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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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ersterben. Als sie auf den Lift
warteten, sah Jerry auf dem Schwarzen Brett nach, wer die Privatlogen gemietet
hatte. Die eiserne Garde stellte die Peak-Mafia: die Bank - wie die Hong Kong
and Shanghai Bank sich zu nennen beliebte -, Jardine Matheson,- der Gouverneur,
der Kommandeur der britischen Streitkräfte. Mr. Drake Ko, O. B. E. war, obgleich
Steward des Clubs, nicht unter ihnen.
    »Westerby!
Lieber Gott, Mann, wer zum Teufel hat denn Sie hier reingelassen? Hören Sie,
stimmt es, daß Ihr alter Herr noch Pleite machte, ehe er starb?«
    Jerry
zögerte, grinste, dann zog er mit einiger Verspätung die Karte aus seinem
Gedächtnis: Clive Soundso, Society-Anwalt, Haus in Repulse Bay, penetrant
schottisch, ganz gespielte Leutseligkeit und für seine krummen Touren bekannt.
Jerry hatte von ihm einmal Hintergrund-Material über einen maconesischen Goldschwindel
bekommen und schloß daraus, daß Clive damals eine Scheibe vom Kuchen abbekommen
hatte. »Clive, super, wunderbar.«
    Sie
tauschten Banalitäten aus, der Lift war immer noch nicht da. »Los. Geben Sie
uns Ihre Karte. Ich verschaffe Ihnen ein Vermögen.« Porton, dachte
Jerry: Clive Porton. Porton entriß Jerry die Rennkarte, leckte sich den großen
Daumen, blätterte etwa bis zur Mitte und zog mit dem Kugelschreiber einen Kreis
um einen Pferdenamen. »Nummer sieben im dritten, kann gar nichts schiefgehen«,
flüsterte er. »Setzen Sie Ihr Hemd darauf, okay? Wissen Sie, ich schenke nicht
alle Tage Geld her.«
    »Was hat
Ihnen dieser Dreckskerl verkauft?« erkundigte sich Luke, als Porton außer
Hörweite war. »Nennt sich Open Space.«
    Ihre Wege
trennten sich. Luke ging, um Wetten zu plazieren und sich in den American Club
im oberen Stockwerk einzumogeln. Jerry setzte spontan hundert Dollar auf Lucky
Nelson und steuerte dann eilends den Speisesaal des Hong Kong Club an. »Wenn
ich verliere«, dachte er kaltlächelnd, »setz' ich's George auf die Rechnung.«
Die Doppeltüren waren offen, und er marschierte stracks hinein. Alles atmete
ordinären Reichtum: ein Golfclub in Surrey an einem regnerischen Wochenende,
nur daß diejenigen, die den Taschendieben trotzten, echte Juwelen trugen. Eine
Gruppe von Ehefrauen saß abseits, wie unbenutztes Gerät, starrte finster in die
Mattscheibe und jammerte über Dienstboten und unverschämte Fotoreporter. Der
Geruch von Zigarrenrauch und Schweiß und abserviertem Essen lag in der Luft.
Als sie ihn hereinschlendern sahen - den gräßlichen Anzug, die Wildlederstiefel,
»Presse« vom Scheitel bis zur Zehe - wurde ihr Starren noch finsterer. Das
Unangenehme für uns Prominente in Hongkong, sagten ihre Mienen, ist, daß nicht
genügend Leute hinausgeworfen werden. An der Bar hatte sich ein Schwarm
ernsthafter Trinker versammelt, zumeist Glücksritter von den Londoner
Handelsbanken mit penetrantem Akzent, verfrühten Bierbäuchen und Specknacken.
Neben ihnen die Nachwuchsstars von Jardine Matheson, die für die Firmenloge
noch nicht groß genug waren: geschniegelte Jünglinge, für die der Himmel in
Geld und Beförderung bestand. Jerry blickte sich besorgt nach Frosti um, aber
entweder hatten die Hottehühs ihn heute nicht locken können oder er steckte bei
irgendeinem anderen Haufen. Mit einem Grinsen und einem vagen Winken in die
Runde lotste er den zweiten Geschäftsführer aus seiner Ecke, begrüßte ihn wie
einen verlorengeglaubten Freund, erwähnte nebenhin Captain Grant, steckte ihm
zwanzig Dollar zu, erhielt in Umgehung sämtlicher Vorschriften eine Tageskarte
und trat, noch achtzehn Minuten vor dem nächsten Start, dankbar hinaus auf den
Balkon: Sonne, Düngerduft, das wilde Geschiebe einer chinesischen
Menschenmenge, und sein eigener immer schneller werdender Herzschlag, der flüsterte:
»Pferde«.
    Eine Weile
lehnte Jerry grinsend da und betrachtete das Bild, denn so oft er es sah, war
es für ihn das erstemal. Der Rasen der Rennstrecke von Happy Valley mußte die
kostbarste Anpflanzung der Welt sein. Es gab nur sehr wenig. Ein schmaler Ring
umzog eine Art Londoner Vorstadtstadion, das Sonne und viele Füße zu Dreck
zerwühlt hatten. Acht zertrampelte Fußball-Torräume, ein Rugby-Torraum und ein
Hockey-Torraum, alles sah städtisch-vernachlässigt aus. Das dünne grüne Band
jedoch, das diese schmutzige Masse umzog, hatte allein in diesem Jahr
vermutlich eine schlanke Million Pfund Sterling in legalen Wetten eingebracht
und die gleiche Summe nochmals unter der Hand. Die Anlage ist weniger ein Tal
als eine

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