Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
nicht mehr vertraute.
»Hörst du noch von ihm?« platzte er heraus.
»Von wem?« fragte ich verblüfft und wußte nicht, wen er meinte.
»Cal Dennison!«
»Nein!« schrie ich ihn an. »Seit dem Tag, als ich Winnerow verließ, habe ich nichts mehr von ihm gehört! Er weiß nicht einmal, wo ich bin. Ich will ihn nie wieder sehen!«
»Ich bin überzeugt, er wird herausfinden, wo du bist«, sagte Logan tonlos. Er trank seinen Kakao aus und setzte die Tasse mit einem lauten Knall auf die Untertasse zurück. »Es war nett, dich wiederzusehen, Heaven, und zu erfahren, daß du jetzt alles hast, was du wolltest. Es tut mir leid, daß dein echter Großvater starb, ehe du ihn kanntest, und ich freue mich, daß du deinen Stief-Großvater so magst. Ich muß gestehen, in deiner tollen Kleidung und dem Pelz siehst du wunderschön aus, aber du bist nicht mehr das Mädchen, in das ich mich verliebte. Dieses Mädchen ging in Candlewick drauf!«
Ich war sprachlos, getroffen und tief verletzt, so tief, daß ich mich tödlich verwundet fühlte. Mein Mund stand offen, und ich wollte Logan anflehen, mir doch noch eine weitere Chance zu geben. Heiße Tränen schossen mir in die Augen und machten mich blind. Verzweifelt versuchte ich, die richtigen Worte zu finden, aber er hatte sich schon abgewandt und ging auf das Mädchen zu, das noch immer am Fenstertisch auf ihn wartete. Ohne sich ein einziges Mal umzuschauen, setzte er sich zu ihr. Alle Mühe, die ich in der Hoffnung, ihn zu beeindrucken, in die Vorbereitung für dieses Rendezvous gesteckt hatte, war völlig verschwendet. Ich hätte in meinen Lumpen kommen sollen, mit langen, zerzausten Haaren, mit Schatten unter den Augen, die hohl vor Hunger dreinschauten – dann hätte er vielleicht mehr Mitgefühl gezeigt.
Die Wahrheit war: Logan hatte mich nie richtig geliebt! Er hatte nur mit einem hergelaufenen Wesen aus den Bergen Mitleid gehabt und wollte mich als Beschützer mit seiner überreichen Großzügigkeit überschütten! Er hatte mich als Fall für die Nächstenliebe angesehen!
Rasch drehte ich mich um, rannte auf die Straße und winkte ein Taxi heran.
Lebwohl, Logan, murmelte ich schluchzend vor mich hin, als das Taxi losfuhr. Es war ein zärtliches und süßes Gefühl, als ich dachte, du würdest mich wegen meiner selbst lieben, aber von heute an werde ich keinen Gedanken mehr an dich verschwenden!
Du hast es sogar fertiggebracht, daß ich mich wegen Troy schuldig fühle, dabei hast du keine Ahnung von ihm. Lieber, wunderbarer, begabter, hübscher Troy, der ganz anders war als Cal Dennison, der mich nie erregt hatte!
8. K APITEL
V ERSPRECHUNGEN
Als mein Taxi unter den eindrucksvollen schweren Toren von Farthinggale Manor hindurchfuhr, weinte ich noch immer heiße Tränen. Tränen, die meine Stimme so erschütterten, daß ich dem Fahrer nur mühsam erklären konnte, wo er abbiegen mußte, um zur kleinen Hütte zu kommen. Ich hoffte, Troy würde dort sein.
Ich war auf dem Weg zu dem einzigen Freund, der mir noch geblieben war, fast blind vor Tränen und innerlich so aufgewühlt, als ob jeder bisherige Verlust in meinem Leben wiedererlitten und der Schmerz aus allen Ecken zusammenströmen würde. Immer hatte ein kleiner, aber zuversichtlicher Teil in mir daran geglaubt, daß Logan mir ganz zu Recht für immer gehören und ich ihn deshalb auch irgendwie zurückgewinnen würde. Nichts dauerte ewig, auf nichts gab’s ein Anrecht! So schrie meine enttäuschte Seele. Nichts!
»Zwölf Dollar und fünfzig Cents«, sagte der Taxifahrer und wartete ungeduldig, während ich mir die Augen abtupfte und versuchte, den exakten Betrag abzuzählen. Ich hatte aber nur eine Zwanzig-Dollar-Note. Diese steckte ich ihm trotzdem in die Hand und verließ schnell den warmen Rücksitz.
»Behalten Sie den Rest«, krächzte ich heiser.
Schneeflocken, scharf wie feine eisige Nadeln, schlugen mir ins Gesicht. Der Wind heulte und zerrte an meinen Haaren, während ich blindlings auf die Hütte zurannte. Ohne Troys Privatsphäre zu beachten, versuchte ich angestrengt, die Türe zu öffnen, aber ich hatte den Wind im Rücken, und das machte es schwierig. Als ich sie endlich offen hatte und hineingehen konnte, schlug der Wind die Türe hinter mir mit einem lauten Knall zu.
Bei diesem Geräusch kehrte ich in die Realität zurück, lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür und versuchte, meine Emotionen wenigstens einigermaßen unter Kontrolle zu bringen.
»Wer ist
Weitere Kostenlose Bücher