Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
verschlingen, zu verdauen und unsere Reste auszuspucken.
Ganz plötzlich standen wir vor einer Wand aus blauem Eis. Sie war von feinen Rissen durchzogen und Lennox ließ sacht seine Finger darübergleiten. Ratlos sahen wir uns an. Wir blickten zurück in den Gang und gerade, als ich dachte die Verzweiflung hätte mich wieder, zuckte mein Blick zurück zu dem Fels. Lennox sog scharf die Luft ein und schob mich mit einer harten Bewegung schützend hinter sich. Vor uns veränderte sich das Eis im tanzenden Licht und wurde zu einem Spiegel. Wir sahen uns, wie wir Hand in Hand dort standen.
Dann durchfuhr es mich wie ein Blitz und ich erblickte das fahle Gesicht der Banshee. Ihre roten Augen rasten auf mich zu und ihre Traurigkeit nahm mir den Atem. Ich krümmte mich und öffnete den Mund, ohne dass ein Laut über meine trockenen Lippen drang. Durch die Banshee hindurch sah ich Lennox neben mir in dem Spiegelbild. Er litt den gleichen Schmerz wie ich. Dann wirbelten die Bilder durcheinander und die von Trauer gezeichnete Stimme der Banshee erfüllte die Luft in diesem eisigen Raum.
» Seht und entscheidet. Die Zukunft ist euer.« Sie lächelte tatsächlich ein nachsichtiges Lächeln, bevor sie durchscheinend wurde. Dann erfüllte sich der Raum mit dem Heulen des Windes, obwohl kein Lüftchen ging. Sie war fort und ich hielt die Luft an, als die Bilder sich rasend schnell vor uns in diesem Spiegel abspielten.
In der Dunkelheit, keine zehn Meter vor dem Haupteingang des Dunvegan Castle stand eine Armee aus etwa fünfzig Zeitwandlern. Den bösartigen Blick von Abel von Wolf, der so gar nicht zu seinem runden Gesicht passen wollte, sah ich als erstes. Luca und Ben lagen hinter mir im Staub und rappelten sich mühsam wieder mit der Hilfe von Mister Gray auf, der zum Schutz ein Energiefeld aufrechterhielt. Seine Hand, mit der er durch Energie die Angreifer in Schach hielt, zitterte.
Louisa sprang an meine Seite , ergriff meine Hand und unsere Gedanken verbanden sich. Unsere Haare wogten unwirklich um unsere Häupter. Ich konnte die Emotionen der Angreifer spüren. Da waren Argwohn, Hass und Mordlust. Aber auch Unsicherheit und so etwas wie Mitgefühl. Von wem welches Gefühl kam, konnte ich nicht ausmachen.
Louisa summte neben mir und schloss ihre Rehaugen. Wind frischte auf und ließ den einen oder anderen der Zeitwandler in seiner Bewegung verharren und aufhorchen. Die aggressiven Emotionen flachten kurz ab, bevor sie sich schnell wieder verdichteten.
Luca und Ben stellten sich mit Lilli an unsere Seite. Wir bildeten eine Mauer. Plötzlich beschleunigte sich alles. Lennox zückte ein Schwert und trat vor uns, ebenso wie mein Vater. Das violette Licht unserer Schutzzauber hüllte uns ein, während Lennox und mein Dad mit Abel, der Frau, die sie Serena nannten, und einem fremden Wendigo sprachen. Ich konnte nichts verstehen, fühlte nur die Stimmung, die bereits von angespannt zu zornig kippte. Es würde ein schlimmes Gemetzel werden, wie es Old Mac schon prophezeit hatte.
Ich schloss die Augen, als mein Vater das Schwert als Zeichen, dass es keine Möglichkeit zum Verhandeln gab, über seinen Kopf hob.
Lilli sprang vor, berührte mich eilig, Luca tat es ihr gleich und wir bildeten eine Einheit. Magie sprudelte aus uns heraus. Ein Flimmern, unsere Dämonen waren präsent, die Zeit wurde beeinflusst.
Luca stieß einen spitzen Schrei aus, hektisch sah ich mich zu ihr um. In ihren Augen lag die blanke Panik. Lillis Lippen bewegten sich schnell, aber stumm. Ich betete. Ein Sturm brach los, riss mich fast von den Füßen. Unsere Kleider und Haare flatterten wie wild um uns und schränkten unsere Sicht ein. Der erste Zeitwandler-Dämon stob auf uns zu, reflexartig hob ich die Hand und ein Stoß wirbelnder Energie hielt ihn fern.
Lennox verteidigte uns bereits an der Seite meines V aters gegen die ersten Monster. Irgendwie schienen wir es zu schaffen, dass die Dämonen die Zeit nicht stoppten. Für einen Augenblick schien sich Verwirrung bei den Zeitwandlern breitzumachen. Einige Kämpfer hielten inne, sahen sich fragend um und wurden mit nur einem Blick von Abel von Wolf zurück in die Schlacht geschickt.
Ben und Mister Gray begannen neben dem Schutz - auch einen Angriffszauber zu formen. Die ersten Zeitwandler wurden wie Spielzeugsoldaten einfach weggefegt. Ein kurzer Moment des Triumphes und dann ging ein Ruck durch meinen Arm, als Louisa von mir gerissen wurde. Ich wirbelte herum, sah in ihre schreckgeweiteten
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