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Casting fuer die Liebe

Titel: Casting fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Ludwig
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einem Laden jede Menge bunte Luftballons hängen. Neugierig mache ich mich auf den Weg dorthin. Vielleicht ist das ja irgendeine Neueröffnung.
    Und tatsächlich! Die Änderungsschneiderei, die früher hier war, hat zugemacht. Das schmiedeeiserne Schild mit der Schere über dem Eingang aber ist geblieben.
    Denn jetzt ist an dieser Stelle ein Friseursalon.
»The Cutting Brothers«
steht an der Wand über dem Fenster, das von Luftballons umrankt ist.
    In der Tür hängt ein Schild:
    »Schnipp-Schnapp-Schnäppchen! Unser Eröffnungsangebot: Jeder Schnitt und Farbe zum halben Preis.«
    Hurra! Das Leben meint es also doch gut mit mir! Strähnchen für 30 Euro! Das kann sich selbst so ein armer Schlucker wie ich leisten.
    Ohne eine Sekunde zu zögern, betrete ich den Laden und spaziere zum Tresen.
    Am liebsten hätte ich natürlich sofort einen Termin, aber das sensationelle Eröffnungsangebot scheint sich schon in der Stadt herumgesprochen zu haben. Es ist frühestens am Ende der Woche noch was frei. Also vereinbare ich einen Termin für Freitag um Viertel nach drei. Bis drei muss ich ja babysitten. Und um fünf muss ich beim Schulbazar sein. Es wird ein bisschen stressig, aber dafür werde ich Philipp dann als Goldmarie meine Stulpen präsentieren.
    Was für ein Glück ich doch habe!

    Bestens gelaunt laufe ich weiter. Jetzt noch kurz einen Abstecher in die Grünstetter Passage und dann mit der Bahn wieder nach Hause. Am Kiosk in der überdachten Einkaufsstraße blättere ich noch schnell durch ein paar Zeitschriften. In der neuen Girl ist mal wieder ein Artikel über
Room 16
, den ich gerne noch überfliegen würde. Aber direkt ein paar Meter neben dem Kiosk plätschert ein Brunnen mit einem Wasser speienden Fisch in der Mitte und ich merke, dass ich eigentlich dringend mal aufs Klo muss.
    Also stecke ich die Zeitschrift zurück in den Ständer. Doch als ich loslaufen will, sehe ich auf der anderen Seite des Brunnens ein junges Paar sitzen.
    Ich krieg die Motten! Schon wieder Isabel und Luis!
    Schnell verstecke ich mich wieder hinter dem Zeitungsständer. Ich will auf keinen Fall, dass mich die beiden bemerken!

    Luis guckt Isabel gerade total verliebt in die Augen. Oh nein, jetzt küssen sich die beiden auch noch!
    Schnell drehe ich meinen Kopf zur Seite. Aber irgendwie muss ich dann doch hinschauen.
    Es ist wie bei einem Wackelzahn. Man weiß, dass es wehtut, wenn man mit der Zunge drangeht. Aber man kann es trotzdem nicht lassen.

    Isabel hat ihre Hände um Luis’ Hals gelegt. Luis streichelt Isabels Rücken. Die gleichen Hände, die meine arme Barbiepuppe malträtiert haben!

    Eigentlich könnte ich jetzt schnell an den beiden vorbeiflitzen. Sie würden mich gar nicht bemerken. Aber obwohl ich jetzt wirklich auf die Toilette muss, kann ich mich nicht losreißen.
    Ich bin wie in einer Art Schockstarre.
    Endlich lassen Luis und Isabel voneinander ab.
    Ich atme erleichtert auf.
    Aber schon im nächsten Moment wird es noch schlimmer.
    Jetzt tut Luis nämlich so, als würde er Isabel in den Hals beißen wollen. Isabel springt gackernd auf und rennt prustend und lachend um den Brunnen. Luis immer hinterher.
    Die beiden gebärden sich schlimmer als eine Horde wilder Affen und kommen bei jeder Runde dichter an mir vorbei.
    Und dann, ausgerechnet neben dem Zeitungsständer, hinter dem ich mich verstecke, erwischt Luis Isabel am Jackenkragen. Er zieht sie an sich heran und säuselt: »Ich wusste gar nicht, dass man so glücklich sein kann.«
    Schmalz hoch zehn!
    Ich will den Zeitungsständer noch ein kleines Stück zu mir herumdrehen, damit mich die beiden auch wirklich nicht sehen können, als ein paar von den extradicken Vogue-Heften herausrutschen und platschend auf dem Boden landen.
    Ich weiß nicht, wer röter wird. Luis und Isabel, als sie mich entdecken. Oder doch eher ich.
    »Le… Le… Leonie!«, stammelt Isabel. Aber bei »Le« bin ich schon losgerannt und bei »nie« bin ich längst über alle Berge.

Heiteres Beruferaten
    S chon in der Straßenbahn merke ich, dass von meiner guten Laune nach der Entdeckung des neuen Friseur nichts übrig geblieben ist. Und das liegt nicht nur daran, dass ich so dringend aufs Klo muss.
    Genau genommen fühle ich mich jetzt noch schlechter als gestern, als ich Luis und Isabel das erste Mal miteinander gesehen habe.
    Denn da war ich in erster Linie wütend. Aber heute merke ich, wie sich ein echter Gefühlscocktail in mir ausbreitet.
    Während die Straßenbahn diesen Cocktail

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