Brenda Joyce
blau-schwarzen Helmen auf
dem Kopf.
Vor dem Haus parkten mehrere Kutschen sowie ein elegantes
Daimler-Automobil. Zwei berittene Polizisten schienen auf dem gesamten
Straßenblock von der Sixty-first zur Sixty-second Street zu patrouillieren.
Francesca eilte an einer Gruppe Schaulustiger vorbei, die auf das Haus der
Burtons zeigten und Spekulationen anstellten. Als sie die Treppe hinaufsteigen wollte, stellten sich ihr die drei
Polizisten sofort in den Weg.
»Entschuldigen Sie, Miss, heute sind hier keine Besucher gestattet«,
sagte der kleinste der drei Männer, während er Francesca argwöhnisch beäugte.
Wahrscheinlich hielt er sie für verrückt, weil sie ohne Mantel draußen
herumlief.
»Ich bin eine Freundin der Familie!«, rief
sie. »Ich muss hinein!«
»Befehl vom
Commissioner persönlich. Heute keine Besucher.« Er
blieb stur.
»Aber ich bin Francesca Cahill, ich wohne nebenan«,
sagte sie mit klappernden Zähnen. »Mein Vater ist ein enger Freund von Bragg.
Der Commissioner war sogar gestern Abend auf unserem Ball. Ich muss hinein! Ist
Bragg im Haus? Ich muss mit ihm sprechen! Ich bin im Besitz wichtiger Informationen, die diesen Fall betreffen.«
Die drei Männer berieten sich im Flüsterton. Francesca fror
mittlerweile erbärmlich und verlor allmählich die Geduld. Schließlich trat der
kleine Polizist vor und erklärte ihr, dass er
sie hineinbegleiten würde.
»Danke!« Sie eilte an ihm vorbei.
Als sie endlich in der vertrauten
Eingangshalle mit der hohen, kuppelförmig gewölbten Decke, dem Marmorfußboden
und den holzverkleideten Wänden stand, blickte sie sich aufmerksam um. Die
Türen auf beiden Seiten der Halle waren weit geöffnet und gewährten Einblicke
in den wunderschön ausgestatteten Salon und ein Empfangszimmer. Der Polizist
führte Francesca zu einer Flügeltür am hinteren Ende der Halle. Die Tür stand
auf, und die beiden traten in den dahinter liegenden Salon.
Eliza saß neben ihrem Mann Robert auf einem Sofa. Sie schluchzte
in ein Taschentuch. Burton, der so bleich war wie ein frisch gewaschenes Laken, hatte den Arm um sie gelegt.
Francescas Vater und Evan standen mit grimmigen Mienen zu ihrer
Rechten, während ein schäbig gekleideter Gentleman mit einem dicken Bauch und
einen mächtigen Schnurrbart links neben ihnen Stellung bezogen hatte. Hinter
ihm befand sich ein weiterer Kriminalbeamter, der ebenfalls einen armseligen,
braunen Kammgarnanzug trug, aber eine Dienstmarke vorzuweisen hatte. Vor den
Burton, mit dem Rücken zu Francesca, stand Bragg.
»Commissioner, Sir ...« Der Polizist, der
Francesca begleitet hatte, sprach mit Unbehagen, als habe er Angst, dass Bragg
ihm wegen der Unterbrechung den Kopf abreißen würde.
Der Polizeipräsident wandte sich um und
musterte den Polizisten und Francesca mit einem scharfen Blick. Er war unrasiert
und wirkte schlecht gelaunt. Francesca fiel auf, dass seine Kleidung einen
überaus zerknitterten Eindruck machte, und vermutete, dass er keine besonders
ruhige Nacht verbracht hatte. Für einen Augenblick bedauerte sie beinahe, dass
sie gekommen war. »Commissioner«, hob sie vorsichtig an.
Er kam mit großen Schritten auf sie zu.
»Guten Tag, Miss Cahill.« Seine Stimme klang
barsch, und Francesca ahnte, dass ihn dieses Minimum an Höflichkeit einige Mühe
gekostet haben musste. »Ich fürchte, Sie müssen zu einem späteren Zeitpunkt
wiederkommen. Das hier ist der Tatort eines schweren Verbrechens.« Er richtete
seinen eiskalten Blick auf den Polizisten. »Begleiten Sie Miss Cahill
nach Hause. Niemand betritt dieses Anwesen – habe ich mich dieses Mal klar
ausgedrückt?«
Der Polizist erbleichte. »Das haben Sie, Sir, jawohl, Sir. Kommen
Sie, Miss.« Er zog Francesca am Arm zurück in die Eingangshalle.
»Bragg!«, rief sie. »Ich habe eine Spur!«
»Wie bitte?«, stieß ihr Vater verblüfft
hervor.
Francesca hielt den inzwischen zerknitterten Umschlag in die Höhe.
»Diesen Brief habe ich gestern Abend in Vaters Bibliothek gefunden«, beeilte
sie sich zu sagen, »kurz bevor Sie hereinkamen, um unser Telefon zu benutzen.
Ich glaube, es betrifft Jonathan.«
Bragg trat auf Francesca zu, griff nach dem Umschlag und zog den
Brief heraus. Sie sah, wie er beim Lesen erbleichte und glaubte, ihn leise
fluchen zu hören.
Burton war aufgesprungen. »Was ist es? Eine
Lösegeldforderung?«
Bragg ließ
das Blatt sinken und schaute Francesca an. »Nein, es ist keine
Lösegeldforderung, aber Miss Cahill scheint Recht zu haben. Bitte
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