Brenda Joyce
will mich heiraten, und wie
es scheint, kann ich ihm nicht widerstehen.« Sie fügte nicht hinzu, dass sie
ihm auch gar nicht länger widerstehen wollte.
Bragg lachte, ein unschönes, gefühlloses Lachen. »Er hasst mich.
Er hasst mich, solange ich denken kann. Ich erinnere mich noch an den Tag, an
dem unsere Mutter starb und ich versucht habe, ihn in den Arm zu nehmen und zu
trösten. Er war damals ein kleiner, verängstigter und wütender Junge von zehn
Jahren. Ich war gerade zwölf geworden und hatte genauso viel Angst wie er, was
ich mir aber natürlich nicht anmerken lassen wollte. Er hat mich damals
weggestoßen und es seitdem immer wieder getan – und Schlimmeres. Francesca, er
will dich nur aus dem einen Grund: weil ich dich will. Er benutzt dich dazu,
mir wehzutun.«
Sie schlang die Arme um sich. »Das stimmt nicht. Er mag mich auch
sehr gern.«
Bragg verdrehte die Augen, entfernte sich ein
paar Schritte von ihr, den Rücken ganz steif vor Wut. Dann fuhr er heftig
herum. »Fandest du den Zeitpunkt, an dem er eure Verlobung bekannt gegeben
hat, nicht ein wenig seltsam gewählt?«
Ein unbehagliches Gefühl beschlich sie. »Ja, damit hast du wohl
recht. Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren
musstest. Ich wünschte, ich hätte die Gelegenheit gehabt, vorher mit dir zu
reden.«
»Wie kannst du auch nur in Erwägung ziehen, ihn zu heiraten?«,
rief er. »Wenn du ihn liebst, wird er dir in kürzester Zeit das Herz brechen.
Was tust du da nur? Versuchst du vielleicht, ohne dass es dir bewusst ist, mich
dafür zu bestrafen, dass ich Leigh Anne bei mir habe einziehen lassen? Du
weißt genau, dass wir uns entschlossen haben, in sechs Monaten die Scheidung
einzureichen – genauer gesagt, von jetzt an in fünf Monaten.«
»Ich
versuche dich für gar nichts zu bestrafen«, keuchte sie. »Wie kannst du so
etwas nur behaupten? Und wirst du in fünf Monaten dann auch aufhören, mit ihr
ins Bett zu gehen?«
Er zuckte
zusammen und blickte sie mit großen Augen an.
Ach, hätte sie doch ihre Zunge im
Zaum gehalten! Sie wusste, dass sie ihm damit einen schweren Schlag versetzt
hatte, aber der Gedanke, dass er immer und immer wieder mit seiner Frau
schlafen würde, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab, war ein ebenso schwerer
Schlag für sie.
Er errötete. »Es ist nicht so, wie du
denkst.«
»Du liebst sie immer noch. Warum kannst du es nur nicht zugeben?«
»Ich verachte sie. Und es dürfte dir nicht neu sein, dass ein Mann
durchaus mit einer Frau verkehren kann, ohne dass es etwas mit Liebe zu tun
hat.«
Das war ihr durchaus klar, zumindest soweit
es ihren Verstand betraf, aber nachdem sie Leigh Anne begegnet war und Bragg
mit ihr zusammen gesehen hatte, war die Situation eine ganz andere. Francesca
konnte einfach nicht glauben, dass er mit ihr schlief, ohne dass dabei Liebe
im Spiel war.
Sie wandte sich kurz ab, um sich zu fassen, ehe sie sich wieder
zu ihm umdrehte und sagte: »Ich weiß, dass ich dir mein Herz versprochen habe,
und es gehört noch immer dir, Rick. Aber was ich für dich empfinde, hat nichts
mit meinen Gefühlen für Calder zu tun.«
Er durchquerte plötzlich mit großen Schritten das Zimmer und
packte sie an den Schultern. »Wie kannst du so etwas sagen, Francesca? Du hast
einen wundervollen Ehemann verdient – ich möchte, dass du glücklich bist. Aber
ich habe Angst um dich. Es geht mir in dieser Angelegenheit wirklich nicht um
mich selbst. Ich liebe dich und möchte nicht zusehen müssen, wie er dich
zugrunde richtet. Denk bitte noch einmal darüber nach, bevor du etwas tust, was
du womöglich bitter bereuen wirst!«
Seine Berührung war ihr unangenehm – und dafür war Calder Hart
verantwortlich. Sie entzog sich behutsam seinem Griff. Trotz allem war es ihm
wieder einmal gelungen, kleine nagende Zweifel in Bezug auf Hart in ihr zu
wecken. »Ich bin eine erwachsene Frau und kann durchaus meinen Verstand
benutzen – genauso, wie ich in der Lage bin, auf mich selbst aufzupassen«,
erwiderte sie forsch, um ihre wahren Gefühle zu verbergen.
»Und was wirst du tun, wenn du ihn mit einer Geliebten im Bett erwischt?
Ihm eins mit der Bratpfanne überziehen?«, erkundigte sich Bragg mit scharfer
Stimme.
Sie erstarrte, denn er hatte ihre schlimmsten geheimen Ängste
ausgesprochen. »Das werde ich mir überlegen, wenn es so weit ist«, versetzte
Francesca. Sie beabsichtigte nicht, ihm zu erzählen, dass Calder ihr Treue
geschworen hatte. Er würde doch bloß
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