Carre, John le
habe versprochen, es Ihnen zu bestellen.«
»Das ist
ungeheuerlich, absolut ungeheuerlich«, sagte Thursgood.
»Ich
übernehme sein Französisch, wenn Sie wollen. Wir können die Klassen V und VI
zusammenlegen.«
»Ich bin
außer mir«, sagte Thursgood. »Ich kann nicht nachdenken, ich bin völlig außer
mir.«
»Und
Irving sagt, er übernimmt das Rugby-Finale.«
»Berichte
zu schreiben, Prüfungen, Rugby-Finale zu spielen. Was soll denn mit der Frau
los sein? Wahrscheinlich einfach die Grippe, wie üblich um diese Jahreszeit.
Wir haben sie alle und unsere Mütter auch. Wo lebt sie?«
»Nach dem,
was er zu Sue gesagt hat, liegt sie schon im Sterben.«
»Immerhin
eine Ausrede, die er kein zweites Mal
verwenden kann«, sagte Thursgood ungerührt, dann brachte er durch ein scharfes
Bellen die Jungens zur Ruhe und verlas die Anwesenheitsliste. »Roach?«
»Krank,
Sir.«
Genau das
hatte ihm jetzt noch gefehlt. Der reichste Junge an der Schule hatte einen
Nervenzusammenbruch wegen seiner nichtswürdigen Eltern, und der Vater drohte,
ihn wegzuholen.
Toby
Esterhase demonstriert die Kunst, gleichzeitig vor- und zurückzugehen, und
Smiley macht sich Sorgen über Schatten auf seinen Wegen
Es war am
gleichen Tag um vier Uhr nachmittags. >Sichere Häuser, die ich kannte<,
dachte Guillam und sah sich in der düsteren Wohnung um. Er hätte über sie
schreiben können, wie ein Handlungsreisender über Hotels schreiben könnte: von
Fünfsterne-Spiegelhallen im Belgravia mit Wedgwood-Pilastern und vergoldeten
Eichenblättern bis zu diesem Zweizimmerschuppen der Skalpjäger in Lexham
Gardens, der nach Staub und Abflüssen roch und einen ein Meter hohen
Feuerlöscher in der pechdunklen Halle hatte. Über dem Kamin tranken Kavaliere
aus Zinnkrügen. Auf den gedrängten Tischen Muscheln als Aschenbecher, und in
der grauen Küche anonyme Anweisungen »Unbedingt beide Gashähne schließen«. Er
ging durch die Diele, als die Türglocke anschlug, auf die Sekunde pünktlich. Er
nahm das Haustelefon ab und hörte Tobys verzerrte Stimme in die Hörmuschel
krächzen. Er drückte auf den Türöffner und hörte das Klicken des Schlosses im
Treppenhaus widerhallen. Er öffnete die Vordertür, ließ jedoch die Kette
eingehakt, bis er sich überzeugt hatte, daß Toby allein war.
»Na, wie
geht's uns?« sagte Guillam fröhlich und ließ ihn ein. »Ausgezeichnet, Peter«,
sagte Toby und zog Mantel und Handschuhe aus.
Auf einem
Tablett standen Tee und zwei Tassen. Guillam hatte alles vorbereitet.
>Sichere Häuser< haben eine ganz bestimmte Aufmachung. Man gibt entweder
vor, hier zu wohnen oder überall zu Hause zu sein; oder einfach an alles zu
denken. In unserem Metier ist Natürlichkeit eine Kunst, dachte Guillam. Das
war etwas, das Camilla nicht zu schätzen wußte. »Wirklich höchst sonderbares
Wetter«, verkündete er, als hätte er eine meteorologische Studie angestellt.
Sehr viel geistreichere Konversation wurde in >sicheren Häusern< nie
betrieben. »Man geht ein paar Schritte und ist völlig erschöpft. Wir erwarten
also einen Polen?« sagte er und setzte sich. »Einen Polen im Pelzhandel, von
dem sie glauben, er könne für uns Kurierdienste leisten?«
»Muß jeden
Moment kommen.«
»Kennen
wir ihn? Ich habe von meinen Leuten unter seinem Namen nachsehen lassen, aber
sie fanden keine Spur.«
»Die
freien Polen haben ihn vor ein paar Monaten angelaufen, und er hat sofort das
Weite gesucht. Dann hat Karl Stock ihn bei den Lagerhäusern aufgestöbert und
gedacht, er könne den Skalpjägern nützlich sein.« Er zuckte die Achseln. »Mir
hat er gefallen, aber was soll's? Wir haben nicht mal genug Arbeit für unsere
eigenen Leute.«
»Peter,
Sie sind sehr großzügig«, sagte Esterhase ehrerbietig, und Guillam hatte das
lächerliche Gefühl, ihm ein Trinkgeld gegeben zu haben. Da klingelte es zu
seiner Erleichterung an der Tür, und Fawn bezog seinen Posten am Eingang. »Tut
mir leid, Toby«, sagte Smiley, von der Treppe ein wenig außer Atem. »Peter, wo
soll ich meinen Mantel aufhängen?« Guillam drehte Toby um, hob ihm die Hände
und legte sie flach an die Wand, dann durchsuchte er ihn nach einer Waffe,
wobei er sich reichlich Zeit ließ. Toby hatte keine Waffe. »Ist er allein
gekommen?« fragte Guillam. »Oder wartet ein lieber Freund auf der Straße?«
»Ich
glaube, die Luft ist rein«, sagte Fawn.
Smiley
stand am Fenster und blickte auf die Straße hinunter. »Würden Sie bitte kurz
das Licht löschen?« bat er.
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