Breed: Roman (German Edition)
Vormittage pro Woche hier arbeitet, kommt mit einer großen Schale Obst ins Zimmer. Als sie Leslie mit zappelnden Beinen und hochgezogenen Schultern auf dem Boden liegen sieht, schreit sie vor Mitgefühl und Kummer auf. Nachdem sie die Schale auf den Tisch gestellt hat, eilt sie in die Küche, um im Büro von Alex anzurufen. Nach einigen Verzögerungen und Missverständnissen wird sie endlich mit ihm verbunden.
»Mrs. Leslie ist krank«, sagt Blanca zu Alex.
»Ich bin in ein paar Minuten zu Hause«, erwidert er. Die Kanzlei ist nicht weit entfernt; meist verzichtet Alex, den firmeneigenen Fahrdienst zu bestellen, und diesmal nimmt er die zehn Kreuzungen im Dauerlauf. Normalerweise dauert der kleine Spaziergang zehn Minuten, heute schafft er es in dreien – er kann sich nicht erinnern, sich jemals so rasch und mühelos bewegt zu haben, nicht einmal in der vollen Blüte seiner Jugend. Er hat das Gefühl, von einem Turbinenmotor vorwärtsgetrieben zu werden. Die Passanten treten ihm aus dem Weg und drehen sich verblüfft um, um zu beobachten, wie er an ihnen vorübersprintet.
»Wo ist sie?«, fragt Alex Cynthia, sobald er ins Zimmer kommt.
»Sie liegt im Bett«, sagt Cynthia. Als Alex auf dem Weg zum Schlafzimmer an ihr vorbei will, versucht sie ihn aufzuhalten, indem sie ihm die Hand auf den Arm legt. »Sie schläft.«
Alex hält inne und betrachtet Cynthias Hand auf seinem Arm. Seine Nasenlöcher weiten sich, als er den schwachen Duft ihrer Menstruation wahrnimmt. Dieser Geruch, die unerwartete, verlockende Zartheit ihrer Finger und ihrer lackierten Fingernägel, das Geräusch ihres Atems, der Duft ihrer Kopfhaut, das nervöse Ungleichgewicht ihrer Haltung, ihre Augen – dies alles vereint sich und ruft eine plötzliche, überwältigende Welle der Begierde hervor. Noch nie, nicht einmal als von seinen eigenen Hormonen fast bis zum Wahnsinn berauschter Teenager, hat Alex sich so hilflos vom Strudel der Lust ergriffen gefühlt.
»Du bist wirklich eine sehr schöne Frau«, stößt er hervor.
»Alex, das ist jetzt aber wirklich unangebracht.«
Er lächelt. Er ist durchaus ihrer Meinung. Dennoch greift er nach Cynthia und packt sie am Handgelenk. Er hat eine Vision, in sie einzudringen, ihr Fleisch zu lecken, ihre Glieder auseinanderzureißen, und diese Vision ist so real und so beunruhigend, dass ihm die Beine zittern. Dennoch behält er seinen Klammergriff bei.
»Ich werde dich jetzt küssen«, kündigt er an.
»Das halte ich für keine gute Idee, und deshalb solltest du das lieber nicht tun«, sagt Cynthia, und in den folgenden Jahren wird sie genügend Gelegenheit haben, sich zu fragen, ob sie etwas Schärferes hätte sagen und sich energischer hätte wehren sollen, als er sie grob an sich zieht und ihr die Lippen auf den Mund presst. Nun jedoch wird sie erheblich davon geschwächt, nicht recht glauben zu können, dass Alex dies alles ernst meint – sein Gesichtsausdruck hat etwas so
Geprügeltes
an sich. Außerdem möchte sie keine Szene machen, und deshalb gelingt es ihm, seinen Kuss durchzusetzen, eine übelriechende, feuchte und unwillkommene Angelegenheit.
»He!«, brüllt Leslie. In eine Decke gewickelt, steht sie in dem Durchgang vom Salon zur Bibliothek. Ihre Augen lodern. »Lass ihn in Ruhe!«, schreit sie, lässt die Decke fallen und entblößt ihre hochschwangere Mitte samt großen Flächen geröteter Haut, wo das Fell entfernt wurde – doch selbst da erscheinen bereits wieder kleine Stoppeln. Leslie zieht Alex von ihrer Schwester weg und schlägt dieser so brutal ins Gesicht, dass Cynthia auf dem Rücken landet.
»Das war nicht ich!«, stößt Cynthia hervor. Es sieht ganz so aus, als wollte Leslie noch einmal zuschlagen, weshalb Cynthia sich panisch von ihr wegrollt. Sie prallt an die Beine eines Beistelltischs, auf dem eine alte chinesische Vase steht, die zittert und wackelt, bis sie schließlich umkippt, vom Tisch stürzt und Cynthia eine tiefe Gesichtswunde beibringt.
»Er gehört mir!«, sagt Leslie. Ihre Stimme ist ein metallisches Knurren. Sie hebt die Hände, um mit aller Kraft zuzuschlagen, doch ihre Geste erstarrt mitten in der Luft, und sie blickt zur Seite, als hätte sie etwas Störendes gehört. »Oh!«, sagt sie und greift nach ihrer nackten Scham.
Fünf Monate und drei Wochen nach Beginn ihrer Schwangerschaft ist Leslies Fruchtblase gesprungen. Sie hält sich den Bauch, während sie sich von ihrer Schwester abwendet und einen flehenden Blick auf Alex richtet, der sie
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