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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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entgegen, strich ihn sorgfältig auf der Tischplatte glatt und betrachtete ihn, das Kinn in die Hände gestützt, mit sinnendem Blick. Brunetti ließ ihm Zeit und wandte sich wieder den übrigen Papieren zu.
    Nachdem etliche Minuten verstrichen waren, fragte Vianello, ohne die Augen von dem Blatt zu wenden: »Geben Sie mir einen Hinweis?«
    »Das habe ich auf dem Dachboden der alten Frau gefunden, die letzten Monat ermordet wurde.«
    Es dauerte wieder ein paar Minuten, bis Vianello sich erkundigte: »Haben Sie ein Telefonbuch, Commissario? Die Gelben Seiten.«
    Brunettis Neugier war geweckt; er bückte sich und zog das Branchenbuch für Venedig aus der untersten Schreibtischlade.
    Der Inspektor schlug es vorne auf und blätterte ein paar Seiten um. Dann nahm er den Notizzettel und legte ihn in das aufgeschlagene Buch. Mit dem rechten Zeigefinger markierte er den ersten Punkt auf der Liste, während er mit dem linken die Buchseite entlangfuhr, die Brunetti nicht einsehen konnte. Offenbar fündig geworden, glitt Vianellos rechte Fingerkuppe eine Zeile tiefer, und die linke wanderte abermals die Seite des Telefonbuches hinunter. Dann brummte er zufrieden, und wieder rutschte der rechte Finger abwärts. Das ging so weiter, bis Vianello, beim vierten Listenpunkt angekommen, lächelnd zu Brunetti aufsah.
    »Und?« fragte der gespannt.
    Vianello drehte das Buch um und schob es quer über den Schreibtisch. Auf der rechten Seite stand in Großbuchstaben das Stichwort BAR, gefolgt von den ersten paar Dutzend der in alphabetischer Reihenfolge aufgeführten mehreren hundert Bars der Stadt. Ehe Brunetti um Aufklärung bitten konnte, schob sich Vianellos dicker Zeigefinger ins Blickfeld und lenkte sein Augenmerk auf die linke Seite. Brunetti verstand sofort: BANCHE. Natürlich, Banken! Hinter den Initialen auf der Liste verbargen sich die Kürzel diverser Kreditinstitute, gefolgt von den dazugehörigen Kontonummern.
    »Ich kenne auch noch eine kambodschanische Währungseinheit mit drei Buchstaben, die mit K beginnt, Commissario«, sagte Vianello trocken.

8
    N ach kurzer Beratung ging Brunetti hinunter, um ein paar Kopien der Liste zu machen. Als er zurückkam, notierten er und Vianello neben jedem Kürzel den vollen Namen der betreffenden Bank. »Sind Sie imstande, die zu knacken?« fragte Brunetti, sobald sie damit fertig waren, und überließ Vianello die Schlußfolgerung, daß er dabei an Computer dachte und nicht an Spitzhacke und Brecheisen.
    Vianello schüttelte bedauernd den Kopf. »Noch nicht, Commissario. Sie hat mir mal einen Versuch gestattet, bei einer Bank in Rom, aber ich hinterließ eine so dicke Spur, daß ein Freund von ihr am nächsten Tag ein E-Mail schickte und wissen wollte, was denn mit ihr los sei.«
    »Er wußte, daß sie dahintersteckte?« fragte Brunetti verblüfft.
    »Na ja, er erkannte ihre Technik an der Art, wie ich mich ins System eingeloggt hatte.«
    »Und was ist das für eine Technik?«
    »Ach, das würden Sie nicht verstehen, Commissario«, sagte Vianello, und es war geradezu unheimlich, wie genau er dabei jenen kühl beherrschten Ton traf, mit dem Signorina Elettra sich solcher Fragen zu erwehren pflegte. »Sie hatte mir einen Startcode vorgegeben, mit dessen Hilfe ich dann nach einer bestimmten Information suchen sollte.«
    »Nämlich welcher?« erkundigte sich Brunetti, schob aber gleich ein verbindliches »Falls die Frage erlaubt ist« hinterher.
    »Sie wollte sehen, ob ich herausbekommen würde, wieviel Geld von einem Nummernkonto in Kiew auf ein ganz bestimmtes Konto hier bei uns überwiesen wurde.«
    »Wessen Konto?« fragte Brunetti.
    Vianello preßte angestrengt die Lippen zusammen, doch dann überwand er sich und nannte den Staatssekretär im Handelsministerium, der bei der Aushandlung staatlicher Subventionen für die Ukraine federführend gewesen war.
    »Und haben Sie's herausgefunden?«
    »Bevor ich soweit kam«, antwortete Vianello, »begannen die Alarmglocken zu läuten - bildlich gesprochen, natürlich. Worauf ich mich ganz schnell ausgeklinkt habe, nur hatte ich da leider schon unübersehbare Spuren hinterlassen.«
    »Warum wollte sie ausgerechnet so was wissen?« überlegte Brunetti laut.
    »Ich glaube, sie wußte es bereits, Commissario«, antwortete Vianello. »Ich bin mir sogar ganz sicher. Wie sonst hätte sie mir helfen können, den Zugangscode zu knacken.«
    »Und hat sie's ihrem Freund erklärt?« forschte Brunetti weiter.
    »Oh, nein, Commissario. Wenn der erfahren

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