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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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Kettenpanzer anlegen. Nachdem sie sich gerüstet hatten, brachen sie unverzüglich auf.
    Auch Otto beteiligte sich an der Aktion – weniger aus Wut und Rachsucht, sondern um sich von seinen trüben Gedanken abzulenken. Schmerzhaft empfand er, wie sehr er sich geändert hatte. Neben ihm ritten schwerbewaffnete Männer, sie zählten zu den besten des Heeres und waren entschlossen, für die Erfüllung einer wichtigen Aufgabe ihr Leben einzusetzen. Sollte der Graf fallen, würde er, Otto, sie zu führen haben. Alles war so, wie er es sich immer gewünscht hatte, nur die Freude daran, sie war ihm abhanden gekommen.
    Der Schneefall hatte aufgehört, und zwischen den Wolkenhaufen trat für Augenblicke die Sonne hervor. Kaninchen schreckten hoch, flitzten vor ihnen her, als wollten sie die Pferde zu einem Wettlauf auffordern. Ein Bussard, im Aufwind segelnd, ließ seinen Katzenruf erschallen. Die Straße wurde abschüssig und wand sich kurvenreich am Rande eines Baches dahin. Auf einmal hob Siegfried den Arm. Alle lauschten. Das Klopfen klang nun bedeutend lauter, auch ließen sich helle und dunkle Töne unterscheiden. Vorsichtig ritten sie weiter, zunächst noch im langsamen Trab, dann im Schritt.
    Plötzlich brachen die Geräusche ab. Vor einer Biegung ließ der Graf erneut halten, und nachdem er Otto zugeflüstert hatte, sich ihm nicht anzuschließen, löste er sich ohne ein Wort von der Abteilung. Fünf Männer folgten ihm. Sie entschwanden den Augen der anderen, kehrten aber sogleich wieder zurück.
    »Nichts«, sagte Siegfried.
    »Vielleicht sind sie doch noch weiter weg, als wir glaubten«, bemerkte Otto zerstreut.
    »Aber nein«, entgegnete Siegfried. Er überlegte angestrengt, neigte sich dabei unwillkürlich nach vorn. »Hört zu«, sagte er, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, »wir bieten uns ihnen an, reiten solange, bis ich ein Zeichen gebe. Sind es wenige, riskieren wir allenfalls ein paar Pfeile. Wir hängen die Schilde so, daß sie die Beine zur jeweiligen Waldseite hin decken. Auf das Gesicht werden sie kaum zielen, dazu ist ihr Schußfeld viel zu schlecht. Sollten sie uns anfallen, schlagen wir uns nach vorn durch und reiten sie auf dem Rückweg zusammen. Jetzt haltet sie euch möglichst vom Leibe. Sobald euch einer angreift, schleudert die Franziskas, doch folgt ihm nicht. Fertigmachen.«
    Jeder der Leute trug am Sattel vier Wurfbeile, Franziskas genannt, von denen er eines in die Hand nahm und ein weiteres hinter den Gürtel steckte. Nachdem sie die Schilde so befestigt hatten, daß sich der Eisenbuckel etwa in der Höhe des Kniegelenkes befand, formierte sich die Kolonne zum Abmarsch. Zwei Männer mußten absitzen und, eine Spießlänge vor den anderen, prüfen, ob der Boden nicht eine Falle barg. Fünf, ebenfalls zu Fuß, bildeten die Nachhut. Sie hatten rückwärts zu laufen, jeder ein Bündel Speere im Arm.
    Schritt für Schritt ging es voran. Unter den Helmen rann der Schweiß herab, manch einer knirschte mit den Zähnen, ohne es zu merken. Selbst die Pferde schienen die Gefahr zu ahnen, es war, als setzten sie die Hufe zaghafter auf die Erde. Eine Amsel flatterte aus dem Unterholz hervor, stieß einen Warnruf aus, und wie auf Kommando schnellten die Hände nach oben.
    Als das Signal zur Umkehr kam, sank die Spannung etwas. Da nun feststand, daß man dem Weg vertrauen durfte, befahl Siegfried Trab. Einige Männer, wegen der ausgestandenen Angst erbost und schon wieder übermütig, ließen ihr Pferd in Galopp fallen, fuchtelten mit der Waffe herum und schrien Flüche in den Wald. Abermals geschah nichts.
    An der Biegung angelangt, versammelte Siegfried die Leute um sich und sagte zu Otto: »Daß sie von uns nichts wollen, ist jetzt klar. Aber wozu haben sie dann direkt vor unserer Nase solchen Lärm gemacht? Waren wir ihnen vielleicht zu viele? Diesmal will ich es genau wissen, und wenn wir dabei drauf gehen.« Er besann sich und fügte hinzu: »Ich kämme mit zwanzig Männern den Wald durch, weit können sie ja nicht sein. Haltet ihr uns den Rücken frei. Sollten wir mit ihnen zusammengeraten, wartet auf uns, kommt uns aber auf keinen Fall zu Hilfe. Und steigt nicht von den Pferden.«
    »Nimm mich mit«, bat Otto.
    Siegfried schüttelte den Kopf, sagte jedoch nach einer Weile: »Kann sein, sie haben es darauf abgesehen, daß wir uns teilen. Dann ist es wahrscheinlich besser, du bist bei mir.«
    Sie hängten sich die Schilde um den Hals und zogen ihre Schwerter. Die Leute ergriffen

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