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Brixton Hill: Roman (German Edition)

Brixton Hill: Roman (German Edition)

Titel: Brixton Hill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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da. Wie sollte er jemals woanders leben?
    Croydon war natürlich nicht so schlecht. Es war nicht teuer, es gab alle möglichen Geschäfte, und die Leute waren – na ja, sie waren eben, wie sie waren. Nur dass er eben keinen kannte. Er wusste nicht, wo die Bücherei war. Barney lieh sich gern alle zwei Monate mal ein Buch aus. Er hatte das früher mit seiner Frau zusammen getan, und er hatte diese alte Gewohnheit nicht ablegen wollen. Galt sein Leihausweis überhaupt in Croydon, oder würde er einen neuen beantragen müssen? Kostete das etwas? Und wo waren die ganzen Ämter? Wo gab es einen Arzt? Und die Post, war er schon an der Post vorbeigekommen? In welchem Pub würde er Leute finden, mit denen er Darts spielen konnte? Welche Reinigung war die günstigste? Wo gab es einen Schuster? Konnte man dem Wettbüro an der Ecke trauen? Barneys Kopf schwirrte. Noch keine Stunde hatte er sich in Croydon befunden, und er kam sich schon vor, als hätte es ihn ans andere Ende der Welt verschlagen.
    Barney ging ins nächstbeste Pub und ließ sich volllaufen. Irgendwann warf man ihn raus, und er schlief in einem Hauseingang, bis man ihn auch dort verjagte. Anschließend irrte er im Morgengrauen durch die Straßen, schlief auf einer Parkbank ein, besorgte sich Alkohol, kam mit ein paar Pennern ins Gespräch. Sie zogen zusammen herum, tranken, schliefen, tranken. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber irgendwann fasste er den Entschluss, dass er nach Hause musste, obwohl es nicht mehr sein Zuhause sein sollte.
    Da saß Barney nun am Küchentisch, trank noch einmal aus der Ginflasche und nahm sich dann die beiden Flaschen mit dem Brennspiritus. Er verteilte die Flüssigkeit im gesamten Erdgeschoss. Eigentlich hatte er noch etwas davon auf die Treppe schütten wollen, aber es war nichts mehr übrig.
    Es würde schon reichen, sagte er sich und ging zurück in die Küche, wo er wieder von dem Gin trank. Aus einer der Schubladen nahm er Streichhölzer und ging ins Wohnzimmer. Dort wollte er anfangen. Die Vorhänge würden gut brennen. Er warf noch ein Zündholz in den Flur und eins vor die Abstellkammer. Das Feuer folgte eifrig dem Brennspiritus, und Barney sah ihm eine Weile zufrieden zu. In der Küche setzte er sich zu seinem Gin, warf ein brennendes Streichholz vor die Tür, die zum Hinterhof ging, betrachtete die Flammen und trank die Flasche aus.
    Jetzt musste er nur noch warten.

Kapitel 35
    B ist du das?« Linda saß im Schneidersitz auf dem Boden vor der Couch und hielt Em das Display ihres Smartphones vors Gesicht.
    Em brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, wo sie war. Und warum.
    »Was bin ich?«, murmelte sie und blinzelte, um den Blick scharf zu stellen.
    Linda gab ihr das Telefon. »Da. Sie suchen jemanden.«
    Dafür, dass sie eine gesuchte mutmaßliche Mörderin in der Wohnung hatte, wirkte Linda ausgesprochen fröhlich. Sie hatte den niedrigen Couchtisch für drei Personen gedeckt. In der Mitte standen Orangensaft, getoastetes Brot, Rührei, Butter, Marmelade, Cornflakes, Milch und Obst, neben jedem Teller eine dampfende Tasse Tee.
    Em rieb sich die Augen und sah auf Lindas Telefon. Nicht das, was sie erwartet hatte: ein Artikel über die Fette-Mieten-Fete und unangebrachte Polizeigewalt. Dazu ein Bild von Tobs, der mit leidendem Blick in die Kamera schielte. Der Fotograf hatte dafür gesorgt, dass möglichst viel von seinen Verletzungen zu sehen war, und das Licht fiel ungünstig genug, um den Eindruck tiefer Augenringe und eingefallener Wangen entstehen zu lassen.
    »Letzter Absatz«, sagte Linda und nahm sich einen Apfel.
    Em scrollte vor und las, dass eine Frau gesucht wurde, die dem Jungen das Leben gerettet hatte: um die dreißig, groß, sehr schlank, dunkle Kleidung, Verletzung an der linken Hand.
    Wenn sie den Verband verbarg, würde niemand sie erkennen.
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Em.
    »Ich weiß nicht. Das würde zu dir passen. Keine Ahnung. Also, bist du das?«
    »Ja.«
    »Cool. Warum gehst du nicht hin und meldest dich?«
    »Nicht so wichtig. Wo ist eigentlich Becca?«
    »Im Bad. Warum meldest du dich nicht?«
    Em schlug die Decke zurück und glitt von der Couch, um sich zu Linda auf den Boden zu setzen. »Ich hab schon bestimmt hundert Jahre keine Cornflakes mehr gegessen. Darf ich?« Sie griff nach der Packung. Linda schnappte sie ihr weg.
    »Sag.«
    »Wirklich. Es ist total unwichtig.«
    »Alle wollen Helden sein. Nur du nicht.«
    »Hey, ich hab zufällig gesehen, wie der Bulle auf

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