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Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Titel: Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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befinden. Da, schauen Sie!« Und er wies am Display auf die zwei illuminierten Rechtecke mit den ständig wechselnden Digitalanzeigen. »Hier«, erklärte der Bootsführer und wandte sein Augenmerk von der Fahrrinne vor sich auf den GPS-Monitor, »lesen Sie den Breitengrad ab. Und daneben den Längengrad. Solange wir unterwegs sind, ändern die Werte sich fortwährend.« Und wie um dies zu demonstrieren, scherte Foa hart nach rechts aus und dann ebenso abrupt wieder nach links. Falls Längen- und Breitengradanzeige darauf reagierten, bekam Brunetti es nicht mit, denn er klammerte sich abermals mit aller Kraft an die Reling, um nicht über Bord zu gehen.
    Nach diesem waghalsigen Manöver legte Brunetti das GPS-Gerät zurück und richtete sein Augenmerk auf die Silhouette von Murano, der sie sich mit beachtlichem Tempo näherten. »Wieder dahin, wo wir letztes Mal waren?« erkundigte sich Foa.
    »Ja. Und diesmal möchte ich, daß Sie mitkommen.«
    Foa zeigte unverhohlen seine Freude über diese Einladung. Er drosselte den Motor, lenkte das Boot auf den Anleger zu, schaltete kurz in den Rückwärtsgang und ließ es dann fast bewegungslos auf den Wellen schaukeln, bis eine seitliche Strömung sie sanft an die Uferbefestigung schob. Foa sprang an Land, vertäute das Boot an einem Ring im Pflaster und sicherte es zusätzlich mit einem zweiten Seil am Bug.
    Brunetti steckte das GPS-Gerät ein und kletterte zu Foa hinauf. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Fornace De Cal. »Wollen Sie noch mal mit dem Alten reden?« fragte Foa.
    »Nein«, antwortete Brunetti. »Ich bin auf der Suche nach diesen Orten hier.« Er zückte seine Brieftasche und entnahm ihr das Blatt mit den Koordinaten.
    Foa beugte sich über das Blatt und las die Ziffernfolgen. »Längen- und Breitengrade stimmen mit denen der Lagune überein«, sagte er. Und setzte hinzu: »Die angegebenen Positionen müssen hier ganz in der Nähe sein.« Brunetti, der sich ja schon anhand der Seekarte einen ungefähren Überblick verschafft hatte, nickte zustimmend.
    Die beiden umgingen die Werkshalle und wandten sich nach links in Richtung der Brachfläche. Brunetti sah erleichtert, daß die Seite des Gebäudes, an der sie vorbeimußten, fensterlos war.
    Am Rand des dürren Rasenflecks machten sie halt, und Brunetti holte das GPS heraus. Er wollte Foa schon das Blatt mit den Koordinaten reichen, besann sich aber darauf, daß der Bootsführer sich mit dem Navigationsgerät weit besser auskannte als er, und gab statt dessen dieses weiter. Foa prägte sich noch einmal die Zahlen auf dem Blatt ein und machte sich auf den Weg.
    Den Blick fest auf das Instrument gerichtet, marschierte er über das Brachland und schwenkte in leichtem Bogen nach links ab, in Richtung Norden. Auf halbem Weg zwischen der Fornace De Cal und der Lagune blieb er stehen. Als Brunetti hinzukam, zog Foa die Hand, die das Blatt hielt, zu sich heran und überprüfte die zweite Zahl.
    Ohne das GPS aus den Augen zu lassen, wandte sich Foa weiter nach links, dem Zaun zu, der einmal das Gelände von De Cal und das Nachbargrundstück voneinander getrennt hatte. Von seiner früheren Bestimmung war einzig eine Reihe gebleichter Latten und Pfähle übriggeblieben, die sich ausnahmen wie das zerfallene Skelett eines vor langer Zeit von einem räuberischen Wild gerissenen Landtieres. Gleichsam als Ersatz für die fehlende Abgrenzung zwischen den beiden Grundstücken hatte man den einstigen Zaunstreifen kahl gelassen: Der Graswuchs begann erst etwa einen Meter rechts und links der eingestürzten Pflöcke.
    Nach einer Weile machte Foa halt, kontrollierte die GPS-Anzeige und trat dann ein paar Schritte näher zum Zaun. »Wie lautete die Sekundenzahl, Commissario? Von der ersten Längenangabe?«
    Brunetti sah auf dem Blatt nach. »Neunzig.«
    Foa machte zwei kleine Schritte seitwärts, bis er mit gespreizten Beinen über den verrottenden Zaunresten stand. Er stieß ein paar Latten beiseite, schaute auf das GPS-Display und korrigierte seine Position um eine Idee nach rechts. »Okay, hier ist es!« rief er Brunetti zu. »Was auch immer diesem Typ so wichtig war: Das ist die erste Stelle, zu der er Sie hinführen wollte.« Foa trat wieder zu Brunetti, beugte sich forschend über das Blatt Papier und wandte sich dann der Fornace De Cal zu. »Der zweite Koordinatenpunkt muß in dem Gebäude da sein.«
    Nachdem er abermals das GPS-Display konsultiert hatte, ließ Foa den Blick über das Gelände schweifen. »Und die

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