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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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führe. Alles Musik in Percys Ohren. Gerald
zählt die jüngsten Skandale auf und betont geflissentlich Allelines eigenes
Nahost-Abenteuer, das so schief gelaufen war und Percy um ein Haar seine
Karriere gekostet hätte. Dann rückt er mit seinem Vorschlag heraus. Er sagt
folgendes. Nach meiner Theorie, wohlgemerkt; es ist nur eine Theorie.«
    »Klar,
George«, sagte Toby und leckte sich die Lippen. »Eine andere Theorie könnte
lauten, daß Alleline sein eigener Gerald gewesen sei, verstehen Sie. Nur daß
ich das zufällig nicht glaube: Ich glaube nicht, daß Percy fähig wäre,
herzugehen, sich einen erstklassigen russischen Spion zu kaufen und von da an
sein Schiff mit eigenen Leuten zu bemannen. Ich nehme an, er hätte alles
verpatzt.«
    »Klar«,
sagte Esterhase mit absoluter Bestimmtheit. »Also, nach meiner Theorie sagt
Gerald zu Percy sodann folgendes: >Wir - das heißt, ich und die
gleichgesinnten Seelen, die mit diesem Projekt verbunden sind - möchten, daß
Sie, Percy, als unsere Vaterfigur handeln. Wir sind keine Politiker, wir sind Praktiker.
Im Whitehall-Dschungel kennen wir uns nicht aus. Sie schon. Sie übernehmen die
Ausschüsse, wir übernehmen Merlin. Wenn Sie als unsere Sicherung fungieren und
uns vor dem Unfug, der dort getrieben wird, schützen, was im Effekt bedeutet,
daß Sie die Kenntnis von unserer Operation auf das absolute Minimum
beschränken, dann liefern wir die Ware. < Sie besprechen die praktischen
Möglichkeiten, wie das zu bewerkstelligen wäre, dann läßt Gerald eine Weile
Percy im eigenen Saft schmoren. Eine Woche, einen Monat, das weiß ich nicht.
Lange genug, daß Percy es sich hat überlegen können. Eines Tages legt Gerald
das erste Muster vor. Und es ist natürlich sehr gut. Sehr, sehr gut. Zufällig
etwas, das die Navy angeht, was Percy nicht besser
zupaß kommen könnte, denn er ist bei der Admiralität sehr gut angeschrieben,
sie stützen ihm dort den Rücken. Percy läßt also seine Freunde von der Navy einen
verstohlenen Blick darauf werfen, und das Wasser läuft ihnen im Mund zusammen.
>Woher kommt es? Wird noch mehr folgen?< Eine ganze Menge. Was die
Identität der Quelle angeht - nun, die ist in diesem Stadium noch streng
geheim, aber das ist ganz in Ordnung. Entschuldigen Sie, wenn ich hier
vielleicht ziemlich weit danebentippe, aber ich habe als einzigen Anhaltspunkt
die Akten.«
    Die
Erwähnung der Akten, die erste Andeutung, daß Smiley vielleicht in irgendeiner
offiziellen Eigenschaft handle, rief bei Esterhase eine deutliche Reaktion
hervor. Zu dem gewöhnlichen Lippenlecken gesellte sich ein Vorwärtsrecken des
Kopfes und ein Ausdruck gerissener Vertraulichkeit, als versuchte Toby mittels
aller dieser Signale anzudeuten, auch er habe die Akte gelesen, welche Akte es
auch immer gewesen sein mochte, und teile Smileys Schlußfolgerungen rückhaltlos.
Smiley hatte sich abgewandt und trank einen Schluck Tee. »Für Toby auch?«
fragte er über seine Tasse hinweg. »Mach ich«, sagte Guillam mehr energisch als
gastfreundlich. »Tee, Fawn«, rief er durch die Tür. Sie öffnete sich sofort,
und Fawn erschien auf der Schwelle, eine Tasse in der Hand. Smiley stand nun
wieder am Fenster. Er hatte den Vorhang einen Spalt beiseite geschoben und
starrte auf den Platz hinunter. »Toby?«
    »Ja,
George?«
    »Haben Sie
einen Babysitter mitgebracht?«
    »Nein.«
    »Niemanden?«
    »George,
warum sollte ich Babysitter mitbringen, wenn ich doch nur Peter und einen armen
Polen treffen wollte?« Smiley kehrte zu seinem Stuhl zurück. »Merlin als
Quelle«, begann er von neuem. »Wo war ich stehengeblieben? Ach, ja. Merlin
war nicht eigentlich nur eine einzige Quelle, nicht wahr, wie Gerald nach und
nach Percy und den beiden anderen beibrachte, die er inzwischen in den
magischen Kreis einbezogen hatte. Gewiß. Merlin war sowjetischer Agent, aber
ähnlich wie Alleline war er auch der Sprecher einer Gruppe Unzufriedener. Wir
sehen uns selber gern in der Situation anderer, und ich bin überzeugt, daß
Percy sich von Anfang an für Merlin erwärmte. Diese Gruppe, die Clique, deren
Anführer Merlin war, bestand aus, sagen wir, einem halben Dutzend gleichgesinnter
sowjetischer Beamter, von denen jeder auf seine Weise vortrefflich plaziert
war. Im Lauf der Zeit hat Gerald, wie ich argwöhne, seinen Leutnants und Percy
ein ziemlich genaues Bild dieser Unter-Quellen vermittelt, aber ich weiß es
nicht. Merlins Job bestand darin, ihre Informationen zu sammeln und in den
Westen zu spielen, und

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