Brenda Joyce
Bemerkung einfach nicht verkneifen
können und nun war aus dieser Richtung keine Hilfe mehr zu erwarten.
Im Kamin des Arbeitszimmers brannte ein Feuer. Er arbeitete an
seinem Schreibtisch, erledigte die Schreibarbeit, zu der er die ganze Woche
über im Präsidium nicht gekommen war. Dot saß auf dem Boden zwischen seinem
Schreibtisch und dem Kamin, spielte mit ihrer neuen Puppe und brabbelte
fröhlich vor sich hin, wobei sie hin und wieder auch ein richtiges Wort
herausbrachte. Katie saß im Schneidersitz neben ihr und sah zu. Ihr kleines,
schmales Gesicht blickte traurig drein.
Bragg bemerkte, dass er die Kinder angestarrt
hatte, anstatt den Bericht zu lesen, der vor ihm lag. Seufzend gab er es auf
und stützte den Kopf in beide Hände. Gott sei Dank war Dot noch zu klein, um zu
begreifen, dass ihre neue Mutter fort war, aber Katie war ganz durcheinander,
und das tat ihm weh.
Wie hatte Leigh Anne so etwas nur tun können?
Wie hatte sie sich mit einer solchen Entschlossenheit in ihr Leben drängen
können, um dann mir nichts, dir nichts wieder daraus zu verschwinden?
Aber schließlich war es nicht das erste Mal. Sie hatte ihn schon
einmal ohne jede Vorwarnung verlassen.
Ein heftiger körperlicher Schmerz durchfuhr seine Brust. Bragg
erstarrte und fürchtete einen Moment lang, ob er womöglich einen Herzanfall
erlitt. Doch dann schlug der Schmerz in ein Gefühl um, das der Trauer
verdächtig nahekam. Es schien beinahe, als durchlebte er die Vergangenheit
noch einmal, als wiederholte sich diese schreckliche Zeit vor vier Jahren.
Dabei war es ihr beinahe gelungen, ihn davon zu überzeugen, dass
sie sich geändert hatte. Dass aus ihr eine mitfühlende, liebevolle, selbstlose
Frau geworden war. Das ließ ihn seinen Schmerz desto grausamer erleben: dass er
tief in seinem Herzen wirklich geglaubt hatte, sie sei zu einer solchen Frau
geworden.
Doch offenbar war all das nur
Schauspielerei gewesen. Du verdammter Narr. Insgeheim weißt du sehr wohl,
dass du ihr etwas bedeutet hast, aber du musstest dich ja wie ein Schuh benehmen
und hast sie einmal zu oft auf die Probe gestellt, hast sie immer wieder
weggestoßen, bis sie schließlich gegangen ist. Das Ganze ist allein deine
Schuld, zum Teufel
Er erhob sich unvermittelt und umklammerte die Schreibtischkante.
Es war ihm egal. Es war besser so. Er würde sich den besten Anwalt des Landes
nehmen und sich scheiden lassen, auch wenn auf diese Weise alle Welt erfahren
würde, dass sie ihn verlassen hatte. Und er würde die Mädchen adoptieren. Es
war wirklich besser so. Er hasste Leigh Anne, und daran würde sich niemals
etwas ändern.
Bragg zuckte zusammen, als er bemerkte, dass Katie plötzlich
neben ihm stand und ängstlich zu ihm aufblickte. Er zwang sich zu einem
Lächeln. »Bist du es leid, mit deiner Schwester zu spielen?«
Katie schüttelte den Kopf,
sagte jedoch nichts.
Er zog sie spontan an seine Seite und murmelte: »Alles wird wieder
gut.«
»Sie kommt nicht wieder zurück, oder? Deshalb sind Sie auch so
traurig«, flüsterte Katie.
Er räusperte sich, ehe er zu sprechen vermochte. »Nein, sie kommt
nicht wieder zurück.«
Katies Augen füllten sich mit Tränen. Er strich ihr mit zitternder
Hand übers Haar. »Ist sie tot?«, fragte das Kind mit erstickter Stimme.
»Nein«, erwiderte Bragg und atmete tief ein. Vielleicht hätte er
die Frage besser mit ja beantwortet. Vielleicht wäre eine solche Lüge leichter
gewesen.
»Und warum ist sie dann gegangen?«, beharrte Katie. »Ich versteh
das nicht!«
Er umfasste ihre schmalen Schultern. »Das ist
nicht so leicht zu erklären«, flüsterte er unsicher. Warum? Ich habe sie vertrieben,
und es ist besser so. Es ist besser für uns alle, zum Teufel noch mal.
Katie blickte ihn mit ihren großen Rehaugen an, flehte um eine
Erklärung, die sie verstehen konnte.
Er musste sich etwas einfallen
lassen. Doch im Augenblick wusste er einfach nicht weiter, war wütend, verletzt
und aufgewühlt. Dann sah er plötzlich Francescas Bild vor sich, und
Erleichterung überkam ihn. Wenn er ihr die Wahrheit sagte, würde sie herkommen
und ihm dabei helfen, den Kindern zu erklären, was geschehen war.
Plötzlich klopfte es an der Tür. »Sir?«,
ertönte Peters Stimme.
Bragg drehte sich um, eine Hand
auf Katies Schulter. »Ja?« Peter blickte ihn mit ernstem Gesicht an, und ein sorgenvoller
Ausdruck lag in seinen Augen. »Chief Farr ist hier, Sir, er wünscht Sie zu
sprechen.«
Bragg nickte, zu benommen, um überrascht zu
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