Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
Ångermanland. Sara, Lena und Gunnar. Zurück in den leeren Flur, das leere Wohnzimmer, zurück in die übrigen drei Zimmer, in deren mittlerem der Mann gehockt haben musste. Alle Räume waren auf so merkwürdige Weise unbewohnt. Das einzige Möbelstück in der ganzen Wohnung war der verschmierte Tisch im Wohnzimmer.
    Sara ging zu dem Fenster, das auf die Jungfrugatan hinauswies, und riss den schweren dunklen Vorhang herunter. Das Licht strömte herein. Für einen kurzen Augenblick schaute sie geblendet zu dem Videoladen auf der anderen Straßenseite hinüber. Dann drehte sie sich um. Gunnar und Lena standen da und betrachteten den Tisch. Sie hatten ihn für einen Arbeitstisch gehalten, eine Art Werkbank, aber das war er nicht. Und das auf der Platte war auch nicht Malerfarbe. Es war eingetrocknet, aber es war keine Farbe.
    Es war Blut.
    Und an den schmalen Enden waren Hand- und Fußfesseln aus Leder angebracht, an Ketten befestigt.
    »Pfui Teufel«, sagte Gunnar Nyberg.
    Sara Svenhagen trat näher. Lena Lindberg hielt die Hand über den Mund und starrte den Tisch an. Er war von Schichten in rotbraunen Nuancen bedeckt, als sei er immer wieder mit Blut begossen worden. Und die Oberfläche wies Scharten auf, wie mit Messern von sehr unterschiedlicher Schärfe geschnitten.
    Sara Svenhagen bückte sich und schaute unter den Tisch. Da war nichts. Als sie sich wieder aufrichtete, hatte Lena Lindberg das Zimmer verlassen. Sara folgte ihr in den Flur.
    Der erste Schlafraum war leer, vollständig leer. Der zweite, in dem der Mann mit der Maschinenpistole gehockt haben musste, war nicht ganz so leer.
    Da lag nämlich ein Arm.
    »Oh«, stöhnte Lena Lindberg und ging neben dem Arm in die Hocke.
    Es war augenscheinlich ein Frauenarm, unerhört schmal und kurz unterhalb des Schultergelenks grob abgetrennt. Außerdem hatte er extrem lange, nach innen gebogene Nägel, die in allen Farben des Regenbogens bemalt waren. Auch der Arm selbst hatte verschiedene Farben.
    Arto Söderstedt beugte sich, schwer gegen den Türpfosten gelehnt, ins Zimmer. Er fixierte den bunten Arm und sah aus, als müsste er sich übergeben.
    Gunnar Nyberg kam auch ins Zimmer. Bevor er den Arm sah, sagte er: »Der Rest der Wohnung ist auf jeden Fall leer.« Dann sah er den Arm. »Hier hat er gesessen und sich mit einem abgeschnittenen Arm vergnügt, der verdammte Irre«, schloss er.
    »In diesem Zimmer war er doch?«, fragte Sara.
    »Ja, hier ist er herausgekommen«, bestätigte Lena.
    Sara Svenhagen steckte die Pistole ins Achselholster zurück und legte einen kurzen Moment die Hände vor ihre geschlossenen Augen. »Ich habe etwas gesehen«, sagte sie.
    »Das haben wir wohl alle«, entgegnete Gunnar Nyberg und behielt die Waffe in der Hand.
    »Ich habe auch etwas festgestellt«, sagte Arto. »Er war gut gekleidet. Anzug, Schlips, und dann dieser professionelle Umgang mit seiner kleinen Uzi oder was es nun war. Der hat nicht hier gesessen und sich mit einem abgeschnittenen Arm vergnügt. Das ist kein Irrer. Das war ein internationaler Berufskiller.«
    »Da geb ich dir recht«, sagte Gunnar.
    »Ich habe es da unten gesehen«, hob Sara wieder an. »Im Hausflur.«
    Sie verließ die Wohnung. Gunnar Nyberg folgte ihr die Treppe hinunter. Sie landeten vor der Tafel mit den Namen der Mieter. Larsbrant, Kulle, Huldt, Reymersson, Åkerblom, Bagge, Rydh-Schildt, Nilsson und Spinroth. Sara zeigte auf einen der Namen.
    »Johannes Åkerblom«, sagte sie. »Der Zeuge aus dem Videoladen. Komm mit, Gunnar.«
    Sie stiegen die Treppen zum zweiten Stock hinauf und gelangten an eine Tür, auf der »Åkerblom« stand. Sara Svenhagen klingelte. Es hallte leer und lange. Dann wandte sie sich zu Gunnar um und zeigte auf die Tür.
    Er seufzte tief und trat sie ein.
    Und sein Fuß trat gegen Johannes Åkerbloms Schenkel. Der männliche Zeuge des Raubüberfalls im Videoladen auf der anderen Straßenseite lag unmittelbar hinter seiner Wohnungstür. Eine tiefe Wunde bedeckte den halben Kopf, und das verbliebene Auge starrte sie blind an.
    »Aber was zum Teufel«, sagte Gunnar Nyberg. »Reicht es nicht langsam?«
    »Das ist dann wohl alles«, sagte Sara Svenhagen und streckte ihm die Hand hin. Er nahm sie, und gemeinsam gingen sie die Treppe hinunter.
    In Tiina Spinroths Flur kamen sie zusammen. Ein gebeugter Arto Söderstedt, eine blasse Lena Lindberg, ein resignierter Gunnar Nyberg und eine gefasste Sara Svenhagen. Sie standen sehr dicht beisammen.
    »Johannes Åkerblom liegt einen Stock

Weitere Kostenlose Bücher