Brenda Joyce
sogleich und wünschte, sie hätte Harts Namen nicht erwähnt.
Ihr war jetzt gar nicht nach einer Auseinandersetzung zumute. Es war ein langer
und ereignisreicher Tag gewesen.
Bragg blieb stumm.
Francesca versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, aber es war wie
in Stein gemeißelt.
Nachdem sie das Schulgebäude verlassen
hatten, sagte er endlich: »Ich werde veranlassen, dass meine Männer in der
Nachbarschaft von Tür zu Tür gehen, um die Wirklers und die Coopers ausfindig
zu machen. Wenn du möchtest, kann ich dich fahren – ich habe erst um fünf Uhr
einen Termin im Fifth Avenue Hotel, bis dahin bleibt noch genügend Zeit.«
»Das wäre sehr freundlich von dir«, sagte
sie.
Sein Daimler stand nicht weit entfernt. Bragg fragte: »Wirst du
ihn heute Abend sehen?«
Sie drehte sich zu ihm um und erwiderte
geradeheraus: »Das glaube ich nicht. Wir haben nichts vereinbart. Bragg, du
wirst heute Abend mit deiner Frau ausgehen – selbst wenn ich mit Calder
zusammen sein sollte, dürfte dich das also kaum
stören.«
»Das tut
es aber.«
Als er Anstalten machte weiterzugehen, hielt sie ihn am Arm
zurück. »Die Mädchen vergöttern sie, und sie liebt die beiden, als wären es
ihre eigenen Kinder.«
Er schien verärgert. »Es
stimmt, sie vergöttern sie. Ich muss zugeben, dass mich das sehr überrascht.
Aber das ist zurzeit der einzige Lichtblick in meinem Leben.«
»Wirklich? Sie scheint sehr daran interessiert
zu sein, dass du heute Abend zu diesem wichtigen Essen erscheinst, das deiner
Zukunft zugute kommt und nicht etwa der ihren. Ich finde, du benimmst dich furchtbar
ihr gegenüber, Bragg.« Damit hatte sie endlich das gesagt, was schon den ganzen
Nachmittag über an ihr genagt hatte.
»Ach, das Essen heute Abend kommt also nur
meiner Zukunft zugute? Ich bitte dich, Francesca! Leigh Anne brennt darauf,
die Frau eines Senators zu sein. Schon jetzt genießt sie es, sich als Gattin
des Commissioners der New Yorker Polizei vorstellen zu können.«
»Warum auch nicht? Es ist doch nichts
Schlechtes daran!«
»Wieso verteidigst du meine Frau? Du weißt so
gut wie ich, dass sie nur wegen dir zurückgekehrt ist – und weil ich eine
gewisse Machtposition erlangt habe. Verdammt noch mal, Francesca, diese Frau
ist in Europa von einem Bett ins nächste gehüpft.«
»Ist sie das? Na und? Hast du in den vier
Jahren eurer Trennung etwa enthaltsam gelebt? Willst du ihr nicht endlich
verzeihen und ihr noch eine Chance geben? Sie geht doch förmlich in der
Mutterrolle auf, Rick, und noch dazu scheint sie eine hingebungsvolle Ehefrau
zu sein. Mir ist ehrlich gesagt noch niemals eine anmutigere Frau begegnet.«
Leider entsprach das der Wahrheit. Sie zögerte und fügte dann hinzu: »In
gewisser Weise erinnert sie mich an Connie. Elegant, kultiviert und stets
gefasst.«
»Sie hat dich auch schon
verhext, das beherrscht sie nun einmal zur Perfektion.« Seine Augen funkelten
vor Wut.
Francesca erstarrte. »Du benimmst dich wirklich manchmal wie ein
Dummkopf.«
»O nein, aber im Gegensatz zu
dir weiß ich, dass der Schein manchmal trügt. Ich kenne diese Frau nun einmal
viel besser als du.«
»Tatsächlich?
Ehrlich gesagt glaube ich das nicht.«
Er starrte sie an, das Gesicht vor Wut gerötet, und sie musterte
ihn kühl.
»Wieso gibst du ihr nicht eine echte Chance?
Sie ist immerhin deine Ehefrau. Wenn du recht haben solltest und sie tatsächlich eine so schreckliche Frau ist, wie du behauptest,
wird die Wahrheit schon ans Licht kommen. Und dann kannst du dich von ihr
trennen oder dich scheiden lassen. Aber warum bist du nicht bereit, erst
einmal herauszufinden, ob noch etwas Gutes, noch ein Rest von Liebe übrig ist? Was hast du schon zu verlieren?«
»Dich.«
Sie wich
zurück.
Seine Wut schien zu verrauchen, bis nur noch Frustration in seinen
Augen zu lesen war. »Warum tust du das? Versuchst du dein schlechtes Gewissen
zu beruhigen, damit du mit Hart weitermachen kannst?«
Welch eine Erleichterung, dass er sie
angriff, denn das erlaubte ihr, zornig zu werden. »Es geht hier nicht um Calder,
verdammt. Es geht um dich – und um eine Frau, die ich einfach mag, so sehr ich
mich auch dagegen sträube. Darin liegt auch das eigentliche Problem: Ich habe
das Gefühl, dass du sie schrecklich ungerecht behandelst, während du dich
jedem Fremden auf der Straße gegenüber gerechter verhältst.«
Seine
Augen blitzten. »Jetzt reicht es aber! Ich verbiete dir, dich weiter in meine Ehe einzumischen.«
Francesca
schnappte nach
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