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Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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Schuld
gegeben? Wenn nicht, machte es erst recht keinen Sinn mehr, sich jetzt noch diese Fragen zu stellen.
    Aber die Fische in Pieplows Gedankenstrom hatten den Köder geschluckt. Er spürte es wie ein Kratzen im Hals.

11
    Der Übergang von der Nachtbereitschaft zur Tagschicht verlief so angenehm, wie es ein Polizist sich nur wünschen konnte. Pieplow wurde von Kaffeeduft und zwei Küssen geweckt. Einem sanften, trockenen auf die Stirn von Marie und Leonies nassem auf seinen schlafmuffigen Mund.
    Es gefiel ihm, wie sie dann zu dritt am Frühstückstisch saßen. Die Frage, ob es das war, was er wollte, kam ihm einmal mehr ziemlich überflüssig vor.
    Und wenn er einfach ins kalte Wasser sprang? Ihr einen Heiratsantrag machte, zum Beispiel? Sich festlegte, bevor womöglich noch ein anderer sie sich angelte? Auch wenn er nicht wusste, wer das sein sollte  – die Gefahr bestand. Besonders im Sommer, wenn gut aussehende Männer weniger selten waren als jetzt. Was Marie betraf, hatte Kästner vollkommen Recht. Eine wie sie würde Pieplow nicht ein zweites Mal finden.
    Wie sagte man so was überhaupt?
    Was hältst du davon, wenn wir … Willst du …Würdest du mich … heiraten?
    Und was wäre der passende Rahmen für eine so weit reichende Frage?
    Wohl kaum der Frühstückstisch mit Marmeladenbrotkrümeln und leeren Eierschalen.
    Er seufzte und beschloss die Sache zu vertagen.
     
    Auf der Dienststelle erwartete ihn der gewöhnliche Kleinkram. Über die Ereignisse der vergangenen Nacht verfasste er einen Einsatzbericht, um ihn dann unter einen Stapel Formulare zu schieben. Wenn nötig, ließ sich die Sache immer noch offiziell machen. Vorerst konnte sie nach guter Hiddenseer Tradition in der Ablage warten, bis kein Hahn mehr danach krähte.
    Kurz vor zehn kam die Meldung, dass die Ranzow mittags in Stralsund auslaufen werde. Kein Eisbrecher, aber immerhin ein eisbrechender Tonnenleger, dem es vielleicht gelang, die Fahrrinne freizulegen.
    Danach blieb es still im Rathausgebäude. Keine Gäste in der Kurverwaltung, kein Bürger, der in der Polizeiwache Rat und Hilfe suchte.
    Pieplow schaltete den Computer an und fand unter dem Suchbegriff »Frauenmord Mönchgut« zwei Berichte.
    Der eine trug die Schlagzeile »Tödliche Eifersucht«, der andere titelte »Fünfzehn Jahre Haft für Mönchgut-Mörder« und zeigte drei Bilder. Einen Mann, vornübergebeugt zwischen zwei Justizbeamten auf dem Weg ins Gericht. Unzweifelhaft Thiel, auch wenn ein schwarzer Balken sein Gesicht unkenntlich machen sollte. Daneben ein Foto des Opfers und eines, auf dem
Blumen und Kerzen vor einem Haus mit zerborstenen Fenstern aufgestellt waren.
    »Manu« hatte jemand auf ein Schild geschrieben und den Namen mit einem roten Herzen umrahmt.
     
    »10.01.1995, Stralsund – Nach vier Prozesstagen verurteilt das Landgericht Stralsund den 24-jährigen Heiner T. im Mordfall Manuela F. zu fünfzehn Jahren Haft.
    Als der Urteilsspruch fällt, fließen bei den Angehörigen des Opfers Tränen der Erleichterung. Die Zuhörer atmen auf, viele nicken, während der Vorsitzende Richter Walter Saalfeld das Urteil verliest. Einverstanden, sagen sie stumm. Fünfzehn Jahre Haft für den Mann, der Manuela F. im Juli 1994 aus ihrer Mitte riss. Sie in dem gerade geerbten Häuschen niederstach und in den Flammen sterben ließ, mit denen er seine Tat vertuschen wollte.
    Mönchgut, die Halbinsel im Süden Rügens, sieht aus wie eine Postkartenidylle. Weite weiße Strände und sanfte Hügel zwischen Ostsee und Bodden, malerische Fischerdörfer mit Sommervillen und reetgedeckten Häusern. Wie geschaffen für einen Traumurlaub am Meer – so preist sich die Halbinsel in ihren Prospekten.
    In der Nacht auf den 31. Juli 1994 wird diese Idylle jäh zerstört. In dieser warmen Sommernacht verlässt die 23-jährige Manuela F. etwa um halb eins das Fest der Feuerwehr Groß Zicker. Die lebenslustige Frau
wird von Heiner T., der als Hilfsarbeiter auf dem nahegelegenen Gut arbeitet, nach Hause begleitet. Es ist das letzte Mal, dass Manuela lebend gesehen wird.
    Was danach geschieht, werden weder die Ermittler noch das Gericht trotz guter Spurenlage und zahlreicher Zeugenaussagen mit letzter Gewissheit klären können, denn der Angeklagte schweigt. Und so werden an vier Prozesstagen die Indizien zusammengetragen, die nach Auffassung von Ermittlern, Gutachtern und Staatsanwaltschaft Heiner T. überführen.
    Von Eifersucht getrieben und möglicherweise durch einen Streit

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