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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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kein Buchmanuskript dabei war.
    »Ist ja auch logisch«, meinte CyberNel. »Hetty hat es auf eine Diskette kopiert und das Original in den Papierkorb verschoben. Aber glücklicherweise hat Hetty genauso wenig Ahnung von Computern wie du. Sie glaubt, dass alles, was man in den Papierkorb verschiebt, vollständig gelöscht ist, aber das stimmt nicht. Nur der Name des Dokumentes oder des Ordners beziehungsweise das entsprechende Icon verschwindet aus dem Programm des Benutzers. Das Dokument selbst befindet sich noch immer auf der Festplatte.«
    »Prima«, sagte ich. »Aber wie willst du es finden, wenn du nicht weißt, wie es heißt?«
    »Mit ein wenig Geduld und dem Norton Commander, oder noch schneller mit dem HackMac.« Nel fischte eine CD aus ihrer Tasche und steckte sie in das iBook. Auf dem Bildschirm erschien ein rotes Icon mit einem Schlüsselsymbol und den Buchstaben MQHM darunter. Nel klickte es an. Ein kleines Fenster öffnete sich. Es war völlig leer bis auf ein einziges Fragezeichen.
    »Augen zu«, befahl Nel und tippte auf ein paar Tasten. »Für Unbefugte verboten.«
    Das Fragezeichen verwandelte sich in die vorbeiwandernden Buchstaben OK, und innerhalb eines Augenblicks füllte sich der Bildschirm mit einem Fenster voller Funktionen und Codes. Ich stand ein wenig hilflos daneben.
    Nel grinste. »Der HackMac ist eine Erfindung von MindQuest«, erklärte sie. »MindQuest gehört einem deutschen Computergenie, für das ich manchmal arbeite. Den paar Leuten, die den HackMac benutzen dürfen, hat er Vorschriften von hier bis nach Jerusalem aufgebrummt. Es ist eine Art Einbrecherwerkzeug.«
    Sie wählte den Befehl Unerase HD. Ein hohes Fenster mit einer Bildlaufleiste füllte sich mit den Titeln und Anfangsworten aller Dateien, die Caroline, seit sie dieses iBook besaß, in den Papierkorb verschoben hatte. Nel klickte auf Find und anschließend auf Select und Size. In ein Textfeld tippte sie 250.000 up ein.
    Der Markierung sprang in die Mitte der Leiste. In der Reihe der Stichwörter war eines schwarz hervorgehoben.
    »Mein Gott«, sagte Nel leise. »Sie hatte noch gar keinen Titel dafür.«
    Mithilfe des mysteriösen HackMac war sie in der Lage, das Dokument zu öffnen. Kapitel eins. Seit dem vergangenen Herbst hatte Tilly ihren Glauben an zwei Dinge verloren: an Gott und an ihren Vater.
    Nel klickte den Text weg. Sie benutzte ihr Pocket-Laufwerk, um Carolines Buch zu kopieren, und schickte anschließend gleich noch ein paar weitere Ordner mit hinüber. Ich schlug eines der zahlreichen Exemplare von Ein kleines Geschenk auf, die auf dem Schreibtisch herumlagen. Das erste Kapitel begann wortwörtlich mit demselben Satz, außer dass der Name Tilly in Germaine geändert worden war.
    Hedwige Larue verdanken wir Germaine Thomas.
    Nel zog den Stecker ihres Pocket-Laufwerks heraus und verpackte es wieder in ihrer Tasche.
    »Sind wir fertig?«, fragte ich.
    »Fast. Nur noch kurz die Mails.« Sie verschob das HackMac-Fenster in eine Ecke des Bildschirms, klickte Outlook an und überprüfte die Eingangsmails. Sie gab CyberNel als Suchbefehl ein und fand ihre beiden E-Mails an Caroline.
    Nel schaute auf und sagte: »Sie sind abgeholt und geöffnet worden.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, sonst wären sie mit einem blauen Asterisk gekennzeichnet gewesen. Die erste könnte Caroline noch selbst gelesen haben, aber die zweite garantiert nicht, schau dir mal das Datum an. Vor einem Monat war sie bereits tot.«
    Nel hielt sich nicht weiter damit auf.
    Wieder öffnete sie den HackMac und tippte Show Connection Protocol ein. Auf dem Bildschirm erschienen Daten, Zeiten und eine Telefonnummer, ich nahm an, die von Carolines Server.
    CyberNel machte ihr zufriedenes Sphinx-Gesicht. »Die Larue überprüft mindestens einmal pro Woche, ob Caroline Mails erhalten hat, das letzte Mal vor drei Tagen nachts um halb eins.«
    »Schön«, sagte ich, ohne zu wissen warum. »Aber kann sie die Mails nicht von ihrem eigenen Computer aus abholen?«
    Nel grinste. »Nein, weil sie das Passwort nicht kennt. Man meldet sich normalerweise einmal damit an und speichert es anschließend auf der Festplatte, sonst müsste man sich jedes Mal mit allem Pipapo einloggen, da würde man ja verrückt werden. Außerdem ist das Passwort codiert, das heißt, dass beim Eingeben auf dem Bildschirm nur Sternchen erscheinen, deshalb kann Hetty es nicht lesen und auf ihren eigenen Computer kopieren. Das ist der einzige Grund, warum sie Carolines Laptop

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