Bucheckern
Autobahn.“ Er zeigte mit einem Kugelschreiber auf die Anschlussstelle Karlsruhe-Mitte. „Dann auf der A 5 immer nach Süden. Ettlingen, Rastatt, Baden-Baden, bis zur Ausfahrt Bühl. Dort ist er abgefahren und dann noch ein paar Kilometer bis hier.“
Er wies auf ein Gewerbegebiet in der Nähe von Ottersweier. „Bei einer Firma ›Rudolf – Oberflächentechnik‹ hat er angehalten und seinen dicken Saugschlauch angeschlossen. Da war ein Stutzen in der Außenwand, wie der, den wir bei ›Blanco‹ an der alten Fabrikhalle gesehen haben. Es hat sich dann so angehört, als wenn eine Pumpe im LKW laufen würde, aber ganz dicht konnten wir ja nicht ran.“
„Habt ihr den Fahrer wenigstens irgendwie aus der Nähe gesehen?“
„Wir haben ihn dort vor der Firma mal durch unser Fernglas angeschaut. Seine Kleidung hat echt einen vertrauenswürdigen Eindruck gemacht. Sauberer Werksanzug, überwiegend weiß mit ein paar blauen Einsätzen drin und dann die große weiße ›Blanco‹-Schrift hinten auf dem blauen Rückenteil. Der Fahrer selbst allerdings ...“
Er schaute Sternberg an: „So ein richtiges Kraftpaket. Das hast du doch auch noch so in Erinnerung, Jan?“
Der nickte: „Igelfrisur, Stiernacken, riesiger Brustkasten, so ein Bodybuilder-Typ. Einmal hat er seine Firmenjacke kurz ausgezogen. Die Oberarme sind fast so dick wie bei einem normalen Mann die Oberschenkel. Ach ja, und sein Schnauzbart war auch ganz auffällig. Lang hinausgezwirbelte Enden, sicher mit Bartwachs in Form gehalten. Den Kerl würde ich auf den ersten Blick wiedererkennen.“
Paul Wellmann warf ein: „In der Nacht wollte ich dem auch nicht unbedingt in einem dunklen Hinterhof begegnen. Aber wahrscheinlich bekommt man solche Muskeln, wenn man dauernd diesen alten Lastwagen ohne Servolenkung fährt.“
Sternberg lachte: „Wir haben noch gesagt, der braucht für den Radwechsel keinen Wagenheber, der stemmt seinen LKW auch so in die Höhe.“
Dann berichtete er weiter: „Ja, dieser Fahrer, der war dann noch mal kurz drin in der kleinen Fabrik, ist mit einigen Papieren zurückgekommen und wieder geradewegs Richtung Autobahn gefahren.“
„Ganz brav bis zum ›Blanco‹-Werk?“ wollte Lindt wissen.
„Am Ende schon, aber wir wollten doch noch genauer wissen, was er geladen hatte ...“
Lindt fiel ihm erschreckt ins Wort: „Ihr habt ihn hoffentlich nicht angehalten und kontrolliert? Wir müssen doch ganz unauffällig ermitteln.“
Wellmann beruhigte seinen Vorgesetzten: „Keine Sorge, Oskar, von uns hat er nichts bemerkt, aber auf der Hinfahrt haben wir im Funk mitbekommen, dass die Kollegen vom Autobahnrevier gerade dabei waren, eine Lkw-Kontrollstelle einzurichten. Raststätte Baden-Baden, Fahrtrichtung Norden. Das hat ja für die Rückfahrt unseres Tankers geradezu ideal gepasst.“
Lindt war wieder beruhigt und Wellmann fuhr fort: „Wir haben denen gefunkt, den alten Mercedes beschrieben und sie gebeten, ihn mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Völlig normale Routinekontrolle, da hat der Fahrer bestimmt nichts gespannt.“
„Was war dann das Ergebnis?“
„Einen abgefahrenen Reifen haben sie beanstandet, aber bei Ladung und Papieren war nichts auszusetzen. Wir sind gleich danach zu den Kollegen hingefahren und haben mit ihnen gesprochen. Sondermüll, haben sie gesagt, schwermetallhaltige Flüssigkeit zur Entsorgung bei einer Firma ›Blanco-SAV‹ in Karlsruhe. Da wussten wir schon genug. Auf der Autobahn hatten wir ihn schnell wieder eingeholt und bis kurz vor das ›Blanco‹-Werkstor beschattet. Was es allerdings mit ›SAV‹ im Zusammenhang mit ›Blanco‹ auf sich hat, wissen wir noch nicht.“
„Das kann ich euch dafür sagen“, antwortete Lindt. „Ganz so untätig, wie ihr gemeint habt, war ich ja auch nicht den ganzen Tag.“
Er berichtete seinen beiden Mitarbeitern in allen Einzelheiten von den Akten, die er zusammen mit Bruno Kunz vom WKD beim städtischen Umweltamt eingesehen hatte.
„Wenn das stimmt ...“, war die Reaktion von Wellmann und Sternberg fast wie aus einem Mund.
„Ja, wenn sich dieser Verdacht wirklich bewahrheitet, dann sind wir nicht nur der Aufklärung unseres Mordfalles ein großes Stück näher gekommen, sondern auch dabei, eine Korruptionsaffäre und einen riesengroßen Umweltskandal aufzudecken“, vervollständigte Lindt den begonnenen Satz seiner beiden Mitarbeiter.
„Wir müssen nur weiterhin ganz vorsichtig sein, damit die bei ‹Blanco‹ nichts
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