Brenda Joyce
mit wem Sie wollen«, brachte Hart mühsam
heraus.
»Haben Sie
Ihr Alibi erfunden?«, fragte Kurland ein wenig eingeschüchtert.
Mit einem Mal packte Hart den Mann an der Kehle. »Sie können sich
auf eine Klage gefasst machen!«, fauchte er, während der Reporter nach Luft
rang.
»Calder!«,
schrie Francesca.
Bragg packte seinen Bruder am Arm. »Lass ihn los, Calder! Lass ihn
in Ruhe!«
Hart ließ den Reporter los, der sich vorbeugte und keuchend nach
Luft schnappte.
Bragg zog
Hart zur Seite. »Bist du verrückt geworden?«, zischte er. »Jetzt wird er dich
auf die Abschussliste setzen!«
Hart
schüttelte Bragg ab, als Francesca zu ihnen trat. »Ich habe die Beherrschung
verloren«, sagte er und sah Francesca an.
»Ich habe
niemandem von unserem Gespräch erzählt – außer Bragg«, erwiderte sie so leise,
dass die Randalls sie nicht hören konnten. »Ich musste es ihm sagen, Calder.
Und ich weiß, dass Sie unschuldig sind, aber jetzt stecken Sie in
Schwierigkeiten.«
Er starrte
sie an. »Unser Gespräch war vertraulich.«
»Ich weiß.
Es tut mir Leid, aber ich hatte keine andere Wahl.« Hart strich seinen Anzug
glatt und sah Bragg an.
»Ich habe kein Wort davon verlauten lassen, nicht einmal gegenüber
meinen besten Beamten. Kurland hat offenbar seine Hausaufgaben gemacht«, sagte
Bragg grimmig.
Hart klopfte sich imaginären Staub vom Ärmel.
»Offensichtlich.«
»Warum hast du überhaupt gelogen?«, fragte Bragg ruhig.
»Warum nicht?«, gab Hart schulterzuckend zurück.
Bragg starrte ihn mit einem finsteren Blick
an. Dann blickte er zu Francesca hinüber. »Ich werde jetzt mit den Randalls in
die Kirche gehen und versuchen, nach dem Gottesdienst mit Bill zu reden:«
Francesca nickte. Sie war erleichtert, dass
die schwierige Situation gemeistert war, und schenkte ihm ein kleines Lächeln,
das er erwiderte. Für einen Moment schauten sie sich tief in die Augen.
Dann blickte Francesca ihm nach, als er zu
der Familie zurückging, und bewunderte insgeheim seinen aufrechten Gang und
seine breiten Schultern.
»Diese Liebe steht unter einem schlechten Stern«, sagte Hart. Sie
zuckte zusammen. »Wovon sprechen Sie?«
»Von Ihnen und meinem Bruder«, erwiderte er, während seine dunklen
Augen auf ihr ruhten.
Plötzlich stieg die sehr lebendige und
bittersüße Erinnerung an den Abend zuvor in ihr auf. »Wieso unter einem
schlechten Stern? Was wissen Sie, das ich nicht weiß?«
Harts Augen weiteten sich vor Überraschung.
»Sieh an, sieh an! Mein Bruder hat seine Geheimnisse für sich behalten«, sagte
er. »Ich glaube, wir sollten hineingehen, der Gottesdienst wird gleich
beginnen.« Er hielt ihr seinen Arm hin.
Francesca nickte und wollte gerade den ihr
dargebotenen Arm ergreifen, als sie jemand von hinten streifte. Sie fuhr
überrascht herum und sah sich einem Fremden gegenüber. Der Mann trug einen
Mantel und einen anständigen, wenn auch schlecht sitzenden Anzug und hatte
einen braunen Filzhut tief in sein grob geschnittenes und dennoch attraktiv
wirkendes Gesicht gezogen. Er erinnerte Francesca an einen Berufsboxer, denn obgleich
er nicht besonders groß war, besaß er breite Schultern und einen mächtigen
Brustkorb. Francesca schätzte ihn auf ungefähr dreißig.
»Ich muss mit Ihnen reden, Miss Cahill. Allein, nach dem Gottesdienst«,
flüsterte der Mann drängend.
»Wie
bitte?«, fragte sie verblüfft.
»Schschsch!«, machte er. »Sehen Sie zu, dass Sie den Commissioner
loswerden! «
Sie starrte mit offenem Mund in ein Paar
erstaunlich grüne Augen.
»Francesca?«,
hörte sie Hart hinter sich besorgt fragen. »Ich bin Mark Anthony«, sagte der
Fremde im selben Moment. Sie schnappte nach Luft, doch bevor sie reagieren
konnte, eilte der Mann auch schon davon.
Kapitel 16
Francesca
war begeistert. Sie hatte Mark Anthony gefunden! Oder besser gesagt, er hatte
sie gefunden! Sie konnte es kaum erwarten, sich mit ihm zu unterhalten. Wenn
Hart nicht bei ihr gewesen wäre, wäre sie Anthony gleich gefolgt. Zwar wusste
sie nicht, was er von ihr wollte, aber sie hatte jene unüberhörbare
Dringlichkeit in seiner Stimme vernommen.
»Gute Neuigkeiten?«, flüsterte ihr Hart mit
seiner tiefen, betörenden Stimme ins Ohr, wobei sein Atem ihre Haut streifte.
Sie blickte auf und schaute in seine verführerischen dunklen Augen.
»Sie müssen sich wohl in alles einmischen?«,
fragte sie.
Er grinste. Offenbar hatte sich seine Stimmung
wieder gebessert. »In dieser Hinsicht sind wir uns sehr
Weitere Kostenlose Bücher