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Brown Sandra

Brown Sandra

Titel: Brown Sandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Hauch von Skandal
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»Wollen Sie die Wahrheit hören?«
»Sicher. Bisher waren Sie doch auch sehr ehrlich zu uns.«
»Es war eines der wenigen Colleges, die noch in Frage kamen. Ich habe von unzähligen Colleges und Universitäten ablehnende Bescheide erhalten. Und da Dander eine der Kirche verbundene Fakultät ist, habe ich einfach auf christliche Nächstenliebe gesetzt.«
»Und wenn wir Sie abgelehnt hätten, was hätten Sie dann getan?«
»Was ich jetzt auch tun werde– es weiter versuchen.«
Dr. Hearon räusperte sich. »Gehe ich recht in der Annahme, daß Grahams Vater …«
»Grahams Vater ist tot.« Danach fragten die Leute immer. Und das schien ihr die einfachste Antwort zu sein. Sie bezweifelte, daß man es ihr abnahm, aber niemand stellte weitere Fragen.
»Ich wüßte einen Job für Sie«, warf Cathy plötzlich ein.
»Lieber«, sagte sie an ihren Mann gewandt, »du kennst doch Dorothy Davis. Ihr gehört das Geschäft, wo ich meine Kleider kaufe.« Dann sah sie Jade an. »Gerade gestern hat Dorothy mir gesagt, daß sie jemanden für die Buchhaltung sucht. Sie sagte, ihre Augen seien so schlecht geworden, daß sie die Rechnungen einfach nicht mehr bearbeiten kann.«
»Das überrascht mich nicht. Die alte Schachtel geht ja auch schon auf die Achtzig zu.«
Cathy gab ihrem Mann einen Klaps auf die Hand. »Hören Sie nicht hin, Jade. Miss Dorothy ist zwar schon etwas barsch, aber darunter verbirgt sich ein gutes Herz. Als Geschäftsfrau darf man nun mal nicht zimperlich sein. Wären Sie vielleicht interessiert?«
»Ich bin an jeder Möglichkeit interessiert, Mrs. Hearon. Und Betriebswirtschaft ist mein Hauptfach. Aber ein Job allein nützt nichts. Damit habe ich noch immer keinen Hortplatz für Graham oder eine Wohnung.«
»Da findet sich doch sicher etwas.«
Jade dachte an ihre letzten zwanzig Dollar. Damit konnte sie keine Miete im voraus bezahlen. »Ich fürchte, Mrs. Hearon, das ist nicht so einfach.«
Der Dekan warf einen Blick auf seine Armbanduhr und stand auf. »Wenn ich mich nicht langsam aufmache, dann komme ich zu spät zur Arbeit. Ich denke, es ist an der Zeit Klartext zu reden.«
Er runzelte die Brauen, in einem vagen Versuch, ernst zu wirken. »Miss Sperry, ich glaube, Sie sind einfach zu stolz, um zuzugeben, daß Sie – auch wenn es nicht Ihr Verschulden ist– mittellos dastehen. Ich habe noch nie eine Studentin kennengelernt, die so versessen auf eine Ausbildung war wie Sie. Dieser Enthusiasmus kann nur durch sehr schlimme Umstände gedämpft worden sein. Ich bewundere Ihren Stolz– aber auf der anderen Seite«, sagte er in einem autoritären Ton, der schon viele Studenten aus ihren Träumen gerissen hatte, »kann zu großer Stolz manchmal auch schaden. Dann muß man seinen Stolz aufgeben, seine Verletzlichkeit zeigen und jemandem die Ehre gewähren, einem zu helfen. Meine Frau Cathy kann Ihnen sicher diesen Job bei Miss Davis beschaffen, obwohl ich es mir an Ihrer Stelle dreimal überlegen würde. Miss Davis ist ein vertrockneter alter Giftbesen, der nicht einmal vor Weihnachten eine Ware umsonst als Geschenk einpackt. Wenn Sie tatsächlich mit ihr auskommen sollten, müßte man Sie heilig sprechen. Und schließlich und endlich – falls Sie es noch nicht selbst bemerkt haben – kriegt meine Frau ganz feuchte Augen, jedesmal, wenn sie Graham ansieht. Leider haben wir selber keine Kinder. Ich schätze, sie wird ihn schlimm verwöhnen, wenn Sie bei uns wohnen.«
»Bei Ihnen?« rief Jade. »Oh, aber ich …«
»Sie sind jetzt still, Miss Sperry. Ich bin noch nicht fertig. Und die Zeit ist knapp. Offensichtlich wissen Sie nicht, daß Cathy und ich schon häufiger Studenten bei uns aufgenommen haben. Dieses Jahr hatten wir uns dagegen entschieden, weil wir letzten Frühling leider schlechte Erfahrungen mit einem Studenten machen mußten: Der junge Mann setzte sich mit einem Paar silberner Kerzenleuchter ab. Es waren nicht diese verdammten Leuchter, um die es mir ging, sondern ich war wütend, daß mich meine Menschenkenntnis offensichtlich im Stich gelassen hatte.
Also – solange Sie nicht scharf auf das Silber sind, können Sie und Ihr Sohn so lange bei uns wohnen, wie Sie möchten. Ich werde es als persönlichen Affront werten, wenn ich Ihren Namen nicht bis heute nachmittag auf der Immatrikulationsliste entdecke. Ihre Bewerbung war verdammt noch mal fast perfekt, und es wäre eine Schande und eine Vergeudung von Intelligenz, wenn Ihre Ausbildung tatsächlich an so etwas Profanem wie Geld scheitern würde. Cathy,

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