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Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Titel: Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihn durch mich töten - sagte, er sei gefährlich.
Das stimmte gar nicht. Freunde von mir in Carne erkundigten sich. Nirgends
Klagen. Postbote mochte das Vieh. Verdammt dumme Lüge für eine so kleine
Gemeinde. Das mußte doch herauskommen.«
    »Warum in
aller Welt erzählte sie sie dann?«
    Harriman
machte eine Geste, die Smiley besonders irritierte. Er strich sich mit dem
Zeigefinger der Länge nach über die Nase und zwirbelte dann sehr rasch jedes
Ende seines absurden Schnurrbartes. Die ganze Bewegung hatte etwas Verschämtes,
als maße er sich die Eigenheiten von Stabsoffizieren an und fürchte sich
zugleich vor einer Zurechtweisung.
    »Sie war
schwierig«, sagte er. »Ich kann so was sofort sehen. Ich hatte ein paar im
Regiment, Ehefrauen, die Ärger machen. Kleine weinerliche Typen. Sehen aus,
als könnten sie nicht bis drei zählen, tugendhafter als irgendwer. Arrangieren
die Blumen in der Kirche und so weiter - so gottesfürchtig wie nur möglich. Ich
würde sagen, sie war von der hysterischen Sorte, theatralisch; die tagelang
überall im Haus herumweinen. Alles für ein bißchen Drama.«
    »War sie
beliebt?« Smiley bot ihm eine Zigarette an.
    »Glaube
nicht. Danke. Sie trug sonntags Schwarz, höre ich. Typisch. Draußen im Osten
pflegten wir sie >Krähen< zu nennen, die, die Schwarz trugen - Sonntags-Jungfrauen.
Sie waren meistens A.K. - andere Konfessionen, nicht Staatskirche - einige
waren Katholiken... Ich hoffe, daß ich Sie nicht...«
    »Durchaus
nicht.«
    »Kann man
nie wissen, wie? Ich kann sie selbst nicht ausstehen; kein Vorurteil, aber ich
mag Katholiken nicht - das sagte schon mein alter Vater.«
    »Kannten
Sie ihren Mann?«
    »Nicht so
gut, den armen Teufel, nicht so gut.«
    Harriman
schien, so überlegte Smiley, weit mehr Sympathie für die Lebenden als für die
Toten zu haben. Vielleicht waren Soldaten so. Er wußte es nicht.
    »Er ist
schrecklich zusammengebrochen, höre ich. Furchtbarer Schock - Laune des
Schicksals, wie?« fügte er hinzu, und Smiley nickte. » Er ist der andere Typ.
Einfache Herkunft, gute Offizierseigenschaften, macht dem Kasino Ehre. Das sind
die, die am schwersten getroffen werden, die, die sich die Frauen aufs Korn
nehmen.«
    Sie gingen
zum Gartentor. Smiley verabschiedete sich und versprach, in etwa einer Woche
wiederzukommen, um den kleinen Hund zu holen.
    Als er
davonging, rief ihm Harriman nach: »Oh, übrigens...«
    Smiley
blieb stehen und drehte sich um.
    »Ich werde
diesen Scheck einlösen, wie, und Ihnen den Betrag gutschreiben?«
    »Natürlich«,
sagte Smiley. »Das ist ganz in Ordnung.« Er ging zur Bushaltestelle und dachte
über die seltsamen Nebenwege des militärischen Denkens nach.
     
    Derselbe
Bus brachte ihn nach Carne zurück, derselbe Fahrer schimpfte auf seine Arbeitgeber,
derselbe Fahrer fuhr die ganze Strecke im zweiten Gang. Smiley stieg am
Bahnhof aus und ging zum roten Backstein-Bethaus. Leise die gotische Tür
öffnend, die aus dick gelacktem, ockergelbem Kiefernholz bestand, trat er ein.
Eine ältere Frau mit einer Schürze putzte den schweren Messingleuchter, der
über dem Mittelschiff hing. Er wartete einen Augenblick, ging auf den
Zehenspitzen zu ihr und fragte nach dem Prediger. Sie wies auf die
Sakristeitür. Ihrer mimischen Anweisung folgend, ging er hinüber, klopfte und
wartete. Ein großer Mann mit einem Kollar öffnete die Tür.
    »Ich bin
von der »Christlichen Stimme<«, sagte Smiley ruhig. »Kann ich Sie
sprechen?«
    Mr. Cardew
führte ihn durch den Seiteneingang in einen kleinen Gemüsegarten, der
sorgfältig bestellt war; hellgelbe Wege verliefen zwischen den leeren Beeten.
Die Sonne erfüllte die frische Luft mit ihren Strahlen. Es war ein kalter,
schöner Tag. Sie durchquerten den Garten und traten in eine Umzäunung. Trotz
des Regens der letzten Nacht war der Boden hart und das Gras kurz. Sie gingen
Seite an Seite und sprachen im Gehen.
    »Dies ist
Pfründe, es gehört der Schule. Wir veranstalten hier im Sommer unsere
Gartenfeste. Sehr praktisch.«
    Cardew
schien mit seinem Stand nicht ganz in Einklang zu stehen. Smiley, der ein
kindliches Mißtrauen gegen Geistliche hegte, hatte einen wesleyanischen
Grobian, einen weitschweifigen, abweisenden Mann mit einem Hang zur
Bildersprache erwartet.
    »Miss
Brimley, unsere Redakteurin, hat mich geschickt«, begann Smiley. »Mrs. Rode
bezog unsere Zeitschrift; ihre Familie hat sie seit Beginn abonniert. Sie war
fast ein Teil der Familie. Wir wollen einen Nachruf über ihre Arbeit

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