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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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auch vor, selten zwar, dass er sie verschmitzt anlächelte wie ein Knabe, der stolz auf seinen Streich war. Als wolle er die Zofe fragen: Na, habe ich das nicht gut gemacht? Schuld und Unschuld hatten längst ihre Bedeutung verloren.
    Doch der Gedanke seiner Rückkehr nach Konstantinopel, einmal gefasst, verstummte nicht mehr in ihm. Er begann, den Fürsten wie ein eiternder Pfahl im Fleische zu quälen. Obwohl er sich pflichtvergessen fühlte und mit sich haderte, gelang es ihm nicht, sich von ihr loszureißen, von Kirke, der Zauberin, wie er sie inzwischen heimlich bei sich nannte. Es musste etwas geschehen.
    Und es geschah auch etwas. Aber es ging nicht von ihm aus.
    Nach einer weiteren Reise tief ins Labyrinth der Liebe weckte den Fürsten und die Königin kurz vor Morgengrauen das wilde Gebell des Kuvasz und das bedrohliche Geräusch von Pferden, von Reitern, die wie eine wilde Jagd durch den Wald brachen. Eilig zogen sie sich an. Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu. »Dein Mann?«
    »Woher soll er von uns wissen?«
    »Judas hat viele Kinder und Kindeskinder.«
    »Komm, wir müssen weg!« Doch dazu war es bereits zu spät. Vor der Hütte hielt eine Abteilung Bewaffneter. Alexios zog sein Schwert, ein paar der nächtlichen Liebesstörer würde er mit in den Tod reißen. Înger jedoch legte sich zu seinem Erstaunen plötzlich friedfertig auf den Bauch.
    »Steck dein Schwert ein, Alexios«, rief eine bekannte Stimme. Es war Johann Hunyadi. Er stieg vom Pferd, kam ihnen entgegen, verbeugte sich nicht ohne Ironie vor der Königin und wandte sich dem Hund zu. »Trefflich siehst du aus, mein Alter! Dein neuer Herr scheint gut zu dir zu sein.« Im forcierten Ton verschleierter Wehmut klang in dem Wort vom neuen Herrn der hohle Ton des Neids durch. Aber Alexios fiel das nicht auf, denn ihn beschäftigte die Frage, woher Iancu Hunyadi von der Existenz des Forsthauses wusste. Dafür gab es nur eine Erklärung, die er sich aber zu denken verbot.
    »Und auch Eure Augen leuchten wie Edelsteine, hohe Herrin.« Die Wehmut hatte endgültig in Hunyadis Worten gesiegt, in denen sie, um sich zu schützen, ins Zynische spielte.
    Barbara lächelte ungut. Der Feldherr hatte es mit dem winzigen, aber in diesem Zusammenhang boshaften Wörtchen auch gewagt, sie mit dem Kuvasz zu vergleichen. Nur zu gern hätte sie jetzt ihre Reitgerte in der Hand gehabt. Hunyadi war nicht mehr zu bremsen und wechselte ins Ungarische. Barbara hob gebieterisch die Hand, dann wies sie ihn in der gleichen Sprache zurecht. Es entzündete sich ein kurzer, aber heftiger Wortwechsel, der damit endete, dass der Feldherr sich abermals verneigte, diesmal aber, um sich zu entschuldigen. Dann sagte er etwas auf Ungarisch, das die Königin erschreckte, ärgerte, wütend machte, weil es so unausweichlich schien und, das spürte Alexios, alles verändern würde. Mit einem unerklärlichen Eifer fuhr sie Hunyadi, aber auch Alexios an: »Ich gehöre niemandem. Keiner hat Rechte an mir, nicht einmal Sigismund!«
    Der Fürst spürte die Hitze ihres Zorns, als ob er neben einem überheizten Kamin stand, der gleich zu explodieren drohte. Umso mehr wunderte es ihn, dass ihr Gesicht bleich und nicht blutrot war. Ihre Augen wurden kleiner. »Ihr müsst gehen«, sagte sie unfreundlich zu Alexios, der sich den Stimmungswechsel nicht zu erklären vermochte.
    »Komm, Clara«, rief sie noch, dann befand sie sich bereits auf dem Waldweg Richtung Stadt und Kastell und wandte sich nicht einmal mehr zu ihm um, zu dem Mann, mit dem sie noch vor einer Stunde die Ewigkeit genossen hatte.
    »Barbara«, rief er der Königin hilflos hinterher, aber sie nahm keine Notiz davon. Er wollte ihr folgen, weil er den Abschied spürte und fand, dass man so nicht auseinanderging, so geschäftsmäßig kühl. Johann Hunyadi hielt ihn zurück. »Ihr müsst heimkehren. Der Kaiser braucht Euch!«
    »Warum? Wie kommt Ihr darauf?«
    »Sultan Murad ist mit einem großen Heer aufgebrochen, um Konstantinopel zu erobern.«
    Alexios spürte, wie ihm jemand sehr langsam den Boden unter den Füßen wegzog. Er blickte in die Richtung, in die die Königin gegangen war, doch hatte sie inzwischen der Wald verschlungen. Zwischen seiner Liebe und ihm stand ein türkischer Sultan. Und auch ihn traf eine große Schuld daran, dass dieses Heer nun gegen das Reich der Rhomäer marschierte, um es auszulöschen. Das Gegenteil von dem, was er geplant hatte, entwickelte sich in schnörkelloser Brutalität. Er kannte seine

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