Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
wollen mehr, und wir werden euch behalten, wenn ihr schwach seid.« Der eisige Nebel verdichtete sich. Ich glaubte, ein böses Funkeln aufblitzen zu sehen, aber dann sprach die Kleinere weiter.
»Seid sicher, dass wir eure Seelen gut behandeln w erden, wenn sie bei uns bleiben«, sagte sie sanft und lächelte besonnen. »Sollten sie von dem schwarzen Weg abkommen, der in unser Reich führt, ist sie unser und euer Körper wird nach und nach sterben.«
Lennox ʼ Hand hielt meine fester. »Du musst das nicht tun, Hanna«, flüsterte er und ich erschrak, als die große Banshee auf mich zuschnellte.
»Du musst das nic ht tun, du kannst sie auch alle sterben lassen!« Dieser erneute Schrei, von dem ich mir jetzt sicher war, dass ihn außer mir niemand hörte, ließ mich nach Luft schnappen.
»Ich werde es tun«, sagte ich so fest ich konnte.
»Und ich werde mitkommen«, sagte Lennox schnell und umfasste meine Taille, als fürchte er, die Todesfeen könnten mich ihm sonst entreißen.
»Wir wollen noch mehr!«, forderte die kleinere Banshee und ich spürte die Furcht der anderen.
Mister Gray meldete sich zu Wort, sicherte sich mit dem Blick zu Ben und Bruder Theodor ab.
»Ich könnte Hanna und Lennox begleiten«, schlug er vor.
Die Banshees wirbelten in einem eisigen Licht umher und eine blieb vor Luca und die andere vor Ben stehen. Ihre harten Blicke schienen sie zu durchleuchten.
»Wir wollen sie!« Die Forderung duldete keinen Widersp ruch und wir stellten uns nebeneinander auf. Lennox an meiner rechten Seite, Luca hielt ich an der anderen Hand und Ben verschränkte seine Finger mit Luca’s.
»Verlasst nicht den schwarzen Weg, egal was passiert«, hörte ich Mister Gray noch sagen, dann öffnete sich das frostige Portal, das in eine Winterwelt führte.
Ein Schritt und wir waren umhüllt von grauen Schneeflocken, die uns die Sicht nahmen, bis wir den schwarzen Sand unter unseren Füßen wahrnahmen. Er knirschte mit jedem schwerfälligen Schritt. Es war ein Weg, der sich durch eine weiße Wüste schlängelte. Man konnte kaum mehr als wenige Meter vorwärtssehen.
»Wir müssen dem W eg folgen«, hörte ich Luca, die sich an mir vorbeischob und mit energischen Schritten voranging.
»Hach, das wird sicher ein Heidenspaß«, plauderte sie betont locker.
»Luca, warte«, zischte Ben und angelte nach ihrer Hand, die sie ihm schnell wieder entzog.
»Bleibt zusammen!« , kommandierte Lennox und eilte ihnen mit mir nach.
»Wo genau soll der Weg hinführen? Das ist doch totaler Mist. Keiner von uns weiß , wo wir hin müssen und wonach wir genau suchen«, fluchte Luca jetzt nervös und ließ sich dann doch von Ben einfangen, der ihr Halt bot.
»Funktioniert hier eigentlich unsere Magie?«, fragte ich und stolperte über etwas, das aussah wie eine Baumwurzel , sich zu meinem Entsetzen aber zu bewegen schien und dann in dem Gestöber aus grauen Schneeflocken verschwand.
»Nein, dies ist die Geisterwelt, oder besser gesagt eine Art zeitloser Raum. Hier existiert nur unser Geist.« Luca seufzte laut und sprach mir damit aus der Seele.
Ewig lange schienen wir jetzt schon auf diesem endlos wirkenden schmalen Weg im Nichts zu laufen. Meine Beine wurden müde und ich sinnierte gerade darüber nach, wie das möglich war, als ich bemerkte, dass ich keine Bindung zu meinem Dämon hatte. Ruckartig blieb ich stehen.
»Er ist nicht da!«, stellte ich fest und Lennox sah mich fragend an. »Mein Dämon!«, rief ich ihm gegen den aufkommenden Sturm hinweg zu.
»Meiner auch nicht, mein Herz.« Er zog mich fester an sich heran. »Hier sind wir nur einfach e Menschenseelen. Ohne Magie, ohne Zauber, ohne Dämon.«
Es war ungewohnt, dabei w ar es doch noch gar nicht allzu lange her, dass ich gewöhnlich war. Ein normales Menschenmädchen. Schwächer und verletzlicher. Jetzt, wo die Energie des Dämons oder die prickelnde Kraft der Magie fehlte, fühlte ich mich müde.
Vor mir konnte ich Ben und Luca kaum noch sehen und ich versuchte sie einzuholen. Lennox begann zu rufen, doch sie reagierten nicht. Alarmiert rannte ich los, Lennox neben mir. Obwohl sich Bens und Luca’s Bewegungen nicht beschleunigten, wurde sie immer undeutlicher. Der Schnee wurde dichter und innerhalb des nächsten Herzschlages waren sie verschwunden.
»Verdammt!«, fluchte Lennox zwischen zusammengepressten Zähnen und hielt mich noch fester.
»Wo sind sie hin?«
»Keine Ahnung. Ich schätze , man hat uns mit Absicht voneinander getrennt«, vermutete
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