Brann 03 - Das Sammeln der Steine
treiben's emsig wie die Nerze. Oder wir täten's, wären hier andere Aulis zu finden. Keine Schwester ... und kein Bruder ... Wir können nicht ... äh ... Bei uns geht's nicht ... Aaach, Götter ...! Irgendwann im Verlauf des vergangenen Jahrs hatten wir, Yaro und ich, das Gefühl, wir müßten lodern wie Sonnen und ausbrennen, kämen wir nicht irgendwohin, wo's mehr Aulis als nur uns gibt. Wir haben sogar überlegt, ob wir dich bitten sollten, dir einen Weg auszudenken, wie ... Es geht um mehr als ... äh ... bloßen Geschlechtsverkehr,
Brombeer. Aulis gehen feste Beziehungen ein. Finden sich zu Gemeinschaften zusammen. Wie hier die Familien, wenigstens so ähnlich. Allerdings ist die Sache ein wenig verwickelter. Wir müssen es tun, sonst werden wir ... ahm ... wild. Wir werden toll. Irrsinnig. Ärger als Stuvtiggors. Wir verschlingen ... äh ... Es ist schlimm. Nun ja, womöglich hast du nun davon eine gewisse Vorstellung.« Er wölbte die Hände um eine Flamme, machte sein Fleisch durchsichtig, so daß es die Schatten von Knochen zeigte, die es eigentlich gar nicht gab. »Etwas anderes könnte von größerer Bedeutung sein, Brombeer. Als wir Aetas waren, da ... äh ... hatten wir eine schlichtere, aber auch zähere Natur. Du weißt bestimmt noch, wie schnell wir wieder die Alten waren, nachdem der froschfüßige Schamane im Sumpf uns hatte zu Stein werden lassen. Heute schaffen wir so etwas nicht mehr, wir brauchen mehr Zeit, um uns ... äh ... neu aufzubauen, wir benötigen mehr Kraft, um uns ... ahm ... wiederherzustellen, und je länger wir in ... äh ... bewußtlosem Zustand bleiben, um so schwerer fällt's, die vorherige Verfassung zurückzuerlangen. Selbst wenn wir's also schaffen sollten, Yaro aus dem steinernen Zustand zu erlösen, können wir keineswegs darauf zählen, daß sie dazu imstande sein wird, uns zu unterstützen, zu laufen oder zu kämpfen.«
»Und ich habe mich über Langeweile beklagt.« Brann strich mit den Fingern durch die Vertiefungen ihrer Schläfen. »Ich möchte, daß du dich dort unten noch einmal sorgfältiger umsiehst, Jay, denk an unsere Überlegungen über Jorpashil, schau nach, ob du irgend etwas entdeckst, was für oder gegen unsere Vermutung spricht.«
Jarils Gestalt verzerrte sich; diese Erscheinung besagte bei ihm soviel wie ein Gähnen. Über die Flammenzungen hinweg, die seine Füße umlohten, betrachtete er Brann aus schläfriger Miene. »Du hast Wein dabei, nicht wahr, Brombeer?«
»Ich habe etwas Wein. Bis du zurück bist, werde ich dir welchen wärmen.«
»Du rückst ihn nur als Belohnung raus, hä?« Jaril lächelte, zeigte Brann das plötzliche Grinsen, das ihr ans Herz griff, sie daran erinnerte, daß er und Yaril die einzigen Kinder waren, die sie je gehabt hatte. Danach wurde er zu einer Lichtkugel und sauste davon.
Brann sah ihm nach, bis sein schwacher Glanz von den Höhlenwänden verschwand. Erst hatte sich Maksim abgesetzt; jetzt waren die Kinder an der Reihe. Nein, dachte Brann, das ist es ja eben, sie sind keine Kinder mehr. Sie entsann sich an Arth Slya, wie es in ihrer Kindheit gewesen war, und trauerte um das Vergangene, eine lange Folge von Lehrmeistern und Eltern, die ihre Fähigkeiten an Schüler und Kinder weitergegeben, die das Erlernte wiederum weitervermittelt hatten, so war es geschehen, seit sich erstmals Handwerker in dem Tal ansiedelten. Wenn auch dies Abenteuer vorüber ist, werden meine Kinder unwiderruflich aus meiner Reichweite entschwunden sein. Wären sie tot, blieben mir wenigstens ihre Geister, um mich zu trösten. Aber bleiben sie hier, sterben sie entweder, oder sie kommen um den Verstand. Tod oder Wahnsinn. Nie habe ich eine Wahl, was? Sie schnitt eine Fratze. »Tschah! Ach, Brann, o Brann, du weißt, daß es keine so schlechte Welt ist. Laß das Murren sein. Noch vor einem Monat hast du dich schier zu Tode gelangweilt. Hmp, Maksim hatte völlig recht, als er mir riet, mit meinen Wünschen vorsichtig zu sein, weil sie in Erfüllung gehen könnten.«
»Führst du Selbstgespräche, Brombeer?« Jaril sprang ins Feuer, wand sich behaglich in den Flammen, bis er sich rundum wohl fühlte. Er warf Brann eine Kupfermünze zu. »Sag mir, was du davon hältst.«
Brann rieb mit dem Daumen über die Vorderseite der Münze. »Ich kenne die Schrift nicht.«
»Sarosj. Die Aufschrift heißt: >Ehre sei der Heiligen
Schlange Sarimbara.<«
»Aha. Eine Münze aus Dil Jorpashil?«
»Eine Dugna. Fünfzig ergeben einen Silber-Takk.«
»Es
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