Cantz schoen clever
nannten ihren ersten Sohn bekanntlich Brooklyn, und auch Verona Pooths Sohn San Diegowird nicht in Recklinghausen gezeugt worden sein. Besondere Auskunftsfreudigkeit lag offensichtlich bei den Eltern von Paris Hilton vor: Sie haben mit dem Namen der Tochter nicht nur die Stadt angegeben, in der es passiert ist, sondern auch noch das Hotel. Ich persönlich bin übrigens ganz froh, dass meine Eltern sich bei mir anders entschieden haben, sonst würde ich jetzt nicht »Guido« heißen, sondern »Rücksitz eines Opel Ascona«.
Viele Modenamen lassen sich zurückführen auf die Lieblingsfilme der Eltern. Die Kevin-Welle in den 90er Jahren wurde vom Erfolgsfilm Kevin allein zu Haus ausgelöst. Die hinreißende Romantik-Komödie Die fabelhafte Welt der Amélie gab einer ganzen Horde von Amélies ihren Namen – warum mein Nachbar seine Tochter allerdings Gina Wild genannt hat, ist mir echt ein Rätsel.
Zum Schluss möchte ich noch das Geheimnis lüften, warum ich Guido heiße: Meine Eltern waren Riesenfans der TV -Sendung Was bin ich mit Robert Lembke. Einer der vier Rate-Füchse hieß Guido Baumann. Und nach dem wurde ich dann benannt. Ich finde, ich habe es ganz gut getroffen, wenn man bedenkt, was damals sonst so an möglichen Alternativen im Fernsehen lief: Pan Tau , Catweazle oder Balduin, der Heiratsmuffel .
E r hatte sie gefragt, ob sie noch auf einen Kaffee mit zu ihm hochkommen wolle. Er gefiel ihr, also hatte sie sofort zugestimmt. Nun wartete sie in seinem gemütlichen Wohnzimmer darauf, dass er aus der Küche zurückkommen würde – aber nicht mit Kaffee, sondern mit Champagner, da war sie sich sicher. Der Reispapier-Ballon an der Zimmerdecke warf ein so spärliches Licht in den Raum, dass sie kaum etwas erkennen konnte. Wer eine solch intime Beleuchtung wählte, der hatte garantiert mehr im Sinn als nur einen schnellen Espresso. Lächelnd öffnete sie die oberen Knöpfe ihrer Bluse, räkelte sich auf dem Sofa und schloss erwartungsfroh die Augen. Endlich hörte sie, wie er den Raum betrat.
»Na, du Casanova? Schon mal das Licht gedimmt für‘s große Vergnügen?«, schnurrte sie mit heiserer Stimme.
»Sorry, Bettina, das ist jetzt wohl ein Missverständnis«, sagte er und stellte zwei dampfende Kaffeetassen neben sie auf den Couchtisch. »Das sind Energiesparlampen – das dauert, bis die hell sind.«
Wer hätte gedacht, dass ein bisschen Stromsparen jemanden in eine derart unangenehme Lage bringen kann. Sie hat sich zu früh gefreut, und höchstwahrscheinlich ist der arme Kerl auf seinem Kaffee sitzen geblieben. Dabei hat er eigentlich alles richtig gemacht – zumindest, was den Energieverbrauch betrifft. Denn wenn wir Menschen einfach von Jahr zu Jahr immer mehr Energie verbrauchen, dann sieht es bald für die gesamte Menschheit so aus wie im Wohnzimmer des jungen Mannes: ziemlich finster.
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GUT ZU WISSEN
Die zehn größten Energieverbraucher 2010 (in Prozent am Welt-Energieverbrauch):
VR China
20,3 %
USA
19,0 %
Russland
5,8 %
Indien
4,4 %
Japan
4,2 %
Deutschland
2,7 %
Kanada
2,6 %
Südkorea
2,1 %
Brasilien
2,1 %
Und auf einem Ehrenplatz: die Sonnenbank von Daniela Katzenberger.
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In Deutschland werden jedes Jahr ungefähr 600 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom verbraucht. Das ist eine Sechs mit elf Nullen. Elf Nullen, das klingt zwar auf der einen Seite harmlos nach der Nationalmannschaft von San Marino, auf der anderen Seite sollte es uns in Sachen Stromverbrauch aber erheblich zu denken geben. Wie – Sie können sich diese Menge gar nicht vorstellen? Nun, mit nur 1 kWh kann man 70 Tassen Kaffee kochen. Das bedeutet, dass die Deutschen mit ihrem Energieaufwand jedes Jahr 4,2 Billionen Tassen Kaffee zubereiten könnten. Das wiederum entspricht 52 500 Tassen pro Kopf und Jahr. Macht für jeden Deutschen über 140 Tassen heißen Kaffee am Tag. Das kann unmöglich gesundsein. Darum rate ich dringend dazu, die Energie nicht allein zum Kaffeekochen zu verwenden und sie stattdessen vielerlei Zwecken zuzuführen. Treue Helfer im Kampf gegen den krankmachenden Koffein-Terror sind zum Beispiel bewährte Stromfresser wie herkömmliche Glühbirnen, alte Kühlschränke, überdimensionierte Staubsauger, Tischtennisplatten-große Plasma-Fernseher oder stromhungrige Wäschetrockner. Und bevor man einen durch zu viel Kaffee verursachten Herzinfarkt riskiert und einen stromfressenden Defibrillator in Anspruch nehmen muss, sollte man lieber gleich in die Vollen gehen: Es reicht nämlich nicht, zum
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