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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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wenn es ihm in den Kram paßte. Von Indien aus ging er nach
Kairo. Dieser Posten hätte für Alleline schwierig, wenn nicht unhaltbar sein
müssen; denn der Nahe Osten war bis dato Haydons Stammrevier gewesen. Die Netze
in Kairo blickten zu Bill auf wie zu einem modernen Lawrence von Arabien —
buchstäblich das gleiche Bild, das Martindale in jener schicksalhaften Nacht in
seinem obskuren Club von ihm gezeichnet hatte. Sie waren bereit, seinem
Nachfolger das Leben zur Hölle zu machen. Trotzdem boxte Percy sich verbissen
durch, und wenn er den Amerikanern aus dem Weg gegangen wäre, hätte Haydon in
ihm noch seinen Meister gefunden. So aber kam es zu einem Skandal und einem offenen
Zusammenstoß zwischen Percy und Control.
    Die
Umstände lagen noch immer im dunkeln: der Zwischenfall hatte sich lange vor
Smileys Ernennung zu Controls oberstem Kammerherrn ereignet. Alleline hatte
sich offenbar ohne Autorisation Londons in ein albernes amerikanisches Komplott
zur Absetzung eines einheimischen Potentaten, der durch eine genehmere Figur
ersetzt werden sollte, eingelassen: Alleline war schon immer ein großer
Bewunderer der Amerikaner gewesen. In Argentinien hatte er staunend ihre Rotte linksgerichteter
Politiker um den halben Erdball verfolgt; in Indien entzückte ihn ihre
Geschicklichkeit bei der Zunichtemachung der Zentralisierungsbestrebungen.
Während Control, wie die meisten im Circus, die Amerikaner ebenso verachtete
wie alle ihre Werke, die er häufig zu sabotieren suchte.
    Das
Komplott platzte, die britischen Ölgesellschaften waren wütend, und Alleline
mußte sich, wie es so bildhaft im Jargon heißt, barfuß auf die Socken machen.
Später behauptete Alleline, Control habe ihn zuerst dazu gedrängt und ihm dann
den Teppich unter den Füßen weggezogen. Wie dem auch gewesen sei, Alleline kam
nach London und fand dort den Befehl vor, sich in der Nursery einzustellen,
wo er die Ausbildung von Neulingen übernehmen sollte. Diese Planstelle war
normalerweise Vertragsangestellten vorbehalten, die noch ein paar Jährchen bis
zu ihrer Pensionierung hatten. Heutzutage, erklärte Bill Haydon, damals
Personalchef, gebe es in London so furchtbar wenige Jobs für einen Mann von
Percys Dienstalter und Fähigkeiten. »Dann werden Sie verdammt noch mal einen
für mich erfinden müssen«, sagte Percy. Er hatte recht. Wie Bill sich wenig
später Smiley gegenüber in schöner Offenheit ausdrückte: Er hatte die Rechnung
ohne die Alleline-Lobby gemacht. »Aber wer sind diese Leute?« hatte Smiley
immer wieder gefragt. »Wie können sie Ihnen einen Mann aufzwingen, wenn Sie ihn
nicht wollen?«
    »Golfer«,
knurrte Control. Golfer und Konservative, denn Alleline liebäugelte damals mit
der Opposition und wurde mit offenen Armen empfangen, nicht zuletzt von Miles
Sercombe, Anns leider nicht geschaßtem Vetter und Lacons Minister. Doch Control
konnte wenig dagegen machen. Im Circus herrschte Flaute, und es ging sogar die
Rede, man wolle die ganze Mannschaft ausrangieren und irgendwo mit einer
anderen neu anfangen. In dieser Welt treten Fehlschläge traditionsgemäß in
Serien auf, aber dies war eine ungewöhnlich lange Pechsträhne gewesen. Das
Produkt war zurückgegangen; immer mehr Material hatte sich als verdächtig
erwiesen. Dort, wo es darauf ankam, hatte Control nicht allzuviel zu sagen.
    Diese
vorübergehende Ohnmacht trübte Controls Freude bei der Abfassung von Percy
Allelines Eignungsgutachten für den Posten des Operationsleiters nicht im
geringsten. Damit machte er Percy, wie er sagte »hofnarrenfähig«.
    Smiley
konnte nichts unternehmen. Bill Haydon war damals in Washington und versuchte,
mit den, wie er es ausdrückte, faschistischen Puritanern der amerikanischen
Dienststelle erneut über ein Informationsabkommen zu verhandeln. Aber Smiley
war in die fünfte Etage aufgestiegen, und dort gehörte es zu seinen Aufgaben,
Control alle Bittsteller vom Hals zu halten. Folglich hatte Alleline mit Smiley
zu tun, sooft er kam und fragte: »Warum?« Suchte ihn in seinem Büro auf, wenn
Control nicht da war, lud ihn in seine trübselige Wohnung ein, nachdem er seine
Geliebte vorsorglich ins Kino geschickt hatte und fragte immer wieder in
seinem klagenden Tonfall: »Warum?« Einmal hatte er sogar eine Flasche
Malzwhisky erstanden, den er Smiley nachgerade aufdrängte, während er selber
der billigeren Sorte treu blieb.
    »Was habe
ich ihm denn so Furchtbares angetan, George? Wir haben uns ein paarmal
gekabbelt, aber was ist daran

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