Carolin - GesamtWerk
frischen Brötchen und Kaffee, der Tisch war fürs Frühstück gedeckt. Draußen fiel eine dichte Wand von Schneeflocken herab, der Garten war weiß geworden. Judith saß auf ihrem Platz, ihre Hände waren nun frei und sie ließ Honig auf die Hälfte eines Brötchens träufeln. Carolin setzte sich ihr gegenüber und ihr aufgewühltes Seufzen mischte sich in Judiths sinnliche Laute.
Lächelnd schaute Simon von einer zur andern. »Schön, euch in so angeregter Stimmung zu sehen.« Sie versuchten beide, sich etwas mehr zusammenzunehmen. Es gelang nicht wirklich. Simon trank einen Schluck Kaffee und betrachtete sich Judith versonnen. »Sicherlich wird dein Mann viel Freude an dir haben.« Sein Blick schweifte zu Carolin. »So wie ich an dir.« Seine Miene wurde ernst. »Das bedeutet allerdings nicht, dass an eurer Erziehung nicht noch gearbeitet werden muss.«
Carolin, die natürlich wusste, was unter einer »Erziehung« nach seinen Vorstellungen zu verstehen war, konnte sich einen kleinen Scherz nicht verkneifen: »Aber sind wir nicht schon ganz gut erzogen? Ich meine, wir können recht gut mit Messer und Gabel umgehen und uns halbwegs gesittet benehmen …« Musste ihr Judith denn jetzt in den Rücken fallen? Diese hatte das halbe Brötchen in ihrer Hand irgendwie aus den Augen verloren und ein zäher Honigfaden tropfte auf ihren Schenkel. Sie tupfte ihn mit der Fingerspitze auf und leckte ihn ab; alles geriet ihr zum sinnlichen Akt, ob sie wollte oder nicht.
Simon lächelte amüsiert. »Mit Scherzen sollte eine Sklavin vorsichtig sein, denn es ist wohl kein Zufall, dass sich die Worte Scherz und Schmerz so ähnlich sind.« Oh. Carolin schwieg mal lieber. Dafür redete Simon weiter. »Erziehung ist laut Aristophanes nicht das Gießen von Wasser in eine Vase, sondern das Entzünden eines Feuers. In eurem Fall ist dieses Feuer die Lust und wird von eurem Begehren entzündet, euch meinen Regeln zu unterwerfen.« Na ja, sie musste nur an sich hinabschauen, sich ihre demütige Sitzhaltung mit den geöffneten Schenkeln betrachten und auf ihre Gefühle hören, um zu wissen, wie recht er hatte. »Und einige dieser Regeln werde ich euch heute beibringen«, sagte er.
Was hatte er vor? Die Mädchen tauschten einen bangen Blick und Judith schob den Teller von sich. Mehr als das halbe Brötchen mit Honig hatte sie nicht hinuntergebracht und Carolin schon gar nicht versucht, etwas zu essen. Anscheinend ließ sich eine solche Sklavinnenausbildung gut mit einer Diätkur kombinieren. Simon erhob sich vom Tisch und sie folgten seinem Beispiel, kamen beide sehr aufgewühlt auf die Beine. Misstrauisch huschte Judiths Blick zum Plug auf ihrem Stuhl. Ob sie ihn wieder so reinigen musste wie gestern? Nein. Großzügig beschied ihr Simon, dass sie heute Morgen noch keinen Grund zum Tadel geboten habe und sie das Tuch aus dem Bad holen dürfe. Erleichtert ging sie los und Carolin bekam die Anweisung, ihm die Gerte zu bringen, die auf dem Sofa lag. Scheu nahm sie den dünnen leichten Stock, der so viel Respekt einflößte, in beide Hände und trug ihn zu Simon hinüber wie eine kostbare Reliquie, beugte die Knie zu einem untertänigen Knicks und streckte die Arme aus. »Bitteschön, mein Herr.«
Mit einem zufriedenen Lächeln nahm Simon die Gerte zur Hand. »Na siehst du, so etwas haben dir deine Eltern nicht beigebracht.«
Nein. Das nicht … Dafür brauchte es schon einen Gebieter wie ihn. — Mit einem angefeuchteten schwarzen Tuch in der Hand kam Judith ins Zimmer zurück, von der Fußfessel zu kleinen trippelnden Schritten gezwungen. Geschmeidig ließ sie sich auf die Knie nieder. Carolin musste auf der anderen Seite des Stuhls niederknien, und zwar in der »Demutshaltung«. Ihre Schenkel waren geöffnet, die Hände an die Fußsohlen gelegt. Es war eine sehr unbequeme und sehr offene Stellung, die den Unterleib einladend nach vorn schob. Seufzend schaute sie zu, wie Judith den Plug sorgsam abwischte; es war ein Bild tiefster Unterwürfigkeit, das sich Simon bot, vermutlich hätten ihn viele Männer beneidet. »Diese Demutshaltung ist von mir selbst erfunden«, sagte er. — Und? Sollte sie ihn dafür jetzt bewundern? Ihre Begeisterung hielt sich in Grenzen. Endlich durfte Judith mit dem Abwischen des Plugs aufhören und das Tuch ins Bad bringen. Carolin aber musste in der Demutshaltung verbleiben, sinnierend von Simon beäugt. Nach unendlich langer Zeit schweifte sein Blick zur Tür. »Wo bleibt sie denn nur?«
»Es geht halt nicht
Weitere Kostenlose Bücher