BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer
jagten zurück zum FBI-Gebäude. Unterwegs einigten wir uns, daß Phil mit einem Dienstwagen zum Pier 27 am Hudson fahren würde, während ich mich um den toten Bananen-Killer kümmern wollte. Als der Jaguar noch ausrollte, sprang Phil schon hinaus und rannte zum Office unserer Fahrbereitschaft.
Der Kai am East River war fast taghell erleuchtet. Ein flachsblonder Hüne stellte sich mir als Leiter der Mordkommission vor. Sein Name war Milton Jessup.
Die Beamten hatten sämtliche Scheinwerfer einschalten lassen, die für nächtliche Löscharbeiten an den Hafenanlagen zur Verfügung standen. Die Männer des Erkennungsdienstes entfalteten ein scheinbares Durcheinander. Im grellen Licht sah ich den Wagen, der die Leichen abtransportieren sollte.
Lieutenant Jessup schlug das Tuch über einer der Bahren zurück. Ich erkannte den Mann sofort. Banana-Bernies kantiges Gesicht sah bleich und friedlich aus. Der andere Mann war schlank und elegant gekleidet.
»Ein gewisser Harold B. Jackson«, sagte der Lieutenant leise. »Er trug noch sämtliche Papiere bei sich.«
Ich stieß einen Pfiff aus. Mir wurde plötzlich verschiedenes klar.
»Todesursache?« fragte ich knapp.
»Merkwürdige Geschichte, Sir. Beide wurden durch ein winziges Geschoß getötet. Der Doc vermutet, daß es sich um Giftpfeile aus einem Blasrohr handeln könnte.«
Ich blickte den blonden Lieutenant wortlos an. »Auch Jackson dürfte ein Fall für den FBI sein«, sagte ich dann. Jessup gab den Beamten, die die Leichen zur Untersuchung bringen sollten, kurze Anweisungen.
»Der Fahrer eines Kleinbusses sah einen dunkelblauen Pontiac hier am Kai stehen«, berichtete der Leiter der Mordkommission. »Plötzlich sprang ein Mann hinters Steuer, und der Schlitten brauste ab. Der Driver des Busses stieg aus und stand vor einer Blutlache. Daneben lag eine Pistole, eine deutsche P 38.«
»Die gehörte Banana-Bernie«, sagte ich. »Richtig, Sir. Ich hab’s im Fahndungsbefehl für Myers gelesen.«
Der Lieutenant deutete auf einen der Ladekräne an der Kaimauer. Zwei Beamte waren in der Führerkanzel beschäftigt. Um besser sehen zu können, hatten sie zusätzlich zur Innenbeleuchtung einen Standscheinwerfer montiert, der Über einen Generator vom Motor des Einsatzwagens betrieben wurde.
»Sie hingen dicht über der Wasseroberfläche«, sagte Milton Jessup, »wahrscheinlich wollte derjenige, der für ihren Tod verantwortlich ist, die beiden Ermordeten auf diese einfallsreiche Art versenken. Daß es nicht geklappt hat, verdanken wir mit Sicherheit dem Kleinbusfahrer.«
»Die Nummer von dem Pontiac hat er nicht erkannt?« vermutete ich.
»Leider nicht, Sir. Ich habe zwar sofort alle Expressways und Verbindungen nach Manhattan absperren lassen, aber es hat offenbar nichts genützt.«
»Sicher nicht«, brummte ich geistesabwesend. Daß die Blutlache am Kai weder von Banana-Bernie noch von Harold B. Jackson stammte, war eindeutig. Die Geschosse des Blasrohr-Killers verursachten nur eine winzige Wunde. Dafür aber mit absolut tödlicher Wirkung Ich ging mit Lieutenant Jessup zum Einsatzwagen der Mordkommission und ließ mir die P 38 zeigen. Im Magazin waren noch sieben Patronen. »Aus der Waffe wurde nur ein Schuß abgefeuert«, erklärte einer der Beamten vom Spurensicherungsdienst.
»Lassen Sie mir alle Untersuchungsergebnisse zuschicken!«
»Selbstverständlich, Sir!« Der Lieutenant hob die Hand an die Mütze, als ich zu meinem Jaguar lief.
Über Sprechfunk rief ich die FBI-Zentrale an. »Was kann ich für Sie tun, Jerry?« klang die rauchige Altstimme unserer reizenden Kollegin Myrna aus dem Hörer.
»Haben Sie einen einsatzbereiten G-man parat?« erkundigte ich mich höflich. »Aber natürlich, Jerry. Einen Augenblick.« Es knackte in der Leitung. Dann meldete sich Steve Dillaggio. »Hallo, Jerry! Womit möchtest du mir den Nachtdienst versüßen?«
»Versuch den Chef der New Yorker Pontiac-Vertretung aus dem Bett zu klingeln. Oder sonst jemand von der Firma. Erkundige dich, ob ein gewisser William Hammond aus Richmond einen dunkelblauen Wagen bei den Leuten gekauft hat.«
Steve wiederholte kurz.
Ich bat ihn, mir sofort Nachricht zu geben, wenn er etwas erfahren hatte.
Durch den Brooklyn Battery Tunnel brauchte ich bis zum Pier 27, nahe der Vestry Street, nur etwa eine Viertelstunde. Ich stellte den Jaguar auf einem Parkplatz nahe dem Pier ab und marschierte auf die Zollsperre zu. »Ihr Kollege ist da drinnen«, sagte der Beamte, als ich ihm meinen
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