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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Derr Biggers
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– etwa um wieviel Uhr?«
    »Es muß etwa gegen neun Uhr fünfzehn gewesen sein. Es kam mir so vor, als ob er noch stärker als sonst hinken würde. Mrs. Luce sprach ihn an, aber seltsamerweise antwortete er nicht. Er eilte einfach weiter über das Deck.«
    »Ist er der einzige in der Gruppe, der einen Malakkastock hat?«
    Das Mädchen lachte. »Mein lieber Mr. Chan, wir waren drei Tage in Singapur, und wenn man dort keinen Malakkastock kauft, läßt man Sie nicht weg. Jeder in der Gruppe hat mindestens einen.«
    Charlie runzelte die Stirn. »Wie können Sie da so absolut sicher sein, daß es Mr. Ross war, der an Ihnen vorbeiging?«
    »Nun – dieser Mann hinkte.«
    »Das Einfachste auf der Welt, das nachzumachen. Gab es nichts anderes, wodurch Sie ihn identifizieren konnten?«
    Das Mädchen dachte einen Moment nach. Plötzlich rief sie aus: »Ich werde selbst noch eine kleine Detektivin. Die Stöcke, die wir in Singapur kauften, hatten alle Metallspitzen, aber Mr. Ross Stock hatte eine dicke Gummikappe, wie ich bemerkt habe. Er macht keinen Lärm, wenn er über Deck spaziert.«
    »Und Stock des Mannes, der letzte Nacht an Ihnen vorbeiging…«
    »Machte keinen Lärm. Also muß der Mann Mr. Ross gewesen sein. Bin ich gut? Und um Ihnen zu demonstrieren, wie gut ich bin… Da kommt Mr. Ross! Hören Sie!«
    Ross schlenderte auf sie zu. Er ging nickend und lächelnd an ihnen vorbei und verschwand um die Ecke.
    Chan und das Mädchen sahen sich an. Den Mann hatte, gleichsam wie eine Melodie, das harte Tap-tap-tap des Metalls auf den Planken begleitet.
    »Was hat das denn zu bedeuten?« rief das Mädchen aus.
    »Mr. Ross’ Stock hat die Gummikappe verloren«, erklärte Charlie.
    Sie nickte. »Und nun?«
    »Ein Rätsel mehr. Und wenn ich nicht irre, eines von vielen auf diesem Schiff. Doch Rätsel sind mein Geschäft.«
     

17
     
    Kurz vor zehn tauchte Lofton auf, immer noch mit der Miene eines höchst beleidigten Mannes.
    »Ich habe meine Leute im Rauchsalon versammelt, Inspector«, verkündete er. »Der Raum ist um diese Zeit immer leer. Vielleicht stinkt es dort ein bißchen, doch Sie werden vermutlich nicht lange brauchen. Ich würde vorschlagen, Sie kommen gleich mit.«
    Chan erhob sich. »Kommen Sie auch mit, Miß Potter?« Und auf dem Weg dorthin fragte er den Doktor: »Habe ich richtig verstanden, daß alle Teilnehmer anwesend sind?«
    »Alle – außer Mrs. Luce«, teilte ihm Lofton mit. »Sie schläft lange. Aber ich werde sie wecken lassen, wenn Sie es wünschen.«
    »Ganz und gar nicht. Ich weiß, wo Mrs. Luce gestern abend war. Tatsächlich hat sie bei mir zu Hause diniert.«
    »Wirklich?« rief der Doktor überrascht aus.
    »Sie wären auch willkommen gewesen.« Charlie lächelte.
    Sie betraten den Rauchsalon, der nach altem, verstaubtem Zeug roch und in dem leere Flaschen herumstanden. Die Gruppe betrachtete Chan mit unverhohlener Neugier. Er starrte sie einen Moment lang stumm an. Eine kleine Ansprache schien angezeigt.
    »Darf ich einen höflichen Gutenmorgengruß entbieten«, begann er. »Würde sagen, bin genauso überrascht, Sie alle wiederzusehen, wie Sie sein dürften, mich zu erblicken. Nur widerwillig zwinge ich Ihnen meine entsetzliche Gegenwart auf, aber Schicksal will es nicht anders. Wie Sie wissen, hat Sie Inspector Duff in Honolulu erwartet, dem Paradies des Pazifik, mit der Absicht, in Ihrer Gesellschaft ostwärts mitzureisen. Letzte Nacht nun hat sich Paradiesgeschichte wiederholt, und Schlange erschien und streckte ehrenwerten Duff nieder. Geht ihm, gottlob, heute morgen sehr viel besser. Vielleicht sieht er Sie alle sehr bald wieder. Inzwischen wurde für Duff stupider Ersatzmann in Position gedrängt, für die er nicht die Intelligenz, den Geist und den Ruf mitbringt – meine Wenigkeit.«
    Er lächelte gewinnend und setzte sich.
    »Alles Unheil entsteht durch öffnen des Mundes«, fuhr er fort. »Trotzdem ich dies weiß, bin ich gezwungen, mit meinem Mund von nun an in beträchtlichem Umfang zu operieren. Erstes Bestreben wird sein, von jedem exakten Aufenthaltsort – sagen wir, zwischen acht Uhr gestern abend und Auslaufen des Schiffes um zehn Uhr – herauszufinden. Entschuldigen Sie solch empörenden Hinweis, aber jeder, der versäumt, Wahrheit zu sagen, könnte später Ursache haben, das zu bedauern. Habe gesagt, ich sei stupide. Das ist Tatsache. Doch oft weichen Götter vom Weg ab und nehmen sich solcher an. Um mich zu entschädigen, überschütten sie mich manchmal mit

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