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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Sohn, bereit, ihm mit männlicher Solidarität gegen Weiberlaunen beizustehen, versicherte, alles laufe glänzend, und erklärte sodann lang und breit die Geheimnisse eines Computerprogramms, das er gerade in Chemie benutzte. Brunetti, der sich weit mehr für seine Linguini mit Scampi interessierte als für irgendwelchen Computerkram, lächelte und nickte und zerbrach sich den Kopf, um ein paar halbwegs passende Fragen einzustreuen.
    Die Unterhaltung schleppte sich stockend durch den Hauptgang, gegrillte Seezunge mit Artischockenböden und Rucolasalat. Chiara schob ihr Essen auf dem Teller hin und her und ließ das meiste übrig, ein sicheres Zeichen dafür, daß die Sache ihr sehr naheging.
    Als sie hörten, daß es keinen Nachtisch gab, verschwanden die Geschwister unauffällig. Brunetti stellte sein leeres Glas ab und sagte: »Ich hab das Gefühl, ich sollte einen Blauhelm tragen wie die vom UN-Friedenscorps, damit ich nicht unversehens ins Kreuzfeuer gerate.«
    Paola schenkte beiden Wein nach, den Loredan Gasparini, von dem Brunettis Schwiegervater ihm ein Dutzend Flaschen zum Geburtstag geschenkt hatte und den er hoffentlich noch unter glücklicheren Umständen trinken würde. »Sie wird schon drüber wegkommen«, befand Paola und setzte mit Nachdruck die Flasche ab.
    »Daran zweifle ich nicht«, entgegnete Brunetti ruhig. »Nur möchte ich nicht, bis es soweit ist, in dieser vergifteten Atmosphäre essen müssen.«
    »Ach, ich bitte dich, Guido! So schlimm ist es doch auch wieder nicht.« Paolas Tonfall verriet, daß sie ihren Ärger an ihm auslassen würde, sofern er sie nur genügend provozierte. »In ein paar Tagen wird sie einsehen, was sie falsch gemacht hat.«
    »Und dann?« fragte er. »Soll sie sich entschuldigen?«
    »Das wär doch schon mal ein Anfang«, sagte Paola.
    »Und weiter?«
    »Sie wird darüber nachdenken, was sie gesagt hat und was das wiederum über sie aussagt.«
    »Es ist einen ganzen Tag her, und sie ist noch nicht drüber hinweg«, wandte Brunetti ein.
    Paola zögerte auffallend lange, bevor sie fragte: »Was soll das heißen?«
    Er suchte nach einer möglichst diplomatischen Antwort, um sie nicht zu verärgern. »Daß ich glaube, du hast sie gekränkt«, sagte er schließlich.
    »Ich sie?« fragte Paola so ungläubig, daß es nicht mehr echt wirkte. »Wie denn das?«
    Brunetti schenkte sich noch etwas Wein nach, ließ jedoch das Glas unberührt. »Indem du sie angegriffen, ihr aber nicht die Chance gegeben hast, sich zu verteidigen.«
    Ihr Blick war kühl und abschätzig. »Ich hätte sie angegriffen? Heißt das, es gibt eine Erklärung oder gar Rechtfertigung dafür, den Tod eines Menschen mit einem herzlosen ›bloß ein vucumprà‹ abzutun, so wie sie? Hätte ich mir das ruhig anhören und ihr einfach so durchgehen lassen sollen? Weil dagegen Einspruch zu erheben schon einen Angriff bedeutet?«
    »Natürlich nicht«, sagte Brunetti. Zum Glück hatte Paola selbst ihn gelehrt, ein argumentum ad absurdum als solches zu erkennen und geflissentlich zu übergehen. »Das habe ich doch gar nicht gesagt.«
    »Sondern?«
    »Daß du vielleicht besser daran getan hättest, herauszufinden, wo sie diese Ansichten herhat, und vernünftig mit ihr darüber zu reden.«
    »Statt sie anzugreifen, wie du das nennst?« Paola wurde langsam wirklich böse.
    »Ja«, antwortete er ruhig.
    »Es ist nicht meine Art, rassistischen Vorurteilen mit gutem Zureden zu begegnen«, konterte sie.
    »Sondern? Willst du sie ihr etwa ausprügeln?«
    Paola setzte schon zu einer Antwort an, hielt sich dann aber zurück. Sie trank einen Schluck Wein und noch einen, bevor sie das Glas abstellte. »Also gut«, sagte sie endlich. »Vielleicht war ich ein bißchen zu streng mit ihr. Aber es war derart beschämend, sie so etwas sagen zu hören und zu denken, daß ich womöglich irgendwie dafür verantwortlich sein könnte.«
    »Reden wir hier von Chiara oder von dir?«
    Die Frage hatte sie sichtlich überrascht. Sie schürzte die Lippen, sah hinüber zu dem Fenster, das nach Norden hinaus ging, nickte zum Zeichen, daß er ins Schwarze getroffen habe, und sagte: »Du hast recht.«
    »Es geht mir nicht darum, recht zu haben«, entgegnete Brunetti.
    »Worum dann?«
    »Darum, daß ich zu Hause in Frieden leben kann.«
    »Das wünscht sich wohl so ziemlich jeder von uns«, sagte sie.
    »Wenn es denn nur so einfach wäre, hm?« meinte er, stand auf, beugte sich über sie und küßte sie auf den Scheitel. Dann machte er sich auf den

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