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Carolin - GesamtWerk

Carolin - GesamtWerk

Titel: Carolin - GesamtWerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Bruno Greulich
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solchen Rituals verlangte, dann war es reizvoll, da von Wärme und Übereinstimmung getragen. Hier hingegen war es das infantile, fast lächerliche Spiel einer Gesellschaft von Spießern. Aber eines, das sie mitspielen musste. Rasch beugte sie die Knie und hielt ihm das Tablett ein zweites Mal hin. »Bitteschön mein Herr.« Mit einem nachdenklichen Wiegen seines Schädels nahm er es entgegen. Die Dame in Grau griff nach dem größten der Ringe und klappte ihn auf, legte ihn um Carolins Hals. Kühl war das Metall und beschämend, ein kalter Schauer rieselte durch ihre Seele, doch hielt sie still. Mit einem hellen Klicken rastete das Schloss ein. Auch ihre Hand- und Fußgelenke wurden von den Bändern umschlossen. Ihre Hände wurden von der Gouvernante zum Nacken geführt und die Armbänder ans Halsband gekettet. Mit angewinkelten Armen stand sie da, offen und wehrlos, unendlich weit von Simon entfernt.
    Die Frau befestigte eine schwarze Leine am vorderen Ring des Halsbandes und zog Carolin wortlos hinter sich her, die beiden Stufen zur tiefer gelegenen Ebene des Raumes hinab und durch eine offen stehende Schiebetür auf eine große überdachte Terrasse, von der man auf die Stadt schaute. Dort unten herrschte das wirre bunte Treiben, das man die normale Welt nannte. Eine hüfthohe Balustrade aus dunklem Holz zog sich rundum, es gab einen großen Tisch mit rotem Brokattuch, umstanden von sechs Stühlen, und mitten auf dem polierten Dielenboden eine hölzerne Liege mit rotem Lederbezug. Carolin musste sich auf deren vorderen Rand setzen, beäugte misstrauisch die beiden soliden Ketten, die im Abstand zweier Armlängen vom Gebälk des Glasdaches hingen, und wurde von der Hand der Frau gezwungen, sich rücklings auf das kühle Leder zu legen. Zwei der Männer hoben ihre Beine bis in Kopfhöhe hoch und schlossen die Ketten an ihren Fußbändern an. Weit gespreizt lag sie da, unfähig sich zu rühren. Bang pochte ihr Herz. Was hatte man mit ihr vor?
    Alle vier Männer waren mit herausgekommen und umringten sie wie ein Forschungsobjekt. Auch die Blonde schaute zu ihr herab, leise seufzend, da sich eine Hand in den hinteren Schlitz ihres Kleides schob und zwischen ihren Beinen spielte. Es war die Hand des größten der Männer, der mit seinem schneeweißen struppigen Haar, den tiefen Falten im hageren Gesicht und der schlichten runden Brille wie ein Professor oder Künstler aussah. Mit einer weißen Keramikschale und einem buschigen Pinsel in Händen trat die Gouvernante zwischen Carolins Beine. Eine harte warme Hand betastete den Schoß wie prüfend. Erschrocken seufzte Carolin auf. Heiß war die Masse, die auf die empfindliche Haut gestrichen wurde, heiß und zäh und klebrig.
    »Was tun Sie da?«
    Die Antwort kam vom Massigen. »Eleonore wird dich epilieren. Das geschieht mit jeder unserer Sklavinnen.«
    »Was? Davon wusste ich nichts. Sie können doch nicht einfach «
    Ein Ball aus hartem Gummi, unvermittelt in ihren Mund gestopft, knebelte ihre Worte zum Röcheln, und fest wurde er in ihr fixiert, als der jüngste der Männer die Schnalle der ledernen Bänder seitlich an ihrem Kopf mit flinken Fingern verschloss. Lächelnd trat der Mann einen Schritt zurück. Er hatte den dicksten Bauch von allen, breit und rosig war sein Gesicht, glatt zurückgekämmt das hellbraune Haar, sein Grinsen war widerlich. Ungerührt setzte die Gouvernante ihre Arbeit fort, bestrich den Schoß bis zum Ansatz des Venushügels mit dem halb flüssigen Wachs und drückte sorgsam ein Tuch darauf; beschwichtigend lächelte sie Carolin zu. Hoch oben am Himmel schwebten vereinzelte zarte weiße Wölkchen von West nach Ost, ein tröstlicher Anblick, der an Carolins Ohnmacht nichts änderte. Epilieren! Das tat doch bestimmt weh! Und wie sah sie dann aus? Wie kamen diese Menschen dazu, so etwas gegen ihren erklärten Willen zu tun, was bildeten sie sich ein?
    Eleonore beugte sich zu ihrem Schoß hinab. Carolin hielt den Atem an. — Ein kurzer Ruck, der Himmel wurde rot. Oh Gott, wie weh es tat! Das Tuch war weggerissen, mit ihm das Wachs und das Schamhaar mitsamt den Wurzeln. Ihr Schoß wurde mit warmem Wasser abgewaschen, sorgfältig trockengetupft und behutsam eingecremt. Allmählich ließ der Schmerz nach. Ihr Kopf sank aufs Leder — und sie sah, dass der Massige neben sie trat. In der Hand hielt er einen kurzen Stock mit einem Stück Leder am Ende, halb so breit und fast so lang wie ein Handrücken, es sah aus wie eine antiquierte

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