Cantz schoen clever
einzige Flasche Schampus für 46 640 Dollar versteigert. Aber das ist nichts gegen die 230 000 Dollar, die ein Jahr zuvor ein Sammler für eine Flasche 1869er Château Lafite auf den Tisch legte. Für das Geld bietet er wahrscheinlich ein ganz besonderes Geschmackserlebnis. Und falls er korkig schmeckt, kann man ihn ja immer noch mit Cola mischen.
Es gibt eine weitere Droge, die für viele unmittelbar mit dem Begriff »Luxus« verknüpft ist. Die Rede ist von der Zigarre. Berühmtheiten wie Winston Churchill, Arnold Schwarzenegger, Alfred Hitchcock, Fidel Castro, Rudi Assauer oder Groucho Marx griffen gerne zum braunen Edelstumpen und sorgten so dafür, dass die Zigarre heute als Symbol für Macht, Geld und Luxus steht. Wer sie raucht, demonstriert: Ich habe es geschafft. Dass Zigarren aber auch Nichtrauchern Genuss verschaffen können, das wissen wir spätestens seit Clinton-Praktikantin Monica Lewinsky und ihrer kreativen Umnutzung der Rauchwaren. Und auchwenn Raucher wie Nichtraucher immer wieder beteuern, es käme nicht auf die Größe an, wird bei Zigarren penibel nachgemessen und unterschieden.
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GUT ZU WISSEN
Zigarrenformate:
Demi Tasse
Länge: 95–100 mm, Ø 11–12 mm
Chicos
Länge: 100–117 mm, Ø 9,12 mm
Petit Corona
Länge: 102–127 mm, Ø 15–18,5 mm
Robusto
Länge: 114–140 mm, Ø 19–22 mm
Corona
Länge: 130–170 mm, Ø 15–18,5 mm
Toro
Länge: 140–168 mm, Ø 18–21 mm
Torpedo
Länge: 140–170 mm, Ø 19,5–21,5 mm
Corona Grande
Länge: 150–155 mm, Ø 16–17 mm
Lonsdale
Länge: 160–185 mm, Ø 16–18 mm
Format 9-9-8
Länge: 170 mm, Ø 17 mm
Churchill
Länge: 170–185 mm, Ø 18–20 mm
Double Corona
Länge: 186–200 mm, Ø 19–21,5 mm
Gigante
Länge: 230–240 mm, Ø 19–22 mm
Menschen wie ich, die nur selten zur Zigarre greifen, unterscheiden übrigens nicht nach der Länge der Rauchware, sondern nach der Länge von Schwindel- und Hustenanfällen.
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Natürlich gibt es eine Menge Genießer, die weder Alkohol trinken noch rauchen. Aber auch die können im Luxus schwelgen, wenn sie über entsprechende finanzielle Mittel verfügen: Ein Besuch im Drei-Sterne-Restaurant verspricht garantierten Gaumen-Hochgenuss und gastronomische Spitzenqualität – allerdings nur für einige wenige Gäste. Denn die Auswahl unter exklusiven Edelrestaurants ist klein. Kenner wissen das und reservieren rechtzeitig. Rechtzeitig bedeutet in diesem Fall: Wer klug genug war, Mitte der 90er Jahre vorzubestellen, hatte 2012 die realistische Chance, in einem der neun deutschen Drei-Sterne-Restaurants einen Tisch zu bekommen. Das geringe Platzangebot und die gesalzenen Preise sorgen dafür, dass die wohlhabenden Gourmets meistens unter sich bleiben. Zwar verirrt sich hin und wieder auch mal ein Normalverdiener in ein solches Lokal, aber es bleibt unwahrscheinlich, dass man sein Kobe-Rind an Trüffelmousse essen muss, während nebenan der Kegelclub »Ach du grüne Neune« lauthals grölend eine Lokalrunde nach der anderen schmeißt. Neben aller Exklusivität haben Gourmet-Restaurants allerdings auch einen entscheidenden Nachteil: Die Portionen sind oft so klein, dass am Ende beides leer ist – der Bauch und das Portemonnaie.
Wer es weniger gediegen mag, dafür aber gerne satt wird, der kann auch in Bistros, Cafés und Bars eine Menge Geld lassen – vor allem, wenn er in Amerika unterwegs ist. Man sagt nicht umsonst, dass der Aufenthalt in US -Metropolen höhere Lebenshaltungskosten verursacht als anderswo. Das stimmt auch. Wenn man die Zahlen miteinander vergleicht, erkennt man auf den ersten Blick: In Leverkusen lebt es sich zum Beispiel deutlich günstiger.
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DAS GEHT JA GAR NICHT!
Kosten für Snack, Cocktail, Eis, Taxi – ein Vergleich:
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Ich habe immer gedacht: Sparen ist total einfach. Wenn man ausgeht, muss man nur auf teure Cocktails verzichten und stattdessen Wasser trinken. Ja, schon, aber wir befinden uns nicht mehr in den Zeiten, in denen der Sprudel automatisch das billigste Getränk im ganzen Laden gewesen ist. Wenn Sie mir nicht glauben wollen, dann bestellen Sie doch im Berliner Luxus-Hotel Adlon mal ein Wasser. Wenn Sie Pech haben und der Kellner hakt nicht nach, bringt er Ihnen eine Flasche des japanischen Tafelwassers »Rokko No«. Die Flasche zu 62 Euro. Was lernen wir daraus? Stille Wasser sind nicht nur tief – sie sind auch teuer.
Viele Verbraucher schütteln bei den enormen Preisen verständnislos den Kopf. Für sie ist stilles Wasser nichts anderes
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