Brausepulver für den Papst
uns auf die Atmosphäre einstimmen«, erklärte er. »Also werden wir einen kleinen Rundgang machen.
Fiona kramte vier Taschenlampen aus ihrer Tasche. »Die werden wir brauchen.«
Midian grinste. »Das sind ja nette kleine Stablampen. Was man mit denen wohl macht, wenn sie nicht mehr leuchten?«
»Mach es doch mal vor, Midian«, schlug Justin vor.
Der tippte sich zwischen die Schenkel. »Nicht, solange ich dieses Originalteil habe.«
Sie knipsten die Lampen an und marschierten los. Midian ging mit weit ausgreifenden Schritten vorweg.
»Sollte Justin uns nicht besser führen?«, fragte Fiona. »Der kennt sich hier doch bestens aus.«
»Nicht überall«, sagte Justin. »Das Gelände ist einfach zu groß.«
»Aber Midian kann doch hier erst recht nicht Bescheid wissen.«
Der drehte sich um. »Mich führt mein unfehlbarer Instinkt, liebste Fiona. Oder hast du Angst, von Fledermäusen gebissen zu werden?«
Justin nahm Fiona die Tasche ab. »Ich vertraue dem großen Zampano. Ihr nicht?«
***
Der Tempel war schon bei Tag beeindruckend genug, doch in der Nacht schien er noch größer. Der huschende Schein der Taschenlampen machte alles sehr geheimnisvoll. Düstere Gänge, flackerndes Licht, gespenstische Schatten. Da blieb viel Raum für Fantasien.
Midian war bereits um die nächste Biegung verschwunden. Selbstverständlich hatte er einen Weg möglichst weit weg von der strahlenden Fracht gewählt. Plötzlich standen alle in einer hohen Halle. Eine Wand war zusammengebrochen, ein Teil der Decke eingestürzt. Durch die Lücke funkelten die Sterne.
»Wunderschön!«, staunten Fiona und Barbara.
»Das dachte ich mir, dass es euch gefällt.« Midian trat aus dem Dunkel. »Hier sollten wir dein Stück aufführen, Fiona. Das ohne Komparsen und Stuntmen. Hoffentlich bringt es etwas Abwechslung in mein asketisches Leben.«
»Bestimmt. Es wird mit einem Rollentausch beginnen.« Fionas Stimme war samtweich. Der Platz gefiel ihr. Sie sah kurz zu Justin hinüber. Der verschränkte die Arme vor der Brust und nickte, dabei wanderten seine Augen prüfend über Wände und Decke.
»Rollentausch?«, wiederholte Midian.
»Ja, Rollentausch. Das ist doch das alte Bordell von Es-Sufra. Hier gab es sicher auch Sklaven, die … äh, außergewöhnliche Liebesbeweise ihrer Herren erdulden mussten. Ich dachte mir, du bist heute Nacht so ein Sklave, Midian.«
»Ha!« Midian lachte trocken auf. »Das hätte ich mir ja denken können, dass du mich wie Justin behandeln möchtest.«
»Die Rollenverteilung können wir ja noch aushandeln«, warf Justin ein, der keinen Streit aufkommen lassen wollte. Dabei verstand er auch nicht, was Fiona sich ausgedacht hatte. Schließlich kannte sie seine Schwäche für fesselnde Darstellungen! »Was für Parts hast du sonst noch anzubieten?«, fragte er verdrießlich.
»Ich dachte an einen Bey, den Herrscher über den Löwentempel. Aber der Bey ist kein Mann, sondern eine Frau. Das macht das Ganze pikanter. Diese Rolle spiele ich. Dann gibt es noch einen Türken, der den schönen Sklaven an den Bey verkauft.« Fiona warf Barbara einen bedeutungsvollen Blick zu. »Das wäre doch eine passende Rolle für dich, Barbara.«
»Typisch!«, brummte Midian. »Die Weiber wollen Männer spielen.«
»Wo läge sonst der Reiz bei einem Rollentausch?«, schnurrte Fiona.
»Und wer bin ich?« Justin hatte die Hoffnung auf eine befriedigende Rolle aufgegeben.
»Du bist ein englischer Lord, der den Sklaven für seinen Landsitz ersteigert.«
Barbara hatte genug vom Reden. Es klang zwar alles ein bisschen wirr, aber irgendwie auch spannend. Sie erhob sich und sagte mit Grabesstimme zu Fiona: »Bey Effendi, hier siehst du den Gefangenen, den ich, Ali Ben Jussuf, dir verkaufen will. Habe ich zu viel versprochen?«
»Würgt der Sklave diesen Bey am Ende ordentlich und entkommt?«, fragte Midian.
Fiona kramte in ihrer Tasche und zog ein paar Utensilien hervor. Sie verteilte Fackeln, damit man auch sehen konnte, was da versteigert werden sollte. Und Fesseln.
»Der Sklave muss gefesselt sein!«, bestimmte sie.
Midian winkte ab. »Kommt überhaupt nicht infrage. Tun wir einfach so, als sei ich gefesselt.«
»Das ist doof«, maulte Fiona. Trotzdem holte sie die Siebenschwänzige hervor und schlenderte um Midian herum. Derweil zündete Justin die Fackeln an und verteilte sie im Raum. Fiona nickte Barbara zu.
»Sag dem Sklaven, dass ich ihn nackt sehen will.«
Barbara kicherte, dann räusperte sie sich und sagte mit
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