfing.
    Misstrauisch betrachtete sie die Wolken. »Willst du damit sagen, dass da oben niemand mehr ist?«
    »Ich will sagen, dass ich nicht weiß, was ist. Ninive und ich sind jetzt genauso auf der Erde gefangen wie ihr. Obwohl sie vielleicht versuchen könnte, eine Verbindung zu erzwingen.«
    Ich könnte es versuchen , ertönte die Stimme in ihren Köpfen. Aber wenn ich die wenigen Kräfte, die mir bleiben, damit verschwende, kann ich euch später nicht mehr helfen. Und ihr werdet mich noch dringend brauchen, wenn der Desmodu angreift.
    »Die Erkenntnis ist keine Energieverschwendung. Nie. Im Gegenteil. Sie kann uns nur nützlich sein. In der Zwischenzeit«, beschloss Séfora und strich sich ein paar Haarsträhnen aus der Stirn, »werde ich anfangen, euch zu trainieren. Nehmt eure Sachen. Wir gehen.«
    »Wohin?«
    »An einen Ort, an dem wir noch isolierter sein werden, als wir es jetzt schon sind«, antwortete sie und blickte aus dem Fenster zu dem stumpfen Vulkankegel.
    Jeden Tag legten vor Nea Kameni zahlreiche Boote an und brachten neugierige Touristen auf die Insel. Sie konnten es kaum erwarten, ihre Kameras auf alles zu richten, was ihnen irgendwie ungewöhnlich oder exotisch vorkam. Und hatte man erst einmal einen Fuß auf den Kopf dieses Giganten gesetzt, der die minoische Kultur dem Erdboden gleichgemacht und Platon zu seinem Mythos der Atlantis inspiriert hatte, waren selbst die banalsten Dinge und Felsformationen ungewöhnlich und

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