Cato 03 - Der Zorn des Adlers
anlächelte, was durch mehrere fehlende Schneidezähne allerdings ein wenig an Wirkung verlor. Macro zwinkerte Cato zu und zog sich mit Broann hinter einen zerlumpten Vorhang zurück.
Der Optio wandte sich Deneb zu und erblickte eine Frau, die ihr Make-up so dick aufgetragen hatte, dass man ihr Alter unmöglich erraten konnte. Ein paar Fältchen um die Mundwinkel ließen aber erahnen, dass sie gewiss doppelt so viele Jahre hinter sich hatte wie ihr Kunde. Sie lächelte, ergriff seine Hand und zog ihn zu sich aufs Bett. Als Cato sich zwischen ihre Beine kniete, führte Deneb die Hand zu ihrem weiten Seidengewand, öffnete es in seiner ganzen Länge und enthüllte Brüste mit dunkelbraunen Nippeln und das dünne, gekrauste Haar ihres Buschs. Cato betrachtete sie einen Moment lang von Kopf bis Fuß. Sie winkte ihn näher. Als er sich über ihre purpurrot bemalten Lippen beugte, gewann der Wein endlich die Oberhand, und er sackte ohnmächtig zusammen.
4
General Plautius wirkt alt und sehr müde, dachte sich Vespasian, während er zusah, wie sein Kommandant von einem Schreiber des Hauptquartiers einige Dokumente entgegennahm und mit seinem Siegelring verschloss. Der vom Siegelwachs aufsteigende Dampf roch unangenehm scharf, deshalb lehnte Vespasian sich auf seinem Platz zurück. Dass er und Plautius sich zu so später Stunde in einer dunklen Winternacht trafen, war typisch für die römische Armee. Mochten andere Armeen über Winter in ihren Quartieren bequem und nachlässig werden – die Soldaten Roms hielten sich mit regelmäßigen Übungen körperlich auf der Höhe, und der Führungsstab sorgte unterdessen für eine peinlich genaue Vorbereitung der Operation im nächsten Frühjahr.
Der letztjährige Feldzug hatte ausgesprochen positiv geendet. Plautius’ Legionen waren an der feindlichen Küste gelandet und hatten sich durch das Gebiet der Cantii und über die Flüsse Mead Way und Tamesis vorgekämpft. Schließlich nahmen sie Camulodunum ein, die Hauptstadt des Stammes der Catuvellauni, der die gegen Rom verbündeten Stämme anführte. Trotz des beträchtlichen Talents des gegnerischen Kommandanten Caratacus hatten die Legionen die Briten in zwei schweren Schlachten besiegt. Leider war ihnen Caratacus letztlich doch nicht in die Hände gefallen, und so schmiedete der britische Anführer wohl gerade jetzt seine eigenen Pläne gegen Roms Bemühungen, Britannien seinem riesigen Imperium einzuverleiben.
Trotz des für den Norden typischen rauen Winterwetters hatte Plautius seine Kavallerie auf lange Ritte tief ins Herz der Insel geschickt, immer mit dem strikten Befehl, nur zu beobachten und sich auf keine Scharmützel mit dem Feind einzulassen. Dennoch waren einige der Patrouillen in Hinterhalte geraten, und nur einige verängstigte Überlebende hatten die Nachricht von ihrem Schicksal zurückgebracht. Manche Patrouillen waren auch gänzlich verschollen. Für eine Armee, die ohnehin über zu wenig Kavallerie verfügte, waren das ernst zu nehmende Verluste, doch auf Aufklärung über Caratacus und seine Streitkräfte ließ sich nicht verzichten. Nach den Informationen, die General Plautius und sein Stab bekommen konnten, hatte Caratacus sich mit dem Rest seiner Armee an die Tamesis zurückgezogen. Dort hatte der König der Catuvellauni eine Reihe kleiner vorgelagerter Stützpunkte errichtet, von wo aus Streitwagenkommandos und leichte Reiterei in das von den Römern besetzte Territorium einfielen. Einige der römischen Nachschubkolonnen waren abgefangen und ausgeplündert worden, sodass nur noch rauchende Wagentrümmer und die Leichen des Geleitschutzes zurückblieben. Es war den Briten sogar gelungen, ein befestigtes Lager einzunehmen, das den Weg über den Mead Way sicherte, und die dort errichtete Pontonbrücke niederzubrennen.
Auch wenn diese Überfälle die Kampfkraft der Legionen für den nächsten Feldzug eigentlich nur minimal schwächten, hoben die kleinen Erfolge doch die Moral der Briten, und das bereitete im Hauptquartier Kopfzerbrechen. Viele der Stämme, die sich im vorangegangenen Herbst so eilig in Verträge mit Rom gestürzt hatten, ließen die Beziehungen nun abkühlen. Erbost über die Bereitwilligkeit, mit der ihre Anführer sich vor Rom gebeugt hatten, schlossen viele Krieger sich Caratacus an. Im Frühjahr würden Plautius und seine Legionen einer erneuerten britischen Armee gegenüberstehen.
Seine Erfahrungen des zurückliegenden Jahres hatten Caratacus viel über die Stärken und
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